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Kaum größer als ein Dackel Hessisches Landesmuseum Darmstadt zeigt "Urpferd 2.0"

In der Grube Messel liegt in Ölschiefer die Welt, wie sie vor Millionen Jahren aussah. Zu den spektakulärsten Funden zählt auch das Urpferd. Mit modernster Technik haben Wissenschaftler und Spezialisten dem Tier nun Gestalt gegeben.

19.08.2020, 09:20

Darmstadt (dpa) - Es schlich durchs Unterholz, war nicht viel größer als ein Dackel und doch ein Hengst. Mit einem 48 Millionen Jahre alten Skelett eines Urpferdes haben Wissenschaftler und Präparatoren nun ein Modell rekonstruiert und Bewegungsabläufe des kleinen Ahnen der heutigen Pferde simuliert.

Zum 25. Jubiläumsjahr der Grube Messel als Unesco-Weltnaturerbe präsentiert das Hessische Landesmuseum Darmstadt das "Urpferd 2.0". "Es ist eine neue Generation des Erforschens des Urpferdchens", sagte Museumsdirektor Martin Faass bei dem Start der kleinen Ausstellung "Urpferd 2.0" im Museum. Sie läuft bis zum 25. April 2021 und wird im Museum an dem Standort präsentiert, wo für gewöhnlich der Elefantenahn Mastodon steht.

Die 14.000 Jahre alten Knochen des Mastodons sind derzeit an eine Ausstellung im Smithsonian American Art Museum in der US-Hauptstadt Washington verliehen. Die konnte wegen der Corona-Krise aber noch nicht gezeigt werden. Eigentlich war die Rückkehr für den Herbst geplant. "Im März soll es wieder hier sein", sagte Faass über die geänderten Pläne.

Spezialisten entwickelten aus einem bis auf wenige Zentimeter zusammengepressten fossilen Skelett aus dem Ölschiefer der Grube Messel in Südhessen ein 3-D-Skelett des Urpferds, ein präpariertes Exemplar mit Fell, und zeichneten am Computer die Bewegungsabläufe nach. Eine Computertomographie ergab, dass es sich um einen Hengst handelt, wie der Kurator Torsten Wappler sagte.

"2015 gab es den spektakulären Fund", sagte Wappler. Das 48 Millionen Jahre alte Urpferd sei als vollständiges Skelett entdeckt worden. Experten hätten es gescannt und ihm in einem 3-D-Drucker eine Gestalt gegeben. Präparatoren hätten schließlich mit Tausenden von Haaren von Rehen oder Damwild auch das Fell geschaffen. "25 Jahre aktive Forschung führt immer noch zu neuen Ergebnissen."

"Wenn man das Tier so sieht, wird man kaum vermuten, dass es ein Pferd ist", sagte Präparatorin Mascha Siemund. Es wird nicht wie ein Pferd galoppiert sein, auch hat es keine Hufe, sondern eher Füße eines Tapirs. So wie das Tier jetzt als Rekonstruktion zu sehen ist, ist es der aktuellste Stand, wie dieses Säugetier vor 48 Millionen ausgesehen haben könnte. Zu sehen ist auch das Originalfossil, ein im 3-D-Drucker zusammengesetztes Modell des Skeletts, eine Computeranimation über die Bewegung des kleinen Pferdeahns sowie ein beleuchtetes Modell, an dem Farbe und Fell-Struktur geändert werden können.

Die Grube Messel in Südhessen mit ihren bedeutenden Fossilienfunden ist vor 25 Jahren zum ersten Unesco-Weltnaturerbe in Deutschland ernannt worden. Die Funde sind Zeugnis einer Welt lange nach dem Aussterben der Dinosaurier und lange bevor die Evolutionsgeschichte Neandertaler oder den modernen Menschen hervorbrachte. Die größte Sammlung an Messel-Fossilien besitzt das Landesmuseum, das in diesem Jahr 200 Jahre alt wird.

© dpa-infocom, dpa:200818-99-214781/3

Mitteilung des Landesmuseums