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Bislang fehlen beim Cloud Computing verlässliche Standards / Die Sicherheit ist umstritten Daten in der virtuellen Wolke speichern

09.03.2012, 04:23

Auf der Computermesse CeBit ist das sogenannte Cloud Computing ein Hauptthema. Neben vielen Vorteilen hat die Dienstleistung auch schwer kalkulierbare Risiken.

Hannover (dpa/use) l Cloud Computing heißt soviel wie Rechnen in der Wolke. Dabei werden Texte, Fotos, Videos und Programme nicht mehr auf der eigenen Computerfestplatte oder auf dem firmeneigenen Datenserver gespeichert, sondern in Rechenzentren von Dienstleistern. Ein Beispiel dafür sind Webmail-Dienste, bei denen die Nutzer ihre E-Mails über die Internetseite des Anbieters abrufen. Mit Cloud Computing hat man immer Zugriff auf die eigenen Daten - von Zuhause, im Büro, im Internetcafé oder unterwegs mit Smartphones bzw. Tablet-PC. Weitere Vorteile: Die Installation neuer Programme entfällt, und man muss auch keine Updates mehr auf die eigene Festplatte herunterladen.

Ein Marktvolumen von 17 Milliarden Euro wird erwartet

In großen Unternehmen ist Cloud Computing bereits Realität. Spezialisten arbeiten gemeinsam an Konstruktionsplänen oder verarbeiten Kundendaten. Der Branchenverband BITKOM sieht im Cloud Computing einen Zukunftsmarkt mit großen Wachstumschancen. Verbandspräsident Dieter Kempf erwartet bis 2016 ein Marktvolumen von 17 Milliarden Euro - davon mehr als sechs Milliarden im Geschäft mit Privatanwendern.

Für Privatleute sind manche Cloud-Dienste kostenfrei. Man bezahlt mit der Preisgabe eigener Daten wie Wohnort, Alter, Geschlecht und Hobbys und erhält im Gegenzug passgenaue Werbung.

Was allerdings fehlt, sind verlässliche Standards beim Cloud Computing, sagt Wolfgang Zink aus der Geschäftsleitung des Münchener Beratungsunternehmens Booz Company, das auf der CeBIT eine Studie für das Bundeswirtschaftsministerium vorstellte. Die Autoren der Studie lichteten den Standardisierungsdschungel im Cloud Computing. "Wir haben etwa 150 Normen und Standards gezählt, von denen sich viele überschneiden" erklärte Zink.

Nach einer eingehenden Untersuchung seien etwa 20 besonders relevante Standards übrig geblieben. Dabei gehe es nicht nur um Technik, sondern auch um Rahmenbedingungen wie Transparenz, Sicherheit, Datenschutz und rechtliche Vorgaben.

Konkret heißt das, der Kunde muss sicher sein, dass die Betreiber der Cloud-Computing-Dienste die Daten sicher lagern und nicht versehentlich löschen. Nicht zum Vertauen beigetragen haben in diesem Zusammenhang jüngste Sicherheitspannen mit Kontodaten von Bankkunden und Probleme bei der Einführung der elektronischen Gesundheitskarte. Problematisch ist außerdem, dass viele Cloud-Anbieter in den USA sitzen und die dortigen Datenschutz-Bestimmungen nicht so streng wie in Deutschland sind. "Es ist wichtig, dass ordnungspolitisch ein klarer Rahmen gesetzt wird", empfiehlt Zink. "Wir schlagen eine Zertifizierung vor, bei der Stellen wie die TÜV-Gesellschaften ein Gütesiegel für Cloud-Anbieter verleihen."

Die Deutsche Telekom will mit Datenschutz und Sicherheit punkten, wenn sie mit neuen Cloud-Angeboten in Konkurrenz zu Platzhirschen wie Microsoft, Google oder SAP tritt. "Die deutsche Cloud wird aus unserer Überzeugung zum Wettbewerbsfaktor", sagte Vorstandschef René Obermann zum CeBIT-Auftakt. "Die Kundendaten fließen über abgeschottete Leitungen, die Daten verlassen nie die Telekom-Infrastruktur."