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Bundeswehr Größter Heidebrand seit der Wende

Bei einer Bundeswehrübung in der Colbitz-Letzlinger Heide hat Pyrotechnik einen Brand ausgelöst, der rund 40 Hektar Fläche vernichtet.

Von Matthias Fricke 29.06.2018, 01:01

Magdeburg l „Blaulicht, Blaulicht! Übung halt, Übung halt!“ Mit diesem Funkspruch sind am Mittwoch die Vorbereitungen der Soldaten der deutsch-französischen Brigade aus Straßburg auf den Einsatz im afrikanischen Mali abrupt beendet worden. Der Grund: Eine kleine Rauchbombe an einem gepanzerten Fahrzeug, ein sogenannter „Fuchs“, geriet völlig außer Kontrolle und sorgte für einen Großbrand, der selbst im 70 Kilometer entfernten Braunschweig noch für Notrufe wegen der Rauchwolke und des Brandgeruchs sorgte. Dabei sollte die sonst weniger gefährliche Pyrotechnik nur mit rotem Rauch den Ausfall des Fahrzeugs signalisieren.

Insgesamt standen am Ende 40 Hektar, dies entspricht der Fläche von etwa 37 Fußball­feldern, in Flammen. „Obwohl die truppeneigene Feuerwehr wenige Minuten nach der Alarmierung vor Ort war, bekamen die Einsatzkräfte den Brand nicht mehr unter Kontrolle“, so Hauptmann Alexander Helle vom Gefechtsübungszentrum. Da half auch der Einsatz der zivilen Ortsfeuerwehren von vier Nachbarorten wenig. Laut Bundeswehr ist es der größte Flächenbrand seit der Wende.

Während er das am Donnerstag sagte, standen erneut zwei kleinere Flächen der Heide in Flammen. Der trockene Boden brennt wie Zunder. Dieses Mal sollen alte Glutnester der Auslöser gewesen sein. Doch warum trainiert die Bundeswehr bei der Trockenheit mit Pyrotechnik? Helle: „Wir hatten zur Übung die Waldbrandwarnstufe 2, deshalb durften nur die großen Nebeltöpfe nicht eingesetzt werden.“ Die Bundeswehr orientiere sich an den offiziellen Warnstufen des Landes. Erst ab der Stufe drei werde keine Pyrotechnik mehr eingesetzt.

Inzwischen besteht für den Altmarkkreis Salzwedel aber schon wieder die zweithöchste Waldbrandwarnstufe 4. Den großen Unterschied zum Vortag erklärt der Kreiswaldbrandschutzbeauftragte des Altmarkkreises Helmut Jachalke so: „Wir hatten zum Wochenende im Westen des Landes ein Regengebiet, von dem vor allem die Börde und die Altmark profitierten. Der Boden trocknet inzwischen aber wieder sehr schnell.“ Für das Wochenende rechnet Jachalke sogar mit der höchsten Warnstufe 5.

Am Donnerstag ist der Einsatz von Pyrotechnik auf dem Truppenübungsplatz abgesagt worden. „Wir machen ohne weiter“, so Helle. Ein Schaden sei durch den großflächigen Brand nach Angaben des Kommandanten des Truppenübungsplatzes, Oberstleutnant Markus Heyn, nicht entstanden. Er sagt: „Nur zwei oder drei Hochsitze sind den Flammen zum Opfer gefallen. Baumbestand war nicht betroffen.“ Obwohl die Heide unter strengem Schutz stehe, seien kontrollierte Feuer sogar Bestandteil der Pflegemaßnahmen. „Dass es immer wieder zu kleinen Bränden auf dem Gelände kommt, ist auch völlig normal“, meint der Oberstleutnant. Nur in diesem Jahr sei es besonders trocken. Schon jetzt ist mit 134 Bränden auf dem Übungsgelände die Zahl vom gesamten Vorjahr fast erreicht.

Annette Leipelt vom Naturschutzbund Sachsen-Anhalt: „Es könnte sein, dass sich bei dem Brand viele Tiere gerettet haben. Die Artenvielfalt kann sich durch so ein Feuer auch erholen.“ Es komme darauf an, wie die Bundeswehr den Schaden einschätzt.

Kommentar "Gefährliche Übungen mit Pyrotechnik" zum Thema.