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„Rude“ Metal-Meeting in Bertingen

In der Metal-Szene ist „Rock unter den Eichen“ ein „offizieller Geheimtipp“. Dieses Jahr kommen wieder einige Top-Acts.

Von Anne Toss 06.07.2016, 01:01

Stendal l Bisher kann man es sich kaum vorstellen, dass das 200-Seelen-Dorf Bertingen demnächst für zwei Tage eine Pilgerstätte für Metal-Fans sein wird. Auf dem Festplatz – einst als Freilicht-Kino genutzt – stehen vereinzelt (noch) Spielgeräte, ein Sandfeld zeugt davon, dass hier auch einmal Volleyball gespielt wurde. Läuft man unter den Bäumen über den gemähten Rasen, ist es vor allem eines: ruhig. Ja, fast schon idyllisch. Am 22. und 23. Juli werden 20 Bands und hunderte Gäste dafür sorgen, dass sich das ändert.

Seit 2004 organisiert Thomas Wöge das „Rock unter den Eichen“ (Rude). Das Festival hat sich seither einen Namen gemacht, „kleinere Bands schreiben mich mittlerweile auch an, fragen, ob sie auftreten dürfen. Bin ich eine Woche weg, ist der Briefkasten voll mit Bewerbungsmappen“, berichtet Wöge. In diesem Jahr sind 20 Bands dabei, den Auftritten der Headliner wird natürlich am meisten entgegengefiebert. Und diese sind keine Unbekannten, sondern – im Gegenteil – bereits seit Jahren in der Metal-Szene aktiv und populär.

Am Freitag legt die deutsche Band „Destruction“ (Zerstörung), die Anfang der 80er Jahre in Weil am Rhein gegründet wurde, los. Laut Wöge eine der führenden deutschen Metal-Bands und auch die populärste. Vor deren Auftritt wird die Band „God Dethroned“ (Entthronter Gott) für Stimmung sorgen. Die niederländische Death-Metal-Band spielte bereits auf fast allen bekannten Festivals, unter anderem auch in Wacken.

Am Samstag sorgt gleich doppelte Schweden-Power für den Höhepunkt des Abends. „Marduk“ gründete sich 1990 in Norrköping, der Name ist an den gleichnamigen babylonischen Stadtgott angelehnt. Laut den Aussagen von Morgan Steinmeyer Hakansson gründete er die Band mit dem Ziel, dass sie die satanischste und blasphemischste aller Zeiten werde. „Sie spielen definitiv Black-Metal, also total schnell und ziemlich böse. Es ist nicht unbedingt massentauglich“, erklärt Thomas Wöge. Deshalb habe er sie auch nicht zum Headliner benannt. Diesen Part übernimmt die ebenfalls schwedische Band „Unleashed“ (Entfesselt). Die vier Bandmitglieder spielen „melodischen Death-Metal“, so Wöge. Besonders sei, dass sie Wikinger-Elemente in den Death-Metal eingeführt haben.

Die Organisatoren des Rude-Festivals haben sich auch dieses Jahr etwas Neues für ihre Gäste überlegt, die sogenannte „Schwarze Bock“-Bühne. „Das ist eine zweite Open-Air-Bühne, auf der immer in den Umbaupausen Bands auftreten werden“, verrät Thomas Wöge. Somit ist durchgängig für Musik auf dem Gelände gesorgt. Für das anreisende Publikum – das laut Wöge ein Altersspektrum von 16 bis 50 Jahren abdeckt – ist es auch recht praktisch, dass von dem Festplatz aus alles Notwendige in kürzester Zeit zu erreichen ist. Zelt-, Camping- und Parkmöglichkeiten, ein Badesee sowie Supermarkt und Bankautomat liegen beispielsweise in unmittelbarer Nähe.

Mit Blick auf einige Wetterkapriolen, aufgrund derer in diesem Sommer schon so manches Festival abgebrochen werden musste, bleibt Thomas Wöge allerdings entspannt. „Das Gelände ist relativ geschützt. Positiv ist auch, dass vor der Bühne kein Matsch entstehen kann, da die Fläche dort betoniert ist.“

Obwohl die Organisation des Festivals ein Nebenjob von Thomas Wöge ist, der mitunter auch ganz schön viel Zeit in Anspruch nimmt, denkt er nicht ans Aufhören. Im Gegenteil: „Ich muss aufpassen, dass ich das Festival in zwei Wochen nicht verpasse“, sagt Wöge und lacht. Denn bei ihm ist die Planung für 2017 bereits in vollem Gange.

Im Vergleich zu anderen, großen Festivals biete das Rude einige Vorteile. „Es ist entspannter und familiärer, man hat zum Beispiel keinen Stress, vor die Bühne zu kommen, und kann sein Bier sogar noch mitnehmen“, sagt Wöge. Außerdem seien die Ticketpreise fair, „auch mit knappem Budget lässt es sich hier feiern“. Besucher aus Bertingen und dem Umland – Mahlwinkel, Uetz und Kehnert – haben sogar freien Eintritt.

„Hier ist einfach alles anders“, sagt Wöge, „man darf alles mitbringen. Und viele der Gäste verbringen sowieso nur die Hälfte der Zeit auf dem Festgelände. Ansonsten sind sie am Zelt und treffen Freunde, grillen zusammen. Ich finde, so ist es besser als bei diesen riesengroßen Veranstaltungen.“