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Bundestagswahl Warnung vor Sicherheitslücken in Software

Eine zur Bundestagswahl verwendete Software soll angreifbar sein. Sind damit Manipulationen möglich?

23.09.2017, 23:01

Magdeburg l Aufregung um eine Computersoftware: Das zur Bundestagswahl von den Kommunen verwendete Programm „PC Wahl“ soll angreifbar sein. Die wichtigsten Fragen und Antworten im Überblick:

Wofür wird die Wahlsoftware eingesetzt?

Mit dem Computerprogramm „PC Wahl“ werden vorläufige Wahlergebnisse zusammengefasst und übertragen. Die Software kommt in mehreren Bundesländern zum Einsatz – so auch in Sachsen-Anhalt. Sie wird zwar nicht flächendeckend eingesetzt, in einigen Kommunen aber sowohl für die Ergebnisübermittlung vom Gemeindewahlleiter zum Kreiswahlleiter als auch vom Kreiswahlleiter zum Statistischen Landesamt genutzt. Im Statistischen Landesamt selbst kommt die Software nicht zur Anwendung. Dort wird zur Durchführung der Bundestagswahl eine eigenentwickelte Software eingesetzt.

Wie werden die vorläufigen Wahlergebnisse übertragen?

Das vom Wahlvorstand ermittelte Ergebnis wird unter Verwendung eines vorgegebenen Vordruckes per Telefon/Fax an den jeweiligen Gemeindewahlleiter übermittelt. Die Gemeindewahlleiter übermitteln die Schnellmeldungen zum Teil elektronisch an die Kreiswahlleiter und diese wiederum das Ergebnis des Wahlkreises elektronisch an das Statistische Landesamt.

Wie sicher ist die Software „PC Wahl“?

Nach Einschätzung des Chaos Computer Club, einem deutschen Verein, in dem sich Hacker zusammengeschlossen haben, existieren große Sicherheitslücken. Die Übertragung der Daten soll ohne Verschlüsselung erfolgen. Außerdem soll es keine Möglichkeit geben, die verschickten Daten auf deren Authentizität zu prüfen. Es besteht die Sorge, dass die Ergebnisse beim Verschicken oder im Anschluss daran manipuliert werden könnten – dies könnte Einfluss auf die Hochrechnungen haben.

Was wird unternommen, um die Schwachstellen zu beheben?

Laut Sachsen-Anhalts Landeswahlleiterin Christa Dieckmann hat die Verhinderung von Manipulationen der Wahlergebnisse „höchste Priorität“. Für die Organisation des Wahlablaufes und der Kommunikation von den Wahlbezirken bis zum Statistischen Landesamt am Wahlabend habe man „mehrere Abstimmungs- und Kontrollmechanismen eingearbeitet“, teilte sie auf Anfrage der Volksstimme mit. Details nannte Dieckmann nicht. Der Hersteller von „PC Wahl“ hat zudem Software-Updates zur Verfügung gestellt. Diese wurden installiert, erklärte die Landeswahlleiterin. „Zudem gab es Tests, um die Integrität der übermittelten Daten zu gewährleisten.“ Der Chaos Computer Club bewertet die Update-Versuche jedoch weiterhin als „unzureichend“.

Welche Probleme drohen am Wahlabend?

Bei einem Angriff auf die Software könnte es zu Verzögerungen bei der Übermittlung von Wahlergebnissen kommen. Angreifer könnten außerdem versuchen, die übertragenen Informationen zu verändern. Um eine korrekte Übermittlung sicherzustellen, sollen elektronisch verschickte Daten laut dem Bundeswahlleiter zusätzlich per Telefon oder Fax bestätigt werden. Die Wahrscheinlichkeit, dass vorläufige Ergebnisse manipuliert werden könnten, sei „äußerst gering“.

Besteht die Gefahr, dass das Wahlergebnis manipuliert werden könnte?

Nein. Die Software wird ausschließlich zur Übertragung von Ergebnissen genutzt – bei der Ermittlung des amtlichen Endergebnisses spielt sie keine Rolle: Gewählt wird mit Papier und Stift – die Abstimmung ist überprüfbar. Eine Verfälschung des endgültigen Wahlergebnisses wäre also selbst bei einer Manipulation von IT-Systemen ausgeschlossen.

Sind die Wähler besorgt, dass es zu einer Beeinflussung kommen könnte?

Ein großer Teil schon. Laut einer Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Kantar Emnid glauben 52 Prozent der Menschen, dass Hacker versuchen könnten, die Bundestagswahl zu beeinflussen. 82 Prozent dieser Bedenken resultieren aus der Erfahrung, dass auch andere Wahlen in westlichen Ländern – zum Beispiel in Frankreich oder den USA – durch solche Hackerangriffe beeinflusst wurden.

Mehr Informationen zur Bundestagswahl finden Sie hier.