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Krankenkasse Barmer GEK stellt Arztreport 2012 vor Jedes zehnte Kind leidet unter Sprachstörungen

Von Oliver Schlicht 01.02.2012, 05:26

Jedes dritte Kind im Vorschulalter leidet in Deutschland an Sprachentwicklungsstörungen. Zu diesem Ergebnis kommt der Barmer-GEK-Arztreport. In Sachsen-Anhalt ist die Hautkrankheit Neurodermitis ein Problem.

Magdeburg l Dem gestern in Berlin vorgestellten Report liegen Daten von 8,7 Millionen Versicherten der Krankenkasse Barmer GEK zugrunde. Danach sind bundesweit rund 1,1 Millionen Kinder von Sprachstörungen betroffen. Entwicklungsstörungen wurden 2010 im Schnitt bei jedem zehnten Kind bis 14 Jahre diagnostiziert. Betroffen seien rund 38 Prozent der sechsjährigen Jungen und 30 Prozent der gleichaltrigen Mädchen.

Die auffällig hohe Diagnose- rate sei vermutlich der verstärkten Aufmerksamkeit und Sensibilität von Eltern, Erziehern und Ärzten geschuldet, hieß es bei der Vorstellung des Reports in Berlin. Gründe für Sprachstörungen können sehr unterschiedlich sein. Das Krankheitsbild sei schwer eingrenzbar.

Im bundesweiten Vergleich der Häufigkeit von Sprachstörungen schneidet Sachsen-Anhalt vergleichsweise gut ab. Der Anteil der Kinder mit Sprachstörungen bis 14 Jahre lag hierzulande 2010 bei 8,8 Prozent. Nur Bremen erreichte mit 8,1 Prozent eine noch niedrigere Rate. Der höchste Wert wurde mit elf Prozent im Saarland ermittelt.

Schlecht schneiden die neuen Bundesländer - inbesondere Sachsen-Anhalt - dagegen bei der Verbreitung von Neurodermitis ab. Diese Hautkrankheit kommt in den neuen Bundesländern deutlich häufiger vor als in den alten Ländern. Spitzenreiter ist Thüringen (17,1 Prozent), gefolgt von Sachsen-Anhalt (16,4 Prozent) und Sachsen (15,6 Prozent). Bundesweit liegt die Quote bei Kindern bis 14 Jahren bei elf Prozent.

Kinder mit Neurodermitis leiden unter Haut-Ekzemen, die schweren Juckreiz verursachen können. Nach Angaben des Magdeburger Sozialministeriums gibt es seit 2006 wieder eine steigende Anzahl von Neurodermitis-Erkrankungen in Sachsen-Anhalt. Wie die Schulanfängerstudie bei Kindern im Alter von sechs Jahren ermittelte, war der Anteil von Erkrankungen vom Spitzenwert im Jahr 1999 (etwa 21 Prozent) bis 2006 zwar auf etwa 14 Prozent gesunken. Seither hat sich die Zahl der Erkrankungen aber wieder auf knapp 16 Prozent erhöht. 2010 lag dieser Studie zufolge die Zahl der betroffenen Kinder in Halle, Magdeburg und Halberstadt am höchsten.

Der Barmer-GEK-Arztreport kommt bei Kinderkrankheiten noch zu einem anderen überraschenden Ergebnis. Klassiker wie Windpocken, Scharlach oder Röteln spielen keine auffällige Rolle. Dagegen sei mit der Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitätsstörung (ADHS) eine weitere "neue" Kinderkrankheit auf dem Vormarsch. Mittlerweile gehe jeder zehnte neunjährige Junge zum Neurologen oder Psychiater, 60 Prozent davon mit der Diagnose ADHS. Bei den neunjährigen Mädchen werden sechs Prozent behandelt, davon rund 40 Prozent mit ADHS-Diagnose.

Der ambulanten ärztlichen Versorgung in Deutschland stellt der Barmer-GEK-Arztreport entgegen manchem Vorurteil ein sehr gutes Urteil aus. Die Behandlungsquote, also der Anteil der Menschen, die mindestens einmal pro Jahr einen Arzt aufsuchen, habe zwischen 2004 und 2010 relativ konstant zwischen 91 und 93 Prozent gelegen. Dies sei Ausdruck einer exzellenten ambulanten Versorgung, die das Vertrauen der Bevölkerung genießt, lobten die Macher der Studie.