Trump und Sachsen-Anhalt Zollkrieg: Sachsen-Anhalts Unternehmer befürchten Verlust vieler Jobs
Sachsen-Anhalts Firmen exportieren im Jahr Waren für fast 900 Millionen Euro in die USA. Jetzt verkündet US-Präsident Trump Zölle von 20 Prozent. „Das trifft uns“, sagt Wirtschaftsminister Schulze.

Magdeburg - Ab Sonnabend müssen europäische Unternehmen für alle Exporte in die USA 20 Prozent Zoll an die amerikanische Staatskasse abführen. So hat es US-Präsident Donald Trump am Donnerstag verkündet. „Das trifft uns, das ist eine große Summe“, sagt Sachsen-Anhalts Wirtschaftsminister Sven Schulze (CDU) der Volksstimme.
Denn für heimische Firmen sind die USA ein großer Absatzmarkt. 2024 lieferten Sachsen-Anhalts Unternehmen laut Statistischem Landesamt Waren im Wert von 896 Millionen Euro in die Vereinigten Staaten. Die USA stehen damit an neunter Stelle unter dem insgesamt 191 Exportländern. An der Spitze steht Polen mit 2,7 Milliarden Euro.
Kommen Unternehmen in Schieflage? Steigen jetzt auch bei uns die Preise? „Es lässt sich heute noch nicht genau sagen, wie stark wir betroffen sind“, meint Schulze.

Sachsen-Anhalts Unternehmer erwarten Preissteigerungen auch in Deutschland
Pessimistischer ist Klaus Olbricht, Präsident der Industrie- und Handelskammer Sachsen-Anhalt. „Das wird auf alle Fälle Arbeitsplätze – und zwar nicht wenige“, sagt er der Volksstimme. Die Außenhandelsbedingungen für das Exportland Deutschland haben sich in den vergangenen Jahren ohnehin verschlechtert – „jetzt werden sie ganz schlecht“. Olbricht erwartet Preissteigerungen in den USA und auch in Deutschland. Denn Firmen würden versuchen, steigende Kosten in den USA auch durch höhere Preise am heimischen Markt abzufedern.
„Der Trump’sche Zollwahnsinn birgt das Potenzial eines signifikanten wirtschaftlichen Schadens“ sagt Thorsten Gröger, Bezirksleiter der IG Metall in Sachsen-Anhalt und Niedersachsen. „Ein Handelskrieg kennt keine Sieger.“
Die Börsen gingen nach unten. Der DAX fiel am 3. April um 2,5 Prozent, der Dow-Jones um 3,7 Prozent.
Freihandelsabkommen scheiterte an Chlorhühnchen: „Das war ein großer Fehler“
Vor gut zehn Jahren gab es intensive Verhandlungen über ein Freihandelsabkommen mit den USA. Doch dieses war 2016 vor allem an Bedenken der Europäer gescheitert – nicht zuletzt aus Angst vor genveränderten Lebensmitteln und Chlorhühnchen. „Das war ein großer Fehler“, sagt Wirtschaftsminister Schulze. „Hätten wird das Abkommen, wären wir heute sicherlich in einer besseren Lage.“
Trump reagiert mit den Zöllen auch auf ein anhaltendes Handelsdefizit: Die USA importierten 2023 aus der EU im Jahr Waren im Wert von gut 500 Milliarden Euro, während andersherum die EU nur für 350 Milliarden amerikanische Waren kaufte. Bezogen auf deutsche Produkte sagte Schulze: „Das liegt auch an der Qualität: Made in Germany ist in den USA und darüber hinaus weltweit stark nachgefragt.“
Die EU-Kommissionsvertretung in Deutschland verweist darauf, dass Trumps Ansatz einseitig sei. Im Dienstleistungssektor sehe es nämlich umgekehrt aus: Da importierten die Europäer aus den USA Leistungen im Wert von 427 Millionen Euro, während die EU-Exporte in die USA nur 319 Milliarden Euro betrugen.
Schulze erwartet keine schnelle Einigung zwischen EU und USA
Wie soll die EU auf den Zoll-Furor reagieren? Eskalieren oder verhandeln? „Wir brauchen beides: Gegenmaßnahmen aber auch Verhandlungen“, sagt Minister Schulze. „Da Trump aber willkürlich und unabhängig von Handelsabkommen agiert, habe ich im Moment wenig Hoffnung, dass wir bald eine Einigung haben werden.“