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Autokorso trotz Ausgangsbeschränkungen im Burgenlandkreis

Trotz des nachlassenden Infektionsgeschehens im Burgenlandkreis kann aus Sicht des Landrates nicht von einer Beruhigung der Lage gesprochen werden. Die Sterbezahlen liegen hoch und ein paar Bewohner wehren sich gegen die Ausgangssperre.

27.01.2021, 15:40

Naumburg (dpa/sa) - Das Infektionsgeschehen im Corona-Hotspot Burgenlandkreis scheint etwas zur Ruhe zu kommen. Dennoch hat Landrat Götz Ulrich (CDU) nach eigener Aussage weiterhin allen Grund zur Sorge. Der Kreis kämpfe nach wie vor gegen die bundesweit höchsten Corona-Infektionszahlen, sagte er am Mittwoch. Nach Angaben des Kreises liegt die sogenannte Inzidenz aktuell bei 370 Neuinfektionen pro 100 000 Einwohner binnen sieben Tagen. Vergangene Woche waren es mitunter mehr als 500.

Ihn beunruhige insbesondere die weiterhin hohe Sterblichkeit im Burgenlandkreis, so Ulrich. Nach Angaben der Kommune waren in den vergangenen sieben Tagen etwa 70 Menschen an oder mit dem Virus gestorben. "Mir ist, als wälzten sich die Leichen auf meine Brust", beschrieb Ulrich seine Gefühlslage in den Worten Heinrich Heines. Insgesamt seien nun etwa 270 Personen in dem Kreis im Zusammenhang mit dem Virus gestorben. "Das belastet mich extrem."

Um die überlasteten Intensivstationen zu schonen, hatte der Landrat eine Ausgangssperre zwischen 21.00 und 6.00 Uhr verhängt, die am Dienstag in Kraft trat. Nach ersten Erkenntnissen hatte es bereits in der ersten Nacht einige Zwischenfälle gegeben: So berichtete der Kommunalpolitiker von einem Autokorso mit 28 Teilnehmern.

Die Leute seien hupend durch die Innenstadt gefahren. Vermutlich hätten sie so ihr Unverständnis und ihren Widerstand gegen die Ausgangssperre ausdrücken wollen, erklärte Ulrich. Im Zusammenhang mit einem anderen Vorfall seien vier betrunkene Personen ebenfalls in Naumburg von der Polizei festgestellt worden.

Durch die nächtliche Ausgangssperre müssen die Bewohner des Kreises in dem vorgeschriebenen Zeitraum in ihren Wohnungen bleiben. Spaziergänge oder Sport an der frischen Luft sind unter anderem in diesem Zeitraum verboten. Ausnahmen gelten zum Beispiel für den Arbeitsweg, die Pflege von unterstützungsbedürftigen Personen und das Gassi-Gehen mit dem Hund. Um sicherzugehen, dass die Leute sich vor 21.00 Uhr wieder zu Hause einfinden, sollen die Supermärkte bereits um 20.30 Uhr schließen. Weitere Maßnahmen wie Einlasskontrollen sollten nach Angaben des Landrats ab Mittwoch für die Märkte gelten.

Wegen der hohen Sterblichkeit im Kreis hatte Ulrich zusätzlich angekündigt die positiven Corona-Proben genauer untersuchen zu wollen. Eine Mutation des Virus könnte in seinen Augen für die hohe Sterblichkeit und Infektiosität verantwortlich sein. Einen entsprechende Amtshilfegesuch zur Hilfe bei der Sequenzierung habe er am Anfang der Woche beim Präsidenten des Robert-Koch-Instituts gestellt. Das Institut soll die Proben sequenzieren. Bisher werden landesweit in Sachsen-Anhalt nur 20 Proben sequenziert. Eine Rückmeldung des Instituts kam laut Ulrich bisher nicht.

Sachsen-Anhalt weist derzeit eine der höchsten Inzidenzen aller Bundesländer auf und lag nach Angaben des RKI (Stand Mitternacht) mit 181,4 Neuinfektionen pro 100 000 Einwohner innerhalb einer Woche nur knapp hinter Spitzenreiter Thüringen (184,4).

© dpa-infocom, dpa:210127-99-194100/3