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Florist Der Traum zum Muttertag

Der deutsche Floristenmeister Stephan Triebe aus Sachsen-Anhalt hat schon viele Mütter mit seinen Kompositionen glücklich gemacht.

Von Juliane Just 11.05.2018, 01:01

Hamburg l Ein Junge betritt den Blumenladen. Er möchte einen Strauß zum Muttertag. Meisterflorist Stephan Triebe zeigt dem Kind das Angebot an Schnittblumen. Der Kleine hat die Qual der Wahl. Er entscheidet sich für eine rote Rose, eine rosafarbene Tulpe und eine gelbe Chrysantheme. Stephan Triebe schmunzelt über die eigenwillige Komposition, bindet den Strauß aber nach Wunsch des jungen Kunden. „Das Wichtigste ist doch, dass seine Mutter sich freut“, sagt er.

Der Hamburger Jung verlässt den Laden, der Florist lächelt zufrieden. Mit den Küstenmenschen, denen eine gewissen Eigenheit nachgesagt wird, hat er sich inzwischen arrangiert. Stephan Triebe, den man aufgrund seiner äußeren Erscheinung auch eine Rockstarkarriere abnehmen würde, zog vor zwei Jahren in die Hansestadt. Seine ruhige, zurückhaltende Art stammt wohl aus den heimischen Gefilden.

Freyburg (Burgenlandkreis) ist die Heimatstadt des heute 29-Jährigen. Dass er von da aus den Weg zum Meisterfloristen und später auch Floristenmeister einschlug, ist nicht selbstverständlich. Seine Eltern betreiben in der 5000-Seelen-Stadt im Süden Sachsen-Anhalts eine Autowerkstatt. „Ich wollte schon immer etwas Kreatives machen“, sagt er. Ein Praktikum in einem Blumengeschäft ließ die Idee keimen: Florist wollte er werden.

„Woher der grüne Daumen kommt, weiß keiner so genau“, sagt Stephan Triebe und lacht. Für seine Ausbildung reiste er in verschiedene Ecken Deutschlands. Drei Jahre wurde er vom renommierten Floristen Gregor Heinrich Lersch in Bad Neuenahr-Ahrweiler (Rheinland-Pfalz) ausgebildet. Vom Westen Deutschlands ging es zur Meisterausbildung weiter nach Straubing (Bayern). Danach ging es im Norden nach Hamburg, wo der Freyburger nun heimisch geworden ist.

Im wohlhabenden Stadtteil Uhlenhorst, wo das Geld ein wenig lockerer in den Taschen sitzt, kann Stephan Triebe opulente Sträuße binden und sich mit floralen Kunstwerken auseinandersetzen. Der Meisterbetrieb „Himmel und Erde“, dessen jungem Team der 29-Jährige angehört, baut auf ein besonderes Ladenkonzept. Der Innenraum wirkt nicht wie ein Blumenladen, sondern wie ein Atelier für hochwertige Einrichtung. Sanftes Licht, akkurate Linien in der Einrichtung, riesige Vasen – so präsentiert sich der Laden „Himmel und Erde“. Das, was hier angeboten wird, geht weit über den klassischen Blumenstrauß hinaus. Vor allem Firmenkunden werden mit Arrangementes beliefert.

Im Gegensatz zum heimischen Kleinklein gibt es in dem Hamburger Laden riesige Projekte – so zum Beispiel eine viertägige Hochzeit in Kitzbühel, für die Stephan Triebe kurzerhand mit drei Kollegen eingeflogen wurde, um die florale Gestaltung zu übernehmen. „Solche Dinge bleiben natürlich in Erinnerung und wären in der Heimat eher unwahrscheinlich“, sagt Stephan Triebe.

