Mit dem Tod bedroht, zum Sex gezwungen
Stendal. Die Staatsanwaltschaft legt einem gerichtsