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Gesundheit Verengte und undichte Herzklappen

Wenn die Herzklappen nicht richtig funktionieren, war das Thema des Medizinischen Sonntags.

Von Uwe Seidenfaden 05.03.2018, 00:01

Magdeburg l Das menschliche Herz ist wie eine Wohnung mit vier Zimmern und vier „Türen“, zwei für den Eingang und zwei für den Ausgang. Mediziner sprechen von Herzklappen – der Aorten-, Mitral-, Trikuspidal- und der Pulmonalklappe. Wenn sie nicht korrekt öffnen und schließen, kann das Herz nicht mehr normal arbeiten. Über häufige Ursachen und moderne Therapien informierten gestern der Kardiologe Prof. Dr. Rüdiger Braun-Dullaeus und der Herzchirurg Prof. Dr. Jens Wippermann, Klinikdirektoren am Magdeburger Universitätsklinikum.

Um die Bedeutung der Herzklappen für die Funktion eines gesunden Herzens genauer zu verstehen, erklärte Professor Braun-Dullaeus an Hand kurzer Videos zunächst den grundlegenden Aufbau des Herzens mit seinen beiden Hauptkammern und den zwei sogenannten Vorhöfen. In der linken Herzhälfte liegen die Aorten- und die Mitralklappe, durch die mit Sauerstoff angereichertes Blut aus der Lunge in den Körper gelangt. Im rechten Teil des Herzens befinden sich die Trikuspidal- und die Pulmonalklappe, die für den Rücktransport des Blutes aus dem Körper in die Lunge sorgen.

Damit das Herz normal arbeiten kann, müssen die vier Klappen aufeinander abgestimmt öffnen und schließen, so dass das Blut stets nur in eine Richtung fließt. Der Verschluss darf nicht zu eng und nicht zu weit sein. Andernfalls kann es zu einem unerwünschten Stau des Blutes im Herzen kommen, dessen Folgen und Behandlungsmöglichkeiten die Ärzte erklärten.

Herzklappenschäden können u.a. die Folge eines Herzinfarktes, einer akuten rheumatischen Entzündung oder eines angeborenen Herzfehlers sein. „Besonders häufig sind jedoch alterungsbedingte Klappenveränderungen im höheren Lebensalter (über 75 Jahre), informierte Prof. Braun-Dullaeus. Insbesondere gilt das für Verengungen der Aortenklappe und Undichtigkeiten der Mitralklappe. Moderne Ultraschallverfahren (z.B. 3D-Farbdoppler-Sonografie) können Herzklappenfehler exakt sichtbar oder auch hörbar machen.

Verengte bzw. undichte Herzklappen können zu ähnlichen Symptomen führen. Die Patienten klagen z.B. über Kurzatmigkeit und Luftnot bei leichten Belastungen, einem beschleunigten Herzschlag, rascher körperlicher Ermüdung und „dicken Beinen“ (Ödeme). Ein Risiko ist, dass der von Herzklappenerkrankungen ausgelöste Blutstau zu einer fortschreitenden Schwächung des Herzmuskels führt. Damit das nicht geschieht, sind eine gute Überwachung der Patienten beim Kardiologen und eine rechtzeitige Klappenkorrektur in der Klinik wichtig, bekräftigten beide Herzspezialisten.

Die Möglichkeiten, Herzklappenfehler medikamentös zu behandeln, sind begrenzt, denn die anatomischen Ursachen verändern Medikamente nicht. Größere Bedeutung haben daher die chirurgische Wiederherstellung der Klappenfunktion und der Einsatz künstlicher Herzklappen. Über die heutigen chirurgischen Verfahren (kleine Schnitte im Brustraum) klärte Professor Jens Wippermann mit kurzen Videos aus dem Operationssaal auf.

Nach Möglichkeit versuchen die Herzchirurgen, die veränderte Herzklappe zu reparieren. Sei das nicht möglich, kommt eine künstliche Klappe zum Einsatz. Je nach Art des zur Konstruktion der Ersatz-Herzklappen verwendeten Materials unterscheiden die Ärzte zwischen mechanischen und biologischen Herzklappen. Erstere haben eine längere Haltbarkeit von vielen Jahrzehnten. Allerdings erfordern sie die lebenslange Einnahme von Medikamenten zur Gerinnungshemmung des Blutes. Ebenso wichtig für diesen Patientenkreis ist eine Antibiotika-Prophylaxe von Herzklappenentzündungen bei allen anderen chirurgischen Eingriffen, insbesondere im Mund-Rachen-Raum.

Über neue minimal-invasive Verfahren des Klappenersatzes informierte Professor Braun-Dullaeus. Dabei wird über die Leistenvene oder einen kleinen Schnitt im Brustraum ein dünner Spezial-Katheter unter Ultraschall- und Röntgenkon- trolle bis in das Herz vorgeschoben. An seiner Spitze sitzt ein zusammengefalteter Klappenersatz, den die Kardiologen an der richtigen Stelle im Herzen entfalten und verankern.

Der Herzklappen-Einsatz per Katheter ist vor allem für Menschen geeignet, für die ein herzchirurgischer Eingriff ein zu großes medizinisches Risiko darstellt. Am Uniklinikum besprechen Kardiologen und Herzchirurgen immer im Team, welcher Patient wie behandelt wird.

Die Korrektur kranker Herzklappen kann die Lebensqualität auch älterer Menschen noch einmal verbessern. Deshalb wagen sich die Ärzte heute auch an Eingriffe bei Patienten, die bereits das 90.Lebensjahr überschritten haben.

Die Vorträge können im Internet angesehen werden.