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Tierrettung Studentin adoptiert Straßenhündin

Studentin Alexandra Vostrikov aus Magdeburg berichtet über ihr Leben mit dem ehemaligen Straßenhund Gretel.

Von Vincent Gulatz 22.03.2017, 10:35

Magdeburg l Vor allem in Osteuropa gibt es viele Straßenhunde, so dass sie schnell zum Problem werden – dabei sind sie selber nicht einmal schuld. Die 21-jährige Studentin Alexandra aus Magdeburg hat über ihren Weg, das Problem zu bekämpfen, gesprochen. Sie hat vor einem Jahr die Straßenhündin Gretel adoptiert.

Woher kommt dein Hund ursprünglich?

Gretel war einer von vielen Straßenhunden, die in Rumänien tagtäglich ums Überleben kämpfen. Dann wurde sie von einer Frau aus Deutschland adoptiert und lebte 1 bis 2 Jahre bei ihr, bis diese leider verstarb, jetzt ist Gretel bei mir.

Was ist das Problem in den Ländern, wo es besonders viele Straßenhunde gibt?

Zuerst einmal wachsen die Menschen dort mit einer ganz anderen Mentalität auf. Hier bei uns werden Hunde als die Lieblingshaustiere schlechthin regelrecht beworben, dort hingegen ist das nicht so. So ähnlich wie hier kaum jemand Mitgefühl zum Beispiel mit Schweinen hat, haben die Leute dort keine so enge Bindung zu Hunden oder Katzen wie wir. Außerdem sind hier die Gesetze diesbezüglich auch viel strenger. Aber ich denke auch, dass die große Armut ein entscheidender Faktor ist – wer sich seinen Hund nicht mehr leisten kann, setzt ihn halt einfach aus.

Und wie kamst du darauf, einen Straßenhund aus Osteuropa zu adoptieren?

Ich wollte schon länger einen Hund und hatte natürlich auch erst mal einige spezielle Wunschrassen. Rein zufällig bin ich im Internet dann aber auf Gretel gestoßen und es war Liebe auf den ersten Blick! Es ist wahrscheinlich recht ungewöhnlich, einen Straßenhund als Ersthund zu haben, aber bei ihr wusste ich einfach, dass es zwischen uns passt.

Wie ging es dann weiter?

Zuerst hab ich mich mit der Besitzerin, einer Freundin der Verstorbenen, telefonisch in Kontakt gesetzt. Später bin ich dann zu ihr nach Berlin gefahren und wir haben bestimmt fünf Stunden intensiv gesprochen, aber die Chemie zwischen mir und Gretel hat von Anfang an schon gestimmt. Nachdem ich dann noch einige Verträge unterschrieben hatte, konnte ich Gretel auch schon mitnehmen. Später gab es dann noch eine Nachuntersuchung bei mir, ob meine Wohnung auch hundgerecht eingerichtet ist.

Was für Organisationen stehen hinter solchen Tierrettungen?

Bei Gretel waren es Leute von „Save the dogs of Targu Jiu“, aber es gibt unzählige weitere. Sie fangen die Straßenhunde und kastrieren sie dann, damit sie sich nicht weiter unkontrolliert verbreiten und leiden oder vermitteln sie in ein neues Zuhause. Das Ganze ist ein kleines Projekt, zeigt aber, dass nicht immer nur die großen Organisationen wichtig sind.

Sondern?

Sondern auch die vielen engagierten Menschen hier. Die Frau, von der ich Gretel habe, ist beispielsweise in keiner Organisation, steht mir aber immer noch für Fragen zur Verfügung und hat alles Erdenkliche getan, um Gretel wirklich ein sicheres Zuhause zu geben. Wenn ich irgendwann nicht mehr in der Lage sein sollte, Gretel zu haben, dann kommt sie auch zurück zu ihr, das ist vertraglich so festgelegt. Außerdem teilt sie über ihre Facebook-Seite täglich mehrere Vermittlungsangebote, das hat mich stark beeindruckt.

Und du selbst, wie musstest du deinen Alltag als Studentin umstellen?

Ich habe mir selbst als Ziel gesetzt, meinem Hund täglich drei Stunden Auslauf zu ermöglichen – das erfordert einiges an Organisation, ist aber keineswegs unmöglich. Wenn man seine Priorität darauf setzt, schafft man das auch und alles andere ebenfalls, auch wenn ich anfangs überfordert war. Natürlich kann ich jetzt nicht mehr spontan verreisen oder komme auf Partys immer etwas später, weil ich abends auch noch mal mit Gretel rausgehe, aber mir ist es das wert.

Welche anderen Veränderungen konntest du feststellen?

Zuerst einmal bin ich durch die tägliche Bewegung deutlich fitter als früher und fühle mich auch viel besser. Aber auch dass ich mehr Zeit für mich habe, tut mir gut. Die Spaziergänge mit Gretel sind immer eine kleine Flucht aus dem Alltag. Man braucht einfach auch mal eine Auszeit vom Stress und der hektischen Lebensweise unserer Gesellschaft.

Warum ist Gretel für dich besonders?

Komischerweise schätze ich sie dafür, dass sie mir immer das Gefühl gibt, dass sie auch ohne mich jederzeit wieder allein zurechtkommen würde. Sie ist ein sehr intelligenter Hund und kann immer noch sehr gut jagen. Obwohl wir uns echt gernhaben, ist sie doch auf eine gewisse Weise unabhängig. Aber für mich ist Gretel der tollste Hund der Welt.

Was für Tipps kannst du Leuten geben, die auch gerne einem Straßenhund eine zweite Chance geben würden?

Wichtig ist, dass man sein eigenes Ding macht und nicht auf die Leute hört, die einem das Ganze ausreden wollen, obwohl sie selbst keine Erfahrungen mit solchen Hunden gemacht haben. Wenn man sich dann noch intensiv informiert und eine seriöse Organisation findet, ist es gar nicht so kompliziert, denn die Hunde sind vor allem dankbar, was aber nicht heißt, dass sie keinerlei Erziehung brauchen.