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Grabpflege Friedhofskultur verändert sich

Der eigene Nachwuchs wohnt heutzutage nicht selten über die Grenzen Sachsen-Anhalts verstreut - das ändert auch die Grabpflege der Eltern.

03.11.2018, 23:01

Burg (dpa) l Familien, die über Generationen hinweg an einem Ort wohnen, sind zur Rarität geworden. Das hat auch Auswirkungen auf die Friedhofskultur. "Die Zeiten wie im Biedermeier sind lange vorbei", sagt Dominik Patté vom Arbeitskreis Friedhof und Grabmale der Landesinnung des Steinmetz- und Bildhauerhandwerks. "Damals entstand die überbordernde Grabkultur, wie man sie von historischen Friedhöfen kennt", erläutert der Fachmann, der seinen Betrieb in Burg hat.

Heute prägten jedoch andere Trends die Friedhofskultur. "Bei steigender Mobilität ist der Mehrgenerationenhaushalt ein Auslaufmodell, beispielsweise wenn die Kinder hunderte Kilometer entfernt wohnen."

Grabpflege werde da häufig zum Problem. "Was kann man machen, dass es trotzdem immer noch einen Ort gibt, der uns in unserer Trauer gut tut? In diesem Spannungsfeld bewegen auch wir Steinmetze uns", sagt Patté. Anonyme Bestattungen "unter der grünen Wiese" sieht er kritisch. Für die Hinterbliebenen fehle hier der individuelle Trauerort.

Das zeige sich in der Region auch darin, dass den anonymen Bestattungen mittlerweile sogenannte Ruhegemeinschaften den Rang abliefen. Dabei handelt es sich um vom Gärtner gepflegte Grabanlagen. Außerdem seien individuelle Grabmale immer mehr gefragt. "Ein Grabmal, das den Verstorbenen widerspiegelt. Das ist zwar mehr Aufwand für den Steinmetz, aber das macht die Friedhofskultur reicher", sagt Patté.

Ähnliches bestätigt die Stadt Magdeburg. "In Magdeburg ist der Trend zu anonymen Bestattungen seit einigen Jahren rückläufig. Grund hierfür ist das vielseitige Angebot an alternativen Grabstättenarten", betont Pressesprecher Michael Reif. Sie würden dem vermehrten Anspruch pflegeleichter Gräber und dem Wunsch nach einer namentlichen Kennzeichnung gerecht. Eine Beobachtung, die auch Frank Schumann vom Landesverband der Friedhofsgärtner gemacht hat. Die Art des Grabes und seine Pflege sei aber auch immer eine Kostenfrage.

Laut Patté gibt es nicht nur Trends bei der Grabwahl. Auch die Grabmale selbst unterliegen durchaus Moden. "Es gab eine Zeit, da konnte es nicht schwülstig genug sein mit vielen Verzierungen. Trendfarben waren eine Zeit lang rot und grün. Dann waren fast nur Findlinge gefragt – und plötzlich war damit dann wieder Schluss", sagt der Steinmetz. Aktuell dominierten klare straffe Linien.

Die Landeshauptstadt Magdeburg bewirtschaftet 16 kommunale Friedhöfe. In Halle sind es 14 und in Dessau-Roßlau 13 Friedhöfe. Hinzu kommen die Friedhöfe von Kirchgemeinden. In der Evangelischen Landeskirche Anhalt rund um die Region Dessau-Roßlau sind es 90 und in der Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland EKM 1600. Diese Landeskirche umfasst Sachsen-Anhalt, Thüringen sowie kleinere Teile von Sachsen und Brandenburg.

 

Während bei der Landeskirche Anhalt die Zahlen der kirchlichen Beerdigung um einen festen Wert schwanken – 2017 waren es 677 Beerdigungen – sinken die Zahlen bei der EKM kontinuierlich von mehr als 11.660 im Jahr 2010 auf rund 9350 im Jahr 2017.