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Kriminalität Rekordniveau beim Sprengen von Automaten

In Sachsen-Anhalt sprengen Diebe fast jeden zweiten Tag Fahrkarten- und Zigarettenautomaten. 2018 ist die Zahl der Fälle stark angestiegen.

Von Matthias Fricke 17.01.2019, 00:01

Magdeburg l Das Jahr 2019 beginnt für Automatensprenger ganz offensichtlich, wie das alte aufgehört hat. Es ist 2.28 Uhr, als am Mittwoch auf dem kleinen Bahnhof in Gnadau im Salzlandkreis die Anwohner durch einen lauten Knall unsanft aus dem Schlaf geweckt werden. Vom Tatort entfernen sich fünf dunkel bekleidete Personen mit zwei Fahrzeugen. Zurück bleibt ein völlig demolierter Fahrkartenautomat. Das Splitterfeld reicht fünf Meter weit. Die Ermittler gehen davon aus, dass die Täter Pyrotechnik verwendeten. An die Geldkassette kommen die Täter am Ende aber nicht. Erst am Montag hatten Unbekannte in Völpke (Landkreis Börde) einen Zigarettenautomaten gesprengt. Im Ausgabefach fanden die Ermittler später Reste von Pyrotechnik. Die Täter gelangten nicht an die Beute. Zeugen beobachteten auch hier ein Fahrzeug – ein schwarzer Audi mit polnischen Kennzeichen wurde gesehen.

Nach der aktuellen Statistik des Landeskriminalamtes (LKA) gab es in den vergangenen vier Jahren noch nie so viele Sprengungen wie 2018. Am häufigsten waren Zigarettenautomaten (117 Fälle) und Fahrkartenautomaten (36) betroffen. Aber auch die Zahl der gesprengten Geldautomaten stieg von 2017 mit zwei Fällen auf elf im vergangenen Jahr. Besonders häufig war 2018 dabei Pyrotechnik im Einsatz, erklärte LKA-Sprecher Andreas von Koß.

Im Raum Halle setzten Automatensprenger bei einer Serie bevorzugt Spraydosen ein und entzündeten das Treibmittel. Dabei kam im Oktober 2018 bei der Sprengung eines Fahrkartenautomaten ein 19-Jähriger ums Leben. Er war vermutlich mit an der Tat beteiligt und bezahlte die wenig einträgliche Tat mit seinem Leben. Denn inzwischen ist ein Großteil der Automaten der Bahn mit Farbpatronen ausgerüstet, die das Geld bei Aufbruch oder Sprengung unbrauchbar machen.

Seit dem Jahr 2018 rüstet die Bahn außerdem ihre rund 160 Fahrkartenautomaten auf, verstärkt diese baulich und setzt Videoüberwachung ein. Bahnsprecherin Erika Poschke-Frost: „Bis zu 30.000 Euro kostet der Ersatz eines Automaten. Der Neuaufbau kann einige Tage dauern.“ Außerdem werden die Geldkassetten häufiger geleert. Der Nahverkehrsanbieter „Abellio“ hat nach den Verträgen mit dem Land nur noch in den Zügen Fahrkartenautomaten.

Am häufigsten betroffen von den Sprengungen waren Halle, die Börde und der Salzlandkreis.