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Valentinstag Liebesbriefe an „Dieto“

Ein Magdeburger Paar hat Dutzende Liebesbriefe aus den 90er Jahren aufgehoben. Zum Valentinstag erzählen beide die Geschichte dazu.

Von Elisa Sowieja 14.02.2017, 00:01

Magdeburg l Für einen Mann hat Thorsten Weise eine verdammt ordentliche Handschrift. Deshalb stört es nicht weiter, dass die Tinte auf dem lila Briefpaper schon ein bisschen verblasst ist. Man kann trotzdem noch jedes Wort entziffern, das er im ersten Liebesbrief an seine Katja zu Papier gebracht hat. Das war im Juni 1993. Die Magdeburger waren sich ein paar Wochen vorher in einer Gartensparte in Egeln-Nord über den Weg gelaufen.

„Kennen tue ich dich seit 35 Tagen und von Tag zu Tag mag ich dich mehr“, schmachtet der verknallte Thorsten da. Und: „Ich liebe Dich, egal was noch alles auf uns zukommt.“ Ins Gesicht gesagt hätte er ihr solche Sachen damals nicht. Warum, das gibt er ganz offen zu: „Ich war ein Schisser.“

Seine heutige Frau erinnert sich noch genau daran, wie sie den Brief gefunden hat. „Er lag auf meinem Bett im Garten“, erzählt sie. „Ich hab ihn gleich ein paarmal hintereinander gelesen und dabei gegrinst wie ein Honigkuchenpferd.“

In den nächsten Jahren folgten mehr als 70 weitere Liebeserklärungen aus Tinte und Papier – oft auf Postkarten mit einer kuschelbedürftigen Diddl-Maus. Die 38-Jährige bewahrt die gesamte Post bis heute in einem braunen A3-Umschlag auf dem Dachboden auf.

Wer sie durchsieht, dem sticht ein Wort immer wieder ins Auge: „Dieto“. Klingt erstmal nach Anwaltsbrief mit Rechtschreibfehler, ist aber eine ziemlich romantische Anrede, wenn man den Hintergrund kennt: „Als ich Katja das erste Mal sah, erinnerte sie mich optisch sofort an Demi Moore in ‚Ghost - Nachricht von Sam‘“, erklärt der Magdeburger. Und dann passte in diesem Liebesfilm auch noch ein Running Gag perfekt zu ihm: Immer, wenn Molly (Demi) ihrem Sam (Patrick Swayze) sagt, dass sie ihn liebt, erwidert der nur „Dito“. Ist also auch ein Schisser. Wie sich das „e“ ins „Dieto“ schummelte, das weiß Thorsten Weise allerdings selbst nicht mehr.

Dass er seiner Katja so oft schrieb, lag anfangs an ihren Eltern. Denn als sie sich kennenlernten, war er 21, sie erst 15. Da durften sich die Zwei nur am Wochenende treffen, wenn keine Schule war – und selbstverständlich immer in Sichtweite von Mama und Papa. „Unseren ersten richtigen Kuss hatten wir auch erst nach zwei Jahren“, verrät die Zahntechnikerin.

Nach einem Jahr stand für das Paar die nächste Schwierigkeit an: Thorsten Weise ging zur Polizeiausbildung nach Hessen. Wieder konnten sich die beiden unter der Woche nicht sehen. Ständig telefonieren war nicht drin – zu teuer damals. Also schrieb er seiner Liebsten jeden Montag einen Brief, um ihr die Zeit bis Freitag zu versüßen.

Nach seiner Ausbildung führten die beiden zwar noch 14 weitere Jahre eine Fernbeziehung, doch in dieser Zeit war Thorsten Weise oft auch unter der Woche zu Hause. Da gab‘s dann Küsse statt Briefe. Und die Küsse führten irgendwann ... Naja, ihr Sohn Conrad ist jetzt jedenfalls knapp zwei.

Die Eltern von Katja Hähner-Weise haben, bevor sie auf die Welt kam, übrigens auch lange eine Fernbeziehung geführt. Sie lebte damals in Moskau, er in Deutschland. Und jetzt raten Sie mal, was bis heute bei Katjas Mutter auf dem Dachboden lagert.