Erneuerbare Energie Wie Willingmann alte Windkraft-Anlagen retten will
Deutschland setzt verstärkt auf Windstrom. Doch der weitere Ausbau stockt auch in Sachsen-Anhalt. Wirtschaftsminister Willingmann sieht einen Ausweg – und lockt mit Geld.

Magdeburg - Im vergangenen Jahr 2022 ist Sachsen-Anhalts Windkraftleistung nur um magere 35 Megawatt gewachsen. Zum Vergleich: Im Spitzenjahr 2016 war es das Zehnfache.
Eine Ursache dafür liegt auch im Rückbau. Beispiel 2021: Da wurden zwar 18 neue Windräder errichtet – zugleich aber 30 ältere Mühlen abgerissen. Die neuen Räder sind zwar leistungsstärker als alte Modelle. Dennoch verhageln Abrisse die Windkraft-Bilanz. Geht der Rückbau so weiter, kommt Sachsen-Anhalt mit seinen Windstromplänen ins Trudeln. „Das darf so nicht weitergehen“, sagt Wirtschafts- und Energieminister Armin Willingmann (SPD) deshalb.

Genehmigung erlischt für „wilde“ Anlagen
Warum werden alte Windmühlen abgerissen statt repowert, wie die Modernisierung fachmännisch heißt? Vor 20 Jahren wurde zunächst „wild“ investiert, erst später gab es Windvorranggebiete. Heute stehen in Sachsen-Anhalt auf einer Fläche von 368 Quadratkilometern Windmühlen – davon sind aber 143 Quadratkilometer keine Vorranggebiete. Eine Art rote Zone. Anlagen auf diesen Gebieten verlieren nach 20 Jahren ihre Genehmigung. Eine Modernisierung der Windräder wäre nur möglich, wenn betroffene Anlieger zustimmen. Willingmann sieht hier ein großes Potenzial. Er will die Anwohner locken – mit Geld. Dazu will sein Haus 2023 ein Gesetz vorlegen, das Windstrombetreiber in diesen Gebieten zwingt, Anlieger und Gemeinden finanziell zu beteiligen. „Viele Betroffene haben die Windräder vor den Augen, haben aber finanziell nichts davon – das muss sich ändern.“ Willingmann glaubt, dass es trotz Abgabezwangs für Betreiber lukrativ bleibt. „Viele wollen repowern, dürfen es aber nicht.“
Neue Vorranggebiete geplant
Auch der Neubau soll wieder in Schwung kommen. Dazu will Sachsen-Anhalt seine Windvorranggebiete ausweiten. Auch Wälder und manche Rotmilan-Areale sind nicht mehr tabu. „Aber die großen Potenziale liegen woanders – etwa an Autobahnen“, sagt Willingmann. Anfang 2023 will sein Haus eine erste Karte vorlegen.