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Infektion Arzt-Praxen auf Corona schlecht vorbereitet

Noch ist Sachsen-Anhalt das einzige Bundesland ohne gemeldeten Corona-Fall. Experten sehen sich nur bedingt bewappnet.

Von Alexander Walter 05.03.2020, 00:01

Magdeburg l Der Leiter des Magdeburger Gesundheitsamtes, Eike Hennig, sieht die Stadt für den Ausbruch einer Corona-Infektion nur bedingt gewappnet. „Wir wissen, dass viele Hausärzte keine Vorräte an Schutzmaterialien wie Atemmasken und Handschuhen haben.“ Dabei würden die Artikel im Fall eines Krankheitsausbruchs dringend gebraucht: „Die Diagnostik erfolgt per Abstrich mit Handschuhen und Maske.“

Kliniken hätten zwar Vorräte, aber auch diese seien endlich. Das Sozialministerium hat wegen der unklaren Ausstattung eine Abfrage gestartet. Ergebnisse sollen am Freitag vorliegen. Das Klinikum Magdeburg, die Uniklinik Magdeburg sowie das Altmark-Klinikum teilten mit, aktuell über ausreichende Bestände zu verfügen. Von einem führenden Klinik-Mitarbeiter hieß es aber auch: „Wir fürchten, dass das bald vorbei sein wird.“

Grund seien möglicherweise zusammenbrechende Lieferketten durch die Auswirkungen des Corona-Virus im Herstellerland China. Die Befürchtungen erstrecken sich auch auf Knappheit bei Medikamenten. Detlef Klauck, Arzneimittelexperte der Apothekerkammer, sagte: Schon vor Corona habe es Engpässe bei Schmerzmitteln für Kinder oder bestimmten Krebsmitteln gegeben.

Apotheker gingen davon aus, dass sich die Lage durch das Corona-Virus verschlechtert. Die Bundesregierung hat ein Exportstopp für Schutzausrüstung verhängt. Im thüringischen Weida stellte der Matratzenhersteller Breckle seine Produktion teils auf Schutzmasken um.

Sachsen-Anhalt forciert derweil die Herstellung eigener Desinfektionsmittel durch Apotheken. Der Bund hat dafür eine Sondergenehmigung erteilt. Im Sozialministerium kommen heute Ministerien und Verbände zusammen, um über das weitere Vorgehen zu sprechen.

Zur Debatte steht auch ein Vorstoß des Halleschen Virologen Alexander Kekulé. Um die Ausbreitung des Corona-Virus zu bremsen, schlägt er vor, für 14 Tage alle Schulen und Kitas zu schließen. Das Sozialministerium teilte mit, das Bildungsministerium müsse anhand der Lage entscheiden, ob das nötig sei. Das Bildungsministerium erklärte, für die Einschätzung der Risikolage sei das Sozialministerium zuständig. Im Gegensatz zu diesem verfüge man über keine eigenen Daten.

Wer in einem Risikogebiet war oder Kontakt mit Corona-Patienten hatte und Symptome wie Fieber oder Husten verspürt, sollte Hausarzt, Krankenhaus oder Bereitschaftsdienst (116 117) anrufen. Dort wird über einen Abstrich entschieden. Ob die Isolations-betten im Land im Ausbruchsfall reichen, ist offen. Für Magdeburg geht Eike Hennig von rund 50 Betten aus.

„Damit müssen wir aber besonnen umgehen. Patienten mit positiver Diagnose, die sich einigermaßen fühlen, werden daher in häuslicher Quarantäne bleiben“, sagte der Amtsarzt.