Um seiner Kreativität die Krone aufzusetzen, bewarb sich der Freyburger für die Landesmeisterschaft der Floristen in Hamburg, gewann und qualifizierte sich damit für die deutschen Meisterschaften der Floristen im Jahr 2016. Dabei hatte er hohe Ansprüche an sich selbst: „Ich wollte nicht nur mitmachen, ich wollte bestmöglich abschneiden.“

Zwei Wettkampftage, fünf Werke, eine Überraschung: In Berlin ging Stephan Triebe für die Hansestadt Hamburg ins Rennen. Das damalige Motto: „Feuer und Flamme für Rio“. „Ich bin nicht so sportfanatisch, dass ich da einen Bezug hätte“, denkt Stephan Triebe zurück. Eine der Aufgaben: Kreiere einen Strauß für deinen Lieblingssportler. Einen konkreten Namen hat der Florist nicht parat, also entschied er sich für einen Gewichtheber. Ergebnis war ein leichter Strauß auf einer Waage, versehen mit einer Hantel. „Meine Idee: Starkes Äußeres, leichtes Inneres“, erklärt der Meisterflorist. Mit seinen Werken überzeugte er. Noch bis zum August 2018 darf er sich deshalb mit dem Titel „Deutscher Floristenmeister“ schmücken.

Der Wettbewerb war für den jungen Floristen ein Türöffner. Ob Fachvorträge in Japan oder eine Weiterbildung in Ecuador – seit zwei Jahren ist Stephan Triebe in der Welt unterwegs gewesen. „Das ist wirklich eine Bestätigung meiner Arbeit. Solche Möglichkeiten bekommt man sonst nicht“, sagt er. Als Experte stand er auch in diesem Jahr für den Wettbewerb „MDR Gartenflorist 2018“ vor der Kamera, wo er Floristenbetriebe aus Sachsen-Anhalt, Thüringen und Sachsen begleitete.

Und obwohl oder vielleicht gerade weil Stephan Triebe tagtäglich von Pflanzen umgeben ist, sieht es zu Hause nicht ganz so blumig aus. Sukkulenten sind nach eigenen Angaben die vorherrschenden Pflanzen, jene dickfleischigen Arten, die in der Wüste mehrere Tage ohne Wasser überleben können. „Natürlich nimmt man sich für das Wochenende ein paar Schnittblumen mit, aber sonst lässt man die Arbeit lieber im Laden“, sagt Stephan Triebe, der mit seiner Freundin, ebenfalls Floristin, zusammenwohnt. Nur überladen soll es nicht sein, das sei das Wichtigste.

Nach dem Konzept erstellt der Florist auch seine Sträuße und Arrangements. „Man entwickelt über die Jahre seine eigene Handschrift“, erklärt Stephan Triebe. Sein Erkennungsmerkmal: Lockere Sträuße mit Wildblumen. Nach wie vor ist er begeistert von seinem Beruf: „Man schafft etwas mit seinen Händen und am Ende steht ein Produkt.“ Außerdem könne man Emotionen in Menschen hervorrufen – wie das Lächeln der Mutter am Muttertag.

Tatsächlich findet er regelmäßig den Weg ins heimische Freyburg. „Es ist immer wieder schön, nach Hause zu kommen“, sagt Stephan Triebe. Auch wenn es im Vergleich zur hektischen Großstadt Hamburg manchmal unheimlich still sei in seinem Heimatort. Mitbringsel für die Mutter sind natürlich fast immer Blumenarrangements vom Sohn.

Doch wie sieht denn der perfekte Strauß zum Muttertag aus? Ist die spontane Wahl wie die des Hamburger Jungen die bessere? „Natürlich braucht der Florist bestimmte Angaben wie Lieblingsblumen oder bevorzugte Farben, damit er den Strauß auch personalisieren kann“, sagt Triebe. Er empfiehlt bunte Rosen oder Tulpen – nur die rote Rose würde der Meisterflorist wegen ihres besonderen Symbolwertes nicht empfehlen.

Doch auch über den wilden Strauß des Hamburger Jungen werde die Mutter sich sicher freuen. Mit einem Schmunzeln fügt Stephan Triebe an: „Am Ende zählt doch die Geste – und natürlich, wie der Strauß gebunden ist.“