Migration und Flucht Geflüchtete: Landkreise in Sachsen-Anhalt warnen vor Überlastung
Flüchten im Winter wieder mehr Ukrainer nach Deutschland, drohen in vielen Landkreisen in Sachsen-Anhalt Engpässe bei der Unterbringung, denn über die Balkan-Route kommen ebenfalls immer mehr Asylsuchende aus anderen Staaten an.

Magdeburg - Die ersten Landkreise in Sachsen-Anhalt stoßen bei der Unterbringung von Asylbewerbern und ukrainischen Kriegsflüchtlingen an ihre Grenzen. So spitzt sich die Lage im Jerichower Land zu. „Hinsichtlich der zeitnahen Unterbringung der beiden Gruppen sind die Kapazitäten derzeit nahezu ausgeschöpft“, heißt es von der Kreisverwaltung. Die Aufnahmeeinrichtung für männliche Asylbewerber (60 Plätze) sei zu 100 Prozent belegt. Bei den dezentralen Unterbringungsmöglichkeiten sehe es nahezu ähnlich aus.
Die Kombination aus einem angespannten Wohnungsmarkt und steigenden Zuteilungen aus der Zentralen Anlaufstelle (ZAST) in Halberstadt – dort kommen Asylbewerber zunächst über das bundesweite Verteilsystem an - trage wesentlich dazu bei. Ukrainer genießen einen vorübergehenden Schutz und müssen keinen Asylantrag stellen. Ihnen bleibt die Zwischenstation Halberstadt erspart. Stattdessen gelangen sie direkt in die Landkreise.
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Im Bördekreis liegt die Auslastung der drei Gemeinschaftsunterkünfte bei 80 Prozent. Die drei zentralen Aufnahmeeinrichtungen des Salzlandkreises in Aschersleben, Bernburg und Schönebeck sind zu 75 Prozent belegt. „Aufgrund der aktuellen Lage sucht der Landkreis nach weiteren Unterbringungsmöglichkeiten, um der bestehenden Verpflichtung nachzukommen“, sagt Pressesprecher Marko Jeschor. Von den 71 Wohnungen, die im Harzkreis für Asylbewerber zur Verfügung stehen, sind 69 vermietet. Zusätzlich sind 320 Wohnungen an Ukrainer vergeben.
Verstärkte Einreise über die Balkanroute nach Sachsen-Anhalt
Das Innenministerium bestätigt, dass „die Aufnahmesituation in Sachsen-Anhalt insgesamt angespannt ist“. Immer mehr Neuankömmlinge würden den Weg über die Balkanroute nach Deutschland nehmen. Demnach sind seit Jahresbeginn rund 4.000 Asylbewerber eingereist. 2021 lag die Zahl bei 2.995. In der Mehrzahl handelt es sich um syrische, afghanische, georgische, türkische und iranische Staatsangehörige. Hinzu kommen 28.478 ukrainische Kriegsflüchtlinge seit dem Beginn der russischen Invasion im Februar.
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Heinz-Lothar Theel, Geschäftsführer des Landkreistages Sachsen-Anhalt, schlägt deshalb Alarm. Er befürchtet eine Verschärfung der Lage: „Angesichts der beschädigten Infrastruktur und des drohenden Winters in der Ukraine könnten die Zahlen stark ansteigen.“ Für ihn ist klar: „Der Bund bleibt dringend aufgefordert, den zunehmend starken Zuzug der Asylbewerber zu begrenzen.“