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Gift-Skandal Untersuchungen beginnen in Kita an der Ehle

Nachdem in der Ehle bei Egeln gefährliche Giftstoffe gefunden worden, wurde die ersten Bodenproben vom Gelände einer Kita genommen.

Von René Kiel 26.01.2018, 14:23

Egeln l In Egeln (Salzlandkreis) haben am Freitagvormittag in der Kindertagesstätte „Bördespatzen“ die vom Umwelt- und Landwirtschaftsministerium sowie vom Landkreis angekündigten Bodenkontrollen begonnen. Sie sollen Aufschluss darüber geben, ob und in welchem Maße eine Belastung der direkt an die Ehle mit krebserregenden Chemiekalien die angrenzenden Einrichtung mit 150 Kindern bedroht.

Bis in etwa vier Wochen die Ergebnisse vorliegen, dürfen die Mädchen und Jungen nicht mehr auf dem Außengelände spielen, sagte Kitachef Enrio Meinhardt. Er begrüßte es, dass sofort nach dem Bekanntwerden der Belastung der Ehle mit toxischen Stoffen aus den ehemaligen Alkaliwerken in Westeregeln das Kontrollprogramm angelaufen sei. Am kommenden Dienstag will Landrat Markus Bauer (SPD) in der Tagesstätte in einer Versammlung über mögliche Gefahren aufklären. Zudem bot er besorgten Müttern und Vätern an, ihren Sprößling einer medizinische Vorsorgeuntersuchung zu unterziehen. 

Das Interesse an Informationen über diese Umweltverschmutzung, die laut dem Geschäftsführer der Gesellschaft für Umweltsanierungs-Technologien mbH Merseburg, Dr. Hans-Joachim Berger, auf einen Brand im Jahr 1961 in der ehemaligen Westeregelner Chemiefabrik zurückzuführen ist, ist groß. Dabei waren unter anderem 500 Tonnen des als gesundheitsschädlich und umweltgefährlich geltenden Naphthalin freigesetzt worden. Reste davon könne man heute noch in der Ehle sowie auf den angrenzenden Äckern finden, sagte Berger. 

„Wir nehmen die eingegangenen Informationen sehr ernst und brauchen schnellstens Klarheit“, sagte der Landrat in einer Bürgerversammlung in Egeln.  Dort kündigte er weitere Untersuchungen an. „Um die Schadenslage einzuschätzen und daraus wirksame Entscheidungen abzuleiten, brauchen wir verlässliche Werte. An oberster Stelle steht das Wohl der Bevölkerung“, sagte Bauer. Neben den Einschränkungen in der Kindertagesstätte „Bördespatzen“  soll es auch ein beschränktes Betretungsverbot im Bereich der Ortslage Egeln entlang des Flusses geben. „Die Beschilderung der Uferzonen sowie ein Angelverbot sind ebenso angedacht“, sagte der Kreischef.

Seinen Informationen zufolge läuft im Hintergrund derzeit auch eine Erhebung der landwirtschaftlich genutzten Flächen. Auch individuelle Tierhaltungen und die Klärung ihrer Futtergrundlage befänden sich  im Blick des zuständigen Fachdienstes des Kreises. Denn auch die an die Ehle angrenzenden Äcker sind in einem Streifen  belastet.  Bauer: „Mit ersten Aussagen ist in vier Wochen zu rechnen.“

Der Staatssekretär des Umwelt- und Landwirtschaftsministeriums, Klaus Rehda, stellte auf dem Bürgerforum klar: „Wir gehen nicht davon aus, dass irgendein Anwohner oder die Kommunen an den Kosten beteiligt wird.“ Dort äußerte Manfred Höppner aus Westeregeln die Befürchtung, dass durch die Belastung der Ehle die Immobilien der Region an Wert verlieren und potenzielle Häuslebauer abgeschreckt werden könnten.