Kräftiges Lohnplus in der Pflege Kommt jetzt die nächste Kostenerhöhung für Heimplätze in Sachsen-Anhalt?
Die Stundenlöhne in der Pflege-Branche sind in Sachsen-Anhalt um neun Prozent gestiegen. Der Trend hat allerdings eine Kehrseite: Auch die Kosten für einen Heimplatz dürften dadurch weiter steigen.

Magdeburg - Die Pflege gilt nicht als der attraktivste Beruf: Bundesweit standen laut Landes-Sozialministerium zuletzt 22.000 offenen Stellen nur 10.000 Arbeitslose mit einer Pflegefachkraft-Ausbildung gegenüber. Immer wieder wird als Grund auch die unzureichende Entlohnung in der Branche angeführt. Hier allerdings gibt es jetzt deutliche Bewegung:
Nach am Freitag vorgelegten Zahlen des Spitzenverbands der Gesetzlichen Krankenkassen (GKV) sind die durchschnittlichen Stundenlöhne in der Pflege 2024 gegenüber dem Vorjahr kräftig gestiegen – bundesweit um 8,8 Prozent.
Löhne in der Pflegebranche steigen erheblich
Spitzenreiter sind demnach Baden-Württemberg, Niedersachsen und Nordrhein-Westfalen mit je rund 10 Prozent. Mit etwa 9 Prozent folgen Sachsen-Anhalt und Thüringen allerdings bereits dicht dahinter.
Die Entwicklung bedeutet einen erheblichen Anstieg gegenüber den Vorjahren, in denen die Löhne jeweils nur um etwa zwei Prozent gestiegen waren. Grund ist laut GKV auch die gesetzlich seit 2022 festgelegte Anbindung des Lohnniveaus in Pflegeheimen an die Tariflohnentwicklung.
Pflegeberufe zunehmend attraktiver gestaltet
Profitieren konnten demnach alle Qualifikationsstufen des Berufs: Pflegehilfskräfte ohne Ausbildung erhalten demnach künftig 19,26 pro Stunde (+9,9 % im Vergleich zu 2023), Pflegeassistenzkräfte mit mindestens einjähriger Ausbildung 21,41 Euro (+9,6 %) und voll ausgebildete Pflegekräfte 25,93 Euro (+9,2 %).
Nur mit Geld wird man niemanden erreichen. Der Lohn ist aber ein Faktor, der dafür sorgen kann, dass mehr Menschen sich für den Beruf interessieren.“
Herbert Wollmann (SPD), Bundestagsabgeordneter aus Stendal
Der Stendaler SPD-Bundestagsabgeordnete Herbert Wollmann sprach gegenüber der Volksstimme von einem positiven Signal. In einer Gesellschaft mit alternder Bevölkerung sei es wichtig, den Pflegeberuf attraktiv zu gestalten, sagte er.
„Nur mit Geld wird man dabei niemanden erreichen. Der Lohn ist aber ein Faktor, der dafür sorgen kann, dass mehr Menschen sich für den Beruf interessieren.“ Angesichts hoher Belastungen etwa durch Schichtarbeit gehe es dabei auch um Wertschätzung.
Höhere Löhne führen zu höheren Eigenanteilen
„Die höheren Durchschnittslöhne in der Altenpflege zeigen, dass sich die Pflegekräfte insgesamt auf eine faire Bezahlung verlassen können“, sagte auch Doris Pfeiffer, Vorstandsvorsitzende des GKV-Spitzenverbands.
Kehrseite der Medaille sei aber, dass sich höhere Löhne aufgrund der gesetzlich geltenden Rahmenbedingungen auf die Eigenanteile für Pflegeplätze in Heimen auswirken. Letztere lagen für einen Heimplatz in Sachsen-Anhalt im ersten Jahr laut Verband der Ersatzkassen zuletzt im Schnitt bei 2.017 Euro.
Union fordert langfristige Pflegereform
Tino Sorge, gesundheitspolitischer Sprecher der CDU/CSU im Bundestag aus Magdeburg, sagte dazu: „Wenn man die Pflegekräfte besser entlohnt, muss man auch ein Konzept zur Finanzierung vorlegen. Sonst steigen mit den Löhnen auch die Eigenanteile immer weiter.“
Die Union fordere hierfür seit Langem eine Pflegereform. Das Bundesgesundheitsministerium arbeitet nach eigenen Angaben derzeit daran. Ein zentrales Problem für Reformansätze ist die alternde Bevölkerung in Deutschland, heißt immer weniger Arbeitende müssen für immer mehr Pflegebedürftige aufkommen.
Mehrsäulen-Modell zur Pflegefinanzierung geplant
Die CDU setzt als Antwort darauf auf ein Mehrsäulen-Modell mit einer Finanzierung aus Steuergeld, betrieblicher Vorsorge sowie privater Zusatzvorsorge.
Zu diskutieren sei daneben, wie Eheleute im Fall von Pflegebedürftigkeit des Partners stärker entlastet werden können, ergänzte Sorge. Bislang müssen Paare bis auf einen Selbstbehalt von 20.000 Euro all ihr Vermögen einbringen, um die Eigenanteile zu bezahlen.