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Janin Niele ist die Veranstalterin von Rock im Stadtpark 20-Jährige organisiert Festival für 5000 Besucher

Von Karolin Aertel 02.08.2011, 06:37

Mit 15 Jahren organisierte Janin Niele ihr erstes Konzert in einer kleinen Magdeburger Bar. Damals kamen rund 100 Besucher. Inzwischen ist die junge Frau 20 Jahre alt und Veranstalterin des Magdeburger Festivals "Rock im Stadtpark" bei dem in diesem Jahr gut 5000 Besucher aus der gesamten Bundesrepublik erwartet werden. Um dieses zu organisieren zahlt die aus Möser (Jerichower Land) stammende Musikliebhaberin jedoch einen hohen Preis.

Magdeburg. Sachsen-Anhalts Landeshauptstadt soll einmal ganz oben auf dem Kalender der angesagtesten Festivals stehen. Das ist ein Traum, an dem die 20-jährige Janin Niele seit Jahren konsequent festhält.

Im zarten Alten von 15 Jahren hat sie angefangen, diesen Traum zu verwirklichen. Damals begann sie mit der Organisation eines kleinen Konzertes ihrer einstigen Lieblingsband "Blickfeld". Jetzt, fünf Jahre später, ist sie ihrem Ziel schon ein ganzes Stück näher.

"Rock im Stadtpark", kurz RiS, hat sich von einer kleinen Club-Veranstaltung mit rund 100 Besuchern zu einem großen Festival entwickelt. Namenhafte Bands und Musiker wie "Wir sind Helden", "Jennifer Rostock", "Bosse" und "Frida Gold" hat sie zu sich auf die Bühne geholt. Bis zu 5000 Besucher aus der gesamten Bundesrepublik werden am 5. und 6. August in Magdeburg erwartet.

Hinter der Organisation des "Rock im Stadtpark"-Festivals steht nicht etwa eine große Event-Agentur oder eine Hundertschaft an Profis. Nein. Janin selbst sowie sechs junge, ehrenamtliche Helfer haben das Festival in Eigenregie auf die Beine gestellt.

Um sich den Traum einer Open-Air- Veranstaltung, die irgendwann einmal die Größenordnung des "Hurrican"-Festivals erreichen soll, zu erfüllen, hat Janin vor zwei Jahren sogar ihr Abitur abgebrochen. Ein mutiger Schritt, den sie wagen musste.

"2009 haben wir uns mit RiS ganz schön verkalkuliert", erzählt sie. "2000 Besucher haben nicht gereicht, um die Ausgaben, die wir hatten, zu deckeln." Zudem sei sie – damals noch gutgläubig – von vielen schamlos ausgenutzt worden. Das Ergebnis: 25 000 Euro Schulden. Janin war zu diesem Zeitpunkt gerade mal 18 Jahre alt und ging noch zur Schule.

"Ich hatte 14 Tage Zeit, um mich zu entscheiden", berichtet sie. "Entweder weitermachen oder Insolvenz anmelden." Doch eigentlich brauchte sie sich die Frage gar nicht stellen, denn Aufgeben kam für die ehrgeizige junge Frau nicht in Frage. "Auch wenn ich oft den Tränen nah war, ich wollte weitermachen." Sie brach das Abitur ab.

Janin begann peu à peu die Schulden abzuarbeiten. Bis zu acht Nebenjobs habe sie zu der Zeit gehabt. Von Callcenter-Agent über Babysitter hin zum Kellnern, Nachhilfe geben und Flyer verteilen – Janin war und ist sich bis heute für nichts zu Schade.

Der Preis den Janin zahlt, ist die Jugend

Und siehe da, es hat sich gelohnt. "Rock im Stadtpark" hat sich zu einem echten Muss für Open-Air-Fans entwickelt.

Für die Erfüllung ihres Traumes zahlt Janin jedoch einen hohen Preis – den Preis ihrer Jugend. Während andere ihres Alters alle Freizügigkeiten des Jungseins genießen, arbeitet Janin nicht selten 16 Stunden am Tag. Oftmals sieben Tage die Woche. Sie tourt durch ganz Deutschland, hat zig Jobs und ist fast jeden Tag woanders.

Schlaf bekommt sie nur wenig. Die 20-Jährige sieht zweifelsohne erschöpft aus. Doch Schlappmachen geht nicht. Auf ihren schmalen Schultern lastet auch in diesem Jahr wieder eine enorme Verantwortung.

130 000 Euro wird "Rock im Stadtpark 2011" kosten. Mit 80 000 Euro muss sie in Vorkasse gehen. Janin jongliert mit ihren 20 Jahren mit Geldbeträgen, bei denen selbst so manchem Erwachsenen schwindelig wird. Angst vor den großen Zahlen habe sie jedoch keine. Angespannt sei sie dennoch. Das Schlimmste, was ihr passieren kann, wäre ein Dauerregen-Wochenende. Dann wäre ein Jahr Planung, Schlafentzug und Klinkenputzen gewiss für umsonst gewesen. Doch daran möchte sie lieber nicht denken.

Vielmehr gilt es jetzt, die letzten organisatorischen Dinge zu klären. Beispielsweise welcher Promotion-Stand, wo positioniert wird. Wie man vielleicht noch ein paar Sponsoren gewinnen kann und vor allem, wie man die erwarteten 5000 Besucher in den Stadtpark bekommt. Das ist nämlich derzeit eines der größten Probleme des RiS-Teams. Denn zeitgleich finde auf der ursprünglich eingeplanten Parkfläche ein Töpfermarkt statt. Shuttle-Busse vom Bahnhof oder andernorts in den Stadtpark zu bezahlen, passt definitiv nicht mehr ins eh schon knappe Budget.

Auch Müllaufsammeln gehört dazu

Und noch ein Problem hat sich aufgetan. "Es sind noch nicht genügend Helfer für den Auf- und Abbau da", erzählt sie. Sie werde noch in den Jugendclubs und an den Unis nachfragen, ob dort jemand Lust hätte mitzumachen.

Schließlich werde es bei 8000 Quadratmetern Festival-Fläche eine Menge zu tun geben. Und Janin weiß, wovon sie spricht. Denn egal, welche Veranstaltung es ist, sie packt immer selbst mit an. Auch wenn dies bedeutet nachts um 5 Uhr Müll und Zigarettenkippen aufzusammeln. Das gehört eben auch dazu. "Das Geld, das ich für Reinigungskräfte ausgeben müsste, stecke ich lieber in das Festival", erzählt sie. Schließlich stehen inzwischen Bands auf der Bühne, die eine horrende Gage fordern.

Das sei es ihr aber Wert. Schließlich möchte sie den Besuchern etwas bieten. "Wir könnten das Geld auch auf die Tickets aufschlagen. Aber das wollen wir nicht", sagt sie. Das Festival soll für die jungen Leute, die zumeist eh nicht viel Geld in der Tasche haben, bezahlbar bleiben.

Und damit es günstig bleibt, steckt Janin jeden Cent in die Veranstaltung. Was sie kann, macht sie selbst. So wird die ganze Familie in die Vorbereitungen eingespannt. Post eintüten, Flyer verteilen, T-Shirts bedrucken – jeder fasst mit an. "Meine Familie steht voll hinter mir. Auch wenn sie manchmal die Hände über dem Kopf zusammenschlägt", erzählt sie.

Die Familie – speziell Janins Mutti – war letztlich sogar der Auslöser für die Geburtsstunde des Festivals.

"Mit 15 hatte ich eine Phase, in der es mir seelisch nicht gut ging", erzählt sie. Ihr Vater habe eine neue Familie gegründet, ihr Opa hatte einen Herzinfarkt und in der Schule war Janine eher die Einzelgängerin. "So kam ein Problem zum anderen." Als sie am Tiefpunkt angekommen war, fuhr ihre Mutter mit ihr zum Sachsen-Anhalt-Tag, um sie ein wenig abzulenken.

Dort hat Janin die Band "Blickfeld" gesehen. "An dem Tag habe ich zum ersten Mal wieder gelächelt", erzählt sie. "Ich war sofort hin und weg. Die haben über das gesungen, was ich gefühlt habe."

Besucherzahlen haben sich verzehnfacht

Janin wollte die Band wiedersehen. Viel mehr noch. Sie machte es sich zur Aufgabe "Blickfeld" nach Magdeburg zu holen. Sie bombardierte die Band mit unzähligen E-Mails, anrufen und fuhr ihnen – heimlich – zu Konzerten hinterher. "Blickfeld" ließ sich überreden und spielte für Janin in einer kleinen Magdeburger Bar am Hasselbachplatz. "Es war großartig", schwärmt sie noch heute. "Danach ich wollte mehr." Sie wollte große Events organisiseren. Sie wollte für Magdeburg ein Festival auf die Beine stellen. So veranstaltete sie im Sommer 2007 das erste Mal "Rock im Stadtpark". Damals kamen rund 300 Besucher.

Heute hat sich die Besucherzahl mehr als verzehnfacht. Janin hat inzwischen eine Mini-GmbH gegründet und sich in Sachen Veranstaltungsmanagement ausbilden lassen. Und auch was Gema, Nutzungsrechte, Marketing und Sponsorensuche anbetrifft ist sie ein echter Profi geworden.

Janin ist nach wie vor hartnäckig. "Denn nur so können Träume auch Wirklichkeit werden", sagt sie. Für ihre Hartnäckigkeit und ihr Engagement wurde sie im vergangenen sogar zur "Magdeburger des Jahres" nominiert. Auch wenn sie den Titel nicht holen konnte, ist sie doch für viele Musik.-Fans in Sachsen-Anhalt zumindest die Nachwuchsveranstalterin des Jahres.

"Rock im Stadtpark"

@070_Info_Text_kein_Einzug:

Rock im Stadtpark:

findet am 5. und 6. August im Stadtpark Magdeburg, Heinrich-Heine-Weg, statt.

@070_Info_Text_kein_Einzug:Bands:

Freitag, 5. August, 16 bis 23 Uhr:

@070_Info_Text_kein_Einzug:Mandy Lane,

Empty Guns,

Harthof,

Bakkushan,

Bosse,

Jennifer Rostock

Sonnabend, 6. August, 14 bis 23 Uhr:

@070_Info_Text_kein_Einzug:The Ape Escape

In My Days

Herrenmagazin

The Skatoons

Say Okay

Frida Gold

Itchy Poopzkid

Daniel Wirtz

Wir sind Helden

@070_Info_Text_kein_Einzug:Camping:

Das Camping ist für alle möglich, die sich bis zum 30. Juli unter der e-Mail-Adresse matze@rock-im-stadtpark.de anmelden.

@070_Info_Text_kein_Einzug:

Kontakt:

info@rock-im-stadtpark.de

@070_Info_Text_kein_Einzug:Tickets:

Tagesticket 20 Euro; Wochenendticket 25 Euro zzlg. VVK-Gebühr

Vorverkauf u.a. in den Volksstimme-Service-Center

@070_Info_Text_kein_Einzug:Weitere Infos unter:

www.rock-im-stadtpark.de