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Corona Finanzielle Einbußen für Sportvereine

Coronabedingt mussten viele Sportbegeisterte in Sachsen-Anhalt zuletzt auf die körperliche Ertüchtigung verzichten.

05.09.2020, 08:42

Magdeburg/Halle (dpa) l Nach einer coronabedingten Zwangspause sind in vielen Sportvereinen in Sachsen-Anhalt die Trainingseinheiten wieder gestartet. Ob Fußballclub, Kampfsportgruppe oder Fitnesstreff – viele Vereine kämpfen nun jedoch mit den Folgen der Corona-Krise, ergab eine Umfrage der Deutschen Presse-Agentur. Die Vereinskassen seien leer. Einige Clubs konnten sich den Angaben zufolge nur dank Corona-Soforthilfe über Wasser halten. Wieder andere verloren zahlreiche Mitglieder und fürchten noch weitere Verluste. Dennoch gehen die Vereine auch gestärkt aus der Krise, hieß es.

"Die ersten Monate der Pandemie waren hart", sagte der Sprecher des Landessportbunds Sachsen-Anhalt, Frank Löper, in Halle. Viele Vereine habe die Krise unvermittelt getroffen. Vor allem aus finanzieller Sicht war die Corona-Zeit schwierig. "Etliche Vereine leben von den Zuschauern", so Löper. Wegen der Corona-Kontaktbeschränkungen fielen allerdings zahlreiche Sportveranstaltungen wie Fußballspiele oder Hallenturniere aus. Damit fehlten den Vereinen auch Eintrittsgelder und Einnahmen von Imbissverkäufen, so Löper.

Nicht nur die abgesagten Sportevents rissen bei den Vereinen tiefe Löcher in die Kassen. Auch fehlende Mitgliedsbeiträge wurden problematisch. Der Gesundheits- und Fitnessclub "Viva Mare" in Halle etwa musste wegen der Corona-Vorschriften vorübergehend eine Zwangspause einlegen, wie die Sprecherin der Stadtwerke Iris Rudolph in Halle sagte. Etwa zehn Prozent der Sportfreunde gingen dem Club dadurch verloren. Mit einigen Mitgliedern wurden Zahlungspausen – sogenannte Time-Stopps – vereinbart. "Das hat finanzielle Folgen – welche genau, können wir aktuell nicht sagen", so Rudolph. Im Juni seien die ersten Angebote nach der Schließung gestartet. Der Fitness-Club ist ein Unternehmen der Stadtwerke Halle-Gruppe.

Auch beim Behinderten- und Rehabilitations-Sportverband im Land sind die Folgen der Pandemie spürbar. "Einige Vereine sind in eine existenzielle Krise gestürzt", sagte Verbandsgeschäftsführerin Andrea Holz in Halle. Anders als etwa beim Breitensport würden die Behindertensportvereine und Reha-Anbieter meist keine kommunalen Sportstätten nutzen. Daher liefen trotz der Corona-Zwangspause die Mietkosten für Schwimmhallen und Co. weiter. Nur in geringem Maß hätten Corona-Soforthilfen oder Hilfen von Krankenkassen geholfen. Viele Menschen hätten bereits ihre Mitgliedschaften in den Vereinen gekündigt. Zudem seien drei kleinere Vereine bereits aus dem Verband ausgetreten, so Holz. Es gebe Befürchtungen, dass noch mehr Mitglieder verloren gehen könnten.

Dennoch habe die Krise auch etwas Positives gehabt. "Die Sportfamilie ist durch die Pandemie enger zusammengerückt", sagte Löper vom Landessportbund. Einige Vereine versuchten, mit Hilfe von Spendenaktionen Gelder zu akquirieren. Andere trafen sich trotz der Kontaktbeschränkungen zum Sport – vor dem Bildschirm. "Manche haben ihre Trainings auf YouTube oder im Livestream gemacht", so Löper. Beispielsweise riefen prominente Sportler und Sportlerinnen des SV Halle dazu auf, Sportvideos ins Internet zu stellen.

Auch der Behinderten- und Rehabilitations-Sportverband bekam positive Rückmeldungen von seinen Vereinen. "Viele haben Spendenaktionen ins Leben gerufen", erklärte Holz. So konnten sie laufende Kosten decken. Der Verbandsgeschäftsführerin ist sogar ein Vereinsvorstand bekannt, der alle Mitglieder während der coronabedingten Einschränkungen im Frühjahr anrief, um sich über das Wohlbefinden seiner Sportfreunde zu informieren. Wie stark die Krise die Vereine am Ende getroffen habe, sei erst am Jahresende abzusehen.

Anliegen des Verbands ist nach eigenen Angaben, behinderten, kranken, leistungsgeminderten und älteren Menschen eine regelmäßige sportliche Betätigung mit medizinischer Überwachung zu ermöglichen. Dem Verband sind derzeit mehr als 200 Vereine mit rund 30 000 Mitgliedern angeschlossen.

"Die Vereine haben sich der Situation gestellt", sagte Löper. Wie hoch die finanziellen Einbußen der mehr als 3000 dem Landesportbund angeschlossenen Vereine wegen der Corona-Krise am Ende seien, könne noch nicht gesagt werden. Dem Landessportbund seien vor allem Fußballvereine, Turnvereine und Behinderten- und Rehasportvereine sowie Schützenvereine angeschlossen.