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Mangel Land bildet Lehrer in falschen Fächern aus

Sachsen-Anhalts Lehrerschmiede, die Uni Halle, bildet Pädagogen weiter am künftigen Bedarf der Schulen vorbei aus.

Von Alexander Walter 04.02.2019, 00:01

Magdeburg l Trotz Empfehlungen von Experten vor einem Jahr hält die Uni Halle in Fächern mit hohem Bedarf noch immer viel zu wenige Plätze für Lehramts-Erstsemester vor. Das geht nach Ansicht der Linken aus der Beantwortung einer Kleinen Anfrage durch das Wissenschaftsministerium hervor.

Beispiel Physik an Gymnasien: Laut Experten hätte die Uni zum Wintersemester 42 Erstsemester-Plätze anbieten müssen, um die benötigte Lehrerzahl fürs Land auszubilden. Tatsächlich wurden nur 19 Studenten immatrikuliert – gut 45 Prozent des empfohlenen Bedarfs. 28 Bewerber wurden abgelehnt.

Die Zahlen seien fatal, sagte Linken-Fraktionschef Thomas Lippmann. „Wir haben einen riesigen Bedarf in Mangelfächern, die Bewerber sind da, trotzdem bleiben die Kapazitäten unten.“ Es müsse jetzt gehandelt werden. „Nach zehn Jahren kann man das nicht mehr korrigieren.“

Betroffen sind auch Deutsch, Mathe, Chemie, Englisch oder Musik. Im Fach Geografie für Gymnasien wurden laut Vorlage gar nur 29 Prozent der empfohlenen Plätze bereitgestellt. Unterm Strich hätten in den sogenannten Bedarfsfächern für Gymnasien und Sekundarschulen zum Herbst 350 Erstsemester-Plätze gefehlt, sagte Lippmann. Zugleich biete die Uni etwa in Religion großzügig Plätze an, obwohl hier kaum Lehrer gebraucht würden.

Die vom Landtag eingesetzten Experten hatten vor einem Jahr den fächerbezogenen Lehrerbedarf im Land bis 2031 ermittelt. Das Land musste demnach bis 2031 9000 Lehrer neu einstellen. Um das zu schaffen, empfahl das Gremium die Aufstockung der Erstsemesterplätze von 800 auf 1200 – und die Steuerung der Fächeranwahl.

Lippmann fordert nun die rasche Umsetzung der Empfehlungen. Binnen zwei Jahren müssten Kapazitäten in Mangelfächern hochgefahren werden und teure Plätze in nicht benötigten Fächern entfallen.

Das Wissenschaftsministerium räumt Unterkapazitäten ein. Nachdem der Expertenbericht erst 2018 bekannt wurde, benötige man aber Zeit, sagte Sprecher Robin Baake. Mittel für notwendige zusätzliche Stellen und Laborerneuerungen stünden erst jetzt zur Verfügung. Frühestens in zwei Jahren könne daher die Studienplatzzahl steigen. Im Fall von Überkapazitäten sei nicht allein der Lehrerbedarf ausschlaggebend. Religion etwa sei per Staatsverträgen mit den Kirchen vorzuhalten.

Die Uni Halle lehnt derweil Vorgaben bei der Fächerwahl ab: „Wir zwingen Studenten nicht, ein Fach zu studieren. Das würde die Attraktivität des Standorts gefährden“, sagte Rektor Christian Tietje.

Auch Forderungen der Linken, die Zahl der Erstsemesterplätze in Anlehnung an die Experten insgesamt weiter zu steigern, weisen Ministerium und Uni zurück. Nach Ansicht des Ministeriums sind die Zahlen zu hoch angesetzt. Die Uni Halle sieht auch die Schulen bei der Lehrerausbildung am Limit. Schon jetzt gebe es kaum noch genügend Praktikumsplätze für Studenten, sagte Tietje.