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Abwassergebühren Der Osten zahlt mehr

Die günstigsten Abwassergebühren zahlen die Bürger im Süden Deutschlands. Im Osten liegen die Kosten am höchsten, ergab eine Studie.

Von Silke Janko 01.07.2017, 01:01

Magdeburg l Die Zahler von Abwassergebühren in Ludwigsburg (Baden-Württemberg) haben gut lachen: Wenn sie den Toilettenspülknopf drücken, dann kostet sie die Spülung nur ein Bruchteil dessen, was ein Potsdamer oder ein Magdeburger zahlen muss. Mit 261,81 Euro Abwasserkosten im Jahr haben sie im Vergleich der 100 größten Städte in Deutschland die günstigten Gebühren.

Im Gegensatz zu den Potsdamern, die das Schlusslicht des Städterankings bilden: Sie müssen im Jahr 911,23 Euro für die fachgerechte Entsorgung des Brauchwassers berappen. Die Magdeburger zahlen zwar etwas weniger als in der brandenburgischen Landeshauptstadt, liegen mit 636,99 Euro aber mit knapp 400 Euro im Jahr über den Kosten der Ludwigsburger.

Das Institut der Wirtschaft Köln hat im Auftrag des Eigentümerverbandes Haus & Grund die aktuellen Abwassergebühren (Stand März 2017) für die 100 größten deutschen Städte unter die Lupe genommen.

Als Vergleich diente dazu eine vierköpfige, in einem Einfamilienhaus lebende Familie mit einem jährlichen Verbrauch von 178 Kubikmetern Wasser. Dabei wird von einem täglichen Verbrauch von 122 Litern Wasser pro Tag und Kopf ausgegangen. Auffallend in der Vergleichsstatistik ist, dass die zwölf günstigsten Versorger alle aus Bayern und Baden-Württemberg kommen.

Bis Rang 22 müssen Gebührenzahler nicht mehr als 400 Euro entrichten. Die teuersten Abwassersysteme befinden sich neben Bremerhaven und Saarbrücken im Osten Deutschlands und in Nordrhein-Westfalen. Magdeburg rangiert auf Platz 81, Dessau-Roßlau auf Platz 86 und Halle auf Platz 95.

Die Gebühren liegen bei den zehn teuersten dreimal höher als bei den günstigten Anbietern. Der Eigentümerverband räumt ein, dass äußere Rahmenbedingungen wie unter anderen Einwohnerzahl, Bevölkerungsdichte, die Dimensionierung der Kanäle, das Alter des Kanalnetzes die Kosten verteuern können. Die Strukturunterschiede allein würden die großen Preisdifferenzen allerdings nicht erklären. „Wir gehen davon aus, dass sich die Kosten deutschlandweit in vielen Städten senken lassen“, sagte Haus & Grund-Präsident Kai Warnecke. Außerden kritisierte er, dass die Gebührenordnungen der einzelnen Kommunen uneinheitlich, intransparent und häufig mit vielen Ausnahmeregleungen versehen seien.

Der Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft erklärte, Kostenunterschiede seien zwangsläufig. Wie teuer es ist, Abwasser zu reinigen, hänge zusätzlich auch von der Industrie und Landwirtschaft in der betreffenden Region ab.

Dass die Kommunen Gestaltungsspielräume haben, zeigt der Vergleich zur letzten Erhebung aus dem Jahr 2008. Die Stadt Salzgitter ist in dem aktuellen Ranking auf Platz 42 geklettert, von vorher Platz 84. Die Abwassergebühren für die Musterfamilie waren dort um 150 Euro im Jahr gesenkt worden.