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Millionenprogramm Neue Chancen für Langzeitarbeitslose

In Sachsen-Anhalt gibt es rund 40.000 Langzeitarbeitslose. Die Landesregierung will 2000 längerfristige Arbeitsplätz schaffen.

04.05.2017, 16:02

Magdeburg (dpa) l Die Landesregierung Sachsen-Anhalt will sich verstärkt um Langzeitarbeitslose kümmern. Ein entsprechendes Programm solle im zweiten Halbjahr starten, sagte Arbeitsministerin Petra Grimm-Benne (SPD) in einer Regierungserklärung am Donnerstag im Magdeburger Landtag.

Ziel sei, bis zu 2000 längerfristige Arbeitsplätze für Langzeitarbeitslose zu schaffen. "Wir wollen helfen, Menschen zu unterstützen, die ohne dieses Programm keine Chance haben, auf dem Arbeitsmarkt Fuß zu fassen", sagte Grimm-Benne. In Sachsen-Anhalt gibt es derzeit rund 40.000 Arbeitslose, die länger als ein Jahr ohne Job sind.

Für das Programm stehen in diesem Jahr rund fünf Millionen Euro und im kommenden Jahr etwa zehn Millionen Euro zur Verfügung. Es gehe nicht nur um sogenannte Ein-Euro-Jobs, sagte Grimm-Benne. Zudem würden die Betroffenen durch Coaches unterstützt. Sie sollen schauen, welche Ausbildung oder Qualifizierung die Langzeitarbeitslosen brauchen, um wieder auf dem ersten Arbeitsmarkt anzukommen.

Die Opposition kritisierte, für die derzeit gute Entwicklung auf dem Arbeitsmarkt sei nicht die Regierung verantwortlich. Der Rückgang der Arbeitslosenquote sei vor allem eine Folge der demografischen Entwicklung, sagte AfD-Fraktionschef André Poggenburg. "Sachsen-Anhalt gehört zu den am schnellsten alternden Regionen Europas."

Die Linke kritisierte das neue Landesprogramm scharf. "Es ist nicht ersichtlich, wie Sie von der Langzeitarbeitslosigkeit wegkommen wollen", sagte Arbeitsmarkt-Experte Andreas Höppner in Richtung der Ministerin. Auch sonst bleibe die Regierung untätig. Erzwungene Teilzeitarbeit und Befristungen ohne Grund seien weiter auf dem Vormarsch. Jeder dritte Beschäftigte im Land arbeite nur auf dem Niveau des Mindestlohns, Betriebsräte gebe es häufig nicht. "Das ist ein absoluter Skandal."

Grimm-Benne betonte die Bedeutung guter Arbeitsbedingungen und fairer Löhne. Gerade in sozialen Berufen wie Pflege und Erziehung müsse besser gezahlt werden. Sonst bleibe auch die Suche nach dringend benötigtem Nachwuchs erfolglos. Gute Bezahlung gelinge vor allem durch Tarifbindung. Nach Angaben der Ministerin hat Sachsen-Anhalt bereits den höchsten Anteil tarifgebundener Betriebe in den neuen Bundesländern. Ziel bleibe dennoch, die Tarifbindung zu erhöhen.

Leiharbeit sei nur bei gleicher Bezahlung mit der Stammbelegschaft gerechtfertigt. Die Digitalisierung müsse zum Wohl der Arbeitnehmer genutzt werden. Zudem sollten Menschen mit Behinderung besser auf dem ersten Arbeitsmarkt integriert werden, sagte Grimm-Benne.