Andrea Schröder
Die Volksstimme feiert dieses Jahr ihren 120. Geburtstag. Mitarbeiter stellen sich vor.
Wie gern ich, Andrea Schröder, schreibe, haben zuerst meine Omas und Opas erlebt. Ob von zu Hause an die Großeltern in Lulu oder auf Reisen nach Hause in Magdeburg, wo ich vor 43 Jahren geboren bin, – ich schrieb viele Briefe. Wandzeitungsredakteur in der Schule war dann der erste Schritt in meine spätere berufliche Zukunft, obwohl ich damals unbedingt Lehrerin werden wollte. Deutsch und Geschichte sind sehr aufwendig bei der Kontrolle der Arbeiten, erklärte mir mein Vater als Mathelehrer. Aber Mathe und Physik waren nicht das, was mir so viel Spaß gemacht hat, dass ich davon Schüler begeistern wollte.
Lesen war – und ist auch noch heute – eines meiner Hobbys. Ich verschlang Krimis und in mir wuchs der Wunsch, Kriminalistik zu studieren. Ein technischer Beruf ist dafür keine schlechte Voraussetzung, und so lernte ich im Staßfurter Fernsehgerätewerk Funkmechaniker mit Abitur. Doch ein Direktstudium für Frauen war damals nicht möglich. Ich war öfter zu Gast in der Betriebszeitungsredaktion. Als die Redakteurin dort ein Baby erwartete, durfte ich ihre Stelle mit dem bekannten Sprung ins kalte Wasser von heute auf morgen übernehmen. Von Layout, Spiegel und Umbruch hatte ich nichts gehört. Aber schnell lernte ich das, und auch, Filme und Fotos zu entwickeln.
Nachdem ich meinen Mann kennengelernt hatte, zog ich nach Stendal und arbeitete im Kernkraftwerk. Vom fortschrittlichen Fernsehwerk war dies ein Schritt rückwärts, da jede Zeile und jedes Foto genau kontrolliert wurden. Die Wende 1989 kam meinem geplanten Wechsel zuvor. Ich wollte mich beruflich neu orientieren, hatte schon einen Sozialpädagogik-Studienplatz in der Tasche, da meldete sich der erste Nachwuchs an. Heute sind unsere Söhne fast 18 sowie 19 Jahre alt.
Beim Burgfest in Tangermünde traf ich einen ehemaligen Kollegen aus Staßfurt, der bei der Volksstimme arbeitete. Über seine Frage, ob ich als freie Mitarbeiterin in Stendal mitmachen wollte, dachte ich nicht lange nach. Am 3. Oktober 1993 schrieb ich meinen ersten Text für die Stendaler Volksstimme. Als Freie war ich in und um meinen Wohnort Arneburg sowie im Bereich Bismark/Kläden tätig. Dann ergatterte ich einen der begehrten Volontariatsplätze und lernte verschiedene Mantel- und Lokalredaktionen kennen.
1998 kam ich erstmals nach Havelberg. Meine Begeisterung vom ersten Blick auf den Dom – wir parkten an der Dombrücke – vergesse ich nie. Nach einem kurzen Intermezzo in Osterburg übernahm ich vor zehn Jahren die Leitung der Havelberger Volksstimme und fahre noch immer jeden Tag gern über die Elbe hierher. Ich liebe meinen Beruf, der irgendwie auch mein Hobby ist, auch wenn manchmal wenig Freizeit bleibt. Ausgleich finde ich beim Laufen, Radfahren und Lesen. Und meine Oma freut sich immer noch, wenn ich ihr aus dem Urlaub eine Karte schreibe.