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Energiepreise Ab August wird Strom in Sachsen-Anhalt schon wieder teurer

Am 1. Juli sinken die Strompreise. Die EEG-Umlage fällt weg. Doch die Freude ist von kurzer Dauer.

Von Jens Schmidt 21.06.2022, 17:31
Obwohl die EEG-Umlage wegfällt, sind die Strompreise bei einigen einige Stadtwerken teurer als 2021. Aber auch andere Versorger werden in den nächsten Monaten die Tarife wieder anziehen, da die Einkaufspreise am Markt extrem hoch bleiben.
Obwohl die EEG-Umlage wegfällt, sind die Strompreise bei einigen einige Stadtwerken teurer als 2021. Aber auch andere Versorger werden in den nächsten Monaten die Tarife wieder anziehen, da die Einkaufspreise am Markt extrem hoch bleiben. prePress Media Mitteldeutschland

Magdeburg - Nach 22 Jahren schafft Deutschland die EEG-Umlage ab. Diese Abgabe mussten alle Privathaushalte und viele Betriebe zu Förderung des Ökostroms bezahlen. Wird nun auch der Strom billiger? Erstens: nur kurzfristig. Und zweitens: Vergleicht man mit 2021, ist der Strom bei etlichen Anbietern trotz „Rabatts“ teurer als vor einem Jahr. Wie kommt das?

Im Juli sind alle Stadtwerke staatlich verpflichtet, die Kostensenkung an die Kunden weiterzugeben. Das heißt: Die Kilowattstunde Strom wird (brutto) 4,43 Cent billiger. Für einen vierköpfigen Haushalt und einem typischen Verbrauch summiert sich die Jahresersparnis auf 160 Euro.

Jedoch: Die Marktpreise an der Börse, zu denen Stadtwerke Strom für die nächsten Monate und Jahre im Voraus bestellen, sind gewaltig gestiegen. Bis Mitte vorigen Jahres kostete eine für die Zukunft georderte Kilowattstunde um die 5 Cent. Schon ab Juni 2021 rasten die Preise plötzlich hoch – bis zum Dezember auf bis dahin nie dagewesene 20 Cent.

„Wir dachten, dass dies nur eine kurze Welle nach der Coronakrise sei und sich wieder bald normalisiert“, sagt Thomas Pietsch, Chef der Städtischen Werke Magdeburg. Doch dann kam im Februar 2022 Russlands Krieg gegen die Ukraine. Von Entspannung keine Spur. Wer aktuell für 2023 ordert, muss 23 bis 24 Cent pro Kilowattstunde hinlegen. Hinzu kommen 20 bis 25 Cent an Steuern, Netz- und Vertriebskosten sowie Gewinn. Kunden in Stendal spüren das jetzt schon: Sie haben in den letzten Tagen Post vom Stadtwerk bekommen. So fällt der Kilowattstundenpreis im Familientarif zum 1. Juli zwar von 38,2 auf 33,8 Cent – im August jedoch steigt er auf 42,7 Cent.

Preisschock in Stendal

Ein vierköpfiger Haushalt mit typischem Verbrauch zahlt in Stendal dann übers Jahr 1759 Euro. Voriges Jahr waren es noch 1121 Euro. Preisplus: 57 Prozent „Das ist bitter“, räumt Philipp Marggraf von den Stadtwerken ein.

Auch andere Versorger werden mit neuen Preisrunden folgen. „Wir wollen die Tarife möglichst bis Dezember stabil halten“, sagt SWM-Chef Pietsch, „doch ab Januar werden die Preise deutlich steigen müssen.“

Preise werden nicht allein vom Markt, sondern auch vom Einkaufsverhalten der Stadtwerke bestimmt. Beispiel Blankenburg. Das kleine Stadtwerk gehörte jahrelang zu den teuersten Versorgern. Seit 2020 aber hält Blankenburg seinen Tarif stabil. „Wir haben in der Coronakrise 2020, als die Preise niedrig waren, große Mengen im Voraus eingekauft“, sagt Geschäftsführer Tim Schlenkermann.

Fast 80 Prozent der Strommenge, die das Stadtwerk derzeit an die Kundschaft verkauft, wurde in den Billigzeiten schon geordert. Damals gab es die Kilowattstunde an der Böse schon für 4 Cent – zum Fünftel der aktuellen Preise. „Natürlich hatten wir auch ein glückliches Händchen“, räumt Schlenkermann ein. Wäre der Börsenpreis später gefallen, hätte er zu teuer geordert. Zudem: Der billig georderte Strom geht allmählich zur Neige. Ab 2023 wird es auch in Blankenburg teurer.

Manche Stadtwerke splitten nach Bestands- und Neukunden. Nur die treue Kundschaft bekommt den einst günstig georderten Strom, dafür müssen die Neuen umso mehr zahlen. Doch sobald die Jahresverträge auslaufen, wird es auch für Bestandskunden teurer.

Entlastung reicht nicht

Der Bund zahlt im Juli einen Kindergeldzuschlag von 100 Euro je Kind sowie ab September eine Energiepauschale von 300 Euro brutto je Arbeitnehmer. Da dies absehbar nicht ausreicht, kündigte die SPD-Bundestagsfraktion weitere Entlastungen an.