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Landeshilfe Initiativen für Dorfgemeinschaftsläden

Ein Einkaufsladen ist nicht in der Nähe: Das ist in vielen Dörfern schon Realität. Nun sollen ehrenamtliche Initiativen das ändern.

18.05.2019, 23:01

Magdeburg (dpa) l Wie kann in kleinen Orten und Dörfern ein neuer Treffpunkt entstehen und die Gemeinschaft beleben? Eine Antwort darauf sollen Dorfgemeinschaftsläden bieten, Einkaufsgelegenheiten mit angeschlossenen Cafés oder anderen Treffgelegenheiten. 13 Initiativen aus Sachsen-Anhalt wollen mit Landesunterstützung ein solches Projekt umsetzen – oder bestehende Angebote ausbauen. Das teilte das Umweltministerium nach der ersten Bewerbungsrunde eines neues Förderprogramm für Dorfgemeinschaftsläden mit.

Schon jetzt ist klar: Nicht alle Ideen können berücksichtigt werden. 300.000 Euro sind dieses Jahr im Topf, die beantragten Projekte summieren sich laut Ministerium auf eine Fördersumme von fast einer Million Euro. Umweltministerin Claudia Dalbert (Grüne) plant, den Topf künftig deutlich aufzustocken. Die Dorfgemeinschaftsläden gelten als eine Antwort auf die Frage, wie das Leben fern der Großstädte trotz alternder und schrumpfender Bevölkerung attraktiv bleiben kann.

Vier Interessenten kommen aus dem Kreis Salzwedel, halb so viele aus dem Raum Stendal und der Börde. Je eine Bewerbung ging aus dem Jerichower Land, aus Dessau-Roßlau, dem Burgenlandkreis, dem Harz sowie Mansfeld-Südharz ein.

Vier Initiativen wollen die Landeshilfe nutzen, um die Machbarkeit eines neuen Dorftreffpunkts auszuloten. Die restlichen Bewerber wollen direkt ein Gemeinschaftsprojekt starten oder ein bestehendes Projekt ausbauen. Mitmachen können Orte, in denen nicht mehr als 2500 Einwohner leben. Ihre Projekte müssen ehrenamtlich mitgetragen werden und dürfen nicht in Konkurrenz zu existierenden Angeboten stehen.

Mit dabei ist auch ein alter Bekannter: eine Bürger-Genossenschaft in Deersheim im Harz gilt als Vorzeige-Projekt im Land. Seit Ende 2016 gibt es dort in einer umgebauten Scheune einen Dorfladen, ein Café, eine Markthalle für Veranstaltungen und eine Nähstube.
Die Anschubfinanzierung von 150.000 Euro kam vom Bund über ein Förderprogramm. Ohne diese finanzielle Starthilfe wäre es kaum zu stemmen gewesen, wie Ortsbürgermeister Wolfgang Englert sagte. Eine Hilfe, die jetzt auch das Land bieten will.

Dutzende Bewohner arbeiten in Deersheim ehrenamtlich mit. Erst vor drei Monaten baute die Genossenschaft in ihrem Café eine Küche ein, um die Gäste auch mit selbst gebackenem Kuchen und Mittagsangeboten versorgen zu können, wie Englert sagte. Auch ein Freisitz wurde eingerichtet. Sollten sie jetzt auch gefördert werden, soll noch eine Lernküche dazukommen, in der Jung und Alt gemeinsam kochen und voneinander lernen.

"Unser Ziel ist, dass alle wieder mehr miteinander reden", sagte Englert. Neben Geld ist aus der Erfahrung der Deersheimer noch etwas anderes wichtig für den Erfolg: "Es braucht fachkundigen Rat. Wir hatten anfangs überhaupt keine Ahnung, wie man einen Laden oder ein Café führt." Inzwischen laufe es nach mehreren Rückschlägen gut. Von Mittwoch an berät eine Auswahlkommission, welches Ideen unterstützt werden. Eine Entscheidung soll nach Angaben des Umweltministeriums spätestens Mitte Juni fallen.