Patientin starb nach OP / Gefälschte Papiere vorgelegt? Falscher Arzt soll an der Uniklinik operiert haben
Mit einer erschlichenen Approbation soll ein falscher Arzt am Magdeburger Universitätsklinikum Patienten in der Neurochirurgie operiert haben. Eine von dem gebürtigen Jordanier an der Bandscheibe operierte Patientin starb 2011 möglicherweise an einer Fehlbehandlung.
Magdeburg l Für sein Medizinstudium hatte er den Behörden in Sachsen-Anhalt nie Nachweise im Original vorgelegt, sondern lediglich beglaubigte, möglicherweise gefälschte Kopien. Damit soll sich ein gebürtiger Jordanier von der zuständigen Prüfstelle im Landesverwaltungsamt 2009 eine Berufserlaubnis erschlichen haben. Damit arbeitete er knapp zwei Jahre lang bis Ende Oktober 2011 am Uniklinikum Magdeburg. Die Ärztekammer Sachsen-Anhalt ernannte ihn 2010 nach einer Prüfung vor ihrer Sachverständigenkommission zum Facharzt für Neurochirurgie. Nachdem eine von dem Jordanier an der Bandscheibe operierte Patientin 2011 gestorben war, kamen Ungereimtheiten ans Licht. Inzwischen ermittelt die Staatsanwaltschaft wegen des Verdachts der fahrlässigen Tötung, Betrugs und Urkundenfälschung.
Wie kam der Mann an die Zulassung? Im Landesverwaltungsamt hatten die Prüfer offenbar keinen Grund gesehen, die mit Beglaubigungsstempel versehenen Kopien in Frage zu stellen. Der Jordanier war nach Angaben der Behörde zuvor schon in mehreren Bundesländern als Arzt zugelassen worden. Wie eine Sprecherin des Landesverwaltungsamtes der Volksstimme sagte, hatte er Nachweise für Aus- und Weiterbildungen an verschiedenen früheren Stationen vorgelegt.
Nach Volksstimme-Recherchen soll er unter anderem in einer Klinik in Regensburg als Assistenzarzt gearbeitet haben - mit einer "Berufserlaubnis zur vorübergehenden Ausübung eines ärztlichen Berufs", ausgestellt von der Bezirksregierung von Niederbayern.
Nachdem das Bürgeramt der Stadt Magdeburg aber bei einer Überprüfung festgestellt hatte, dass der Jordanier seit 1983 durchgehend in Deutschland gemeldet war, während er laut Zeugniskopie von 1986 bis 1995 in Kairo studierte, verlangte das Landesverwaltungsamt in Sachsen-Anhalt nach dem Tod der Patientin 2011 nun doch die Originalunterlagen. Vergeblich. Trotz mehrfacher Aufforderung reichte der mutmaßliche falsche Arzt keine Belege ein. Stattdessen kündigte er seine Stelle in Magdeburg und verschwand mit seinen Angehörigen. Ermittler vermuten die achtköpfige Familie im Ausland, etwa in Jordanien oder Ägypten.
Für die Magdeburger Uniklinik gab es nach Aussage des Ärztlichen Direktors Dr. Jan L. Hülsemann gegenüber der Volksstimme nach der amtlichen Zulassung "keinen Anlass zu Zweifeln". Auch habe sich der Jordanier "in der täglichen Arbeit bewährt".