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Pegida-Demo AfD-Politiker fordert Allianz mit Pegida

Mit Hans-Thomas Tillschneider hat erstmals ein Mandatsträger der AfD bei einer Demo der Pegida-Bewegung das Wort ergriffen.

10.05.2016, 23:01

Magdeburg/Dresden l Die Menge jubelt. Der Auftritt wirkt wie ein Heimspiel. „Genau!“, ruft einer während des anhaltenden Beifalls. „So ist es!“, schreit der Demonstrant, als Hans-Thomas Tillschneider den Satz beendet, dass Pegida „großartiges für unser Vaterland geleistet“ habe. „In unserer Heimat“ dürfe sich der Islam „nicht breitmachen“, sagt Tillschneider. Pegida gebühre Dank, weil sich die Bewegung als erste gegen die „Islamisierung des Abendlandes“ gewandt habe. Es sei die „Pflicht jedes Deutschen“, sich gegen die Verbreitung des Islam zu wehren. „Widerstand, Widerstand, Widerstand“, skandiert Tillschneider gemeinsam mit den Demonstranten unter Applaus.

Der Redner feiert die Bewegung, die Bewegung feiert den Redner – so läuft das bei der islam- und fremdenfeindlichen Pegida-Bewegung in Dresden inzwischen seit 19 Monaten. Und doch ist der Auftritt von Tillschneider am Montagabend ein Novum: Der Islamwissenschaftler sitzt im Magdeburger Landtag. Er ist der erste Mandatsträger der AfD, der bei Pegida spricht.

In seiner Rede schlägt Tillschneider nicht nur den wegen Volksverhetzung verurteilten Pegida-Chef Lutz Bachmann für das Bundesverdienstkreuz vor. Er ruft auch zur Vereinigung aller „Patrioten“ auf. „Pegida hat den Boden für die neue Islampolitik der AfD bereitet“, sagt Tillschneider. Die vielen Widerstandsnetzwerke in Deutschland und die AfD seien Teil „einer großen Bewegung“. Tillschneider fordert: „Reichen wir uns die Hand!“

Anfang Mai hat die AfD ihren Anti-Islam-Kurs in ihrem Parteiprogramm festgeschrieben. Darin findet sich der Satz: „Der Islam gehört nicht zu Deutschland.“ Tillschneider, der zur ultrarechten „Patriotischen Plattform“ gehört, war an der Formulierung dieser Passagen maßgeblich beteiligt.

Auf Anfrage der Volksstimme distanzierte sich der AfD-Politiker am Dienstag nicht von seinen Äußerungen. In einer E-Mail an die Redaktion bekräftigte er: „Der Islam ist hier fremd und steht in wesentlichen Punkten mit unserer Werte- und Lebensordnung in Konflikt.“ Auch die Forderung nach dem Bundesverdienstkreuz für Bachmann erneuerte Tillschneider. Bachmanns „einmalige Entgleisung“ (Verurteilung wegen Volksverhetzung) sei nichts im Vergleich zu den Verdiensten, die er sich durch den Aufbau der Pegida-Bewegung erworben habe.

Inwieweit Tillschneider Rückendeckung genießt, ist unklar. Sowohl AfD-Landeschef André Poggenburg als auch die AfD-Bundesspitze um Frauke Petry ließen eine Volksstimme-Anfrage am Dienstag bis Redaktionsschluss unbeantwortet.