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Irrtümern auf der Spur Der Brocken - ein Berg voller Fehler

30.12.2013, 02:09

Wernigerode/Schierke | Friedhart Knolle, Sprecher des Nationalparks Harz, ist es offenbar leid, immer wieder dieselben Fehler über den Brocken zu hören und zu lesen, abgeschrieben und ungeprüft übernommen. Also räumt er - ein für alle Mal, hofft er - mit folgenden Irrtümern auf:

Die Erstbesteigung wird dem Nordhäuser Arzt Johannes Thal im Jahr 1572 zugeschrieben. Doch die erste Brockenbesteigung fand nachweislich bereits um 1460 statt, und Friedhart Knolle ist sicher, dass die ersten Menschen schon in der Steinzeit oben waren.

Auch dass Goethe 1777 der erste gewesen sein soll, der den Brocken im Winter erklomm, kann schon deshalb nicht stimmen, weil er von Torfhaus-Förster Johann Christoph Degen geführt wurde. Welchen Weg sie nahmen, ist nicht überliefert, jedenfalls nicht den heutigen Goetheweg. Der wurde 1891 vom Harzklub als Weg ausgebaut - erst danach setzte sich dieser Name durch.

Heinrich Heine schrieb 1824 nach seiner Besteigung des Brockens angeblich in das Gipfelbuch: "Viele Steine, müde Beine, Aussicht keine, Heinrich Heine." Gut gedichtet, aber nicht von Heine, könnte man weiterreimen. Immerhin ist der Spruch so verführerisch, dass ihm selbst die Redenschreiber von Christian Wulff nicht widerstehen konnten, als sie 2009 die Ansprache des damaligen niedersächsischen Ministerpräsidenten zur Eröffnung des Nationalpark-Besucherzentrums Torfhaus formulierten.

Auch Heine soll übrigens nicht exakt die Route gegangen sein, die heute nach ihm benannt ist.

Die am weitesten verbreitete falsche Zahl zum Brocken ist wahrscheinlich die angebliche Höhe von 1142 Metern. Korrekt sind 1141 Meter (1141,2 mNHN). Ein Gipfelstein markiert aber immer noch die bis 1989 verbreitete Höhe 1142.

Für den Namen gibt es mehrere Erklärungen, für Friedhart Knolle aber nach dem letzten Stand der Forschung nur eine gültige - die von Friedrich Dennert aus dem Jahr 1954. Danach leitet sich Brocken höchstwahrscheinlich von "Bruch" ("Moor") ab, das den Brocken umgibt.

"Geologischen Nonsens" nennt Knolle die Ansage (jüngst erst wieder im Traditionszug der Brockenbahn), der Brocken sei ein Vulkan gewesen. Richtig ist vielmehr, dass die Brockenkuppe aus granitischem Magma entstand, das vor etwa 293 Millionen Jahren in der Nähe der Oberfläche erkaltete, ohne jedoch vulkanisch auszubrechen.

Immerhin: Der Brocken bleibt der höchste Berg Norddeutschlands und mit zwei Millionen Besuchern im Jahr Sachsen-Anhalts größter Tou- risten-Magnet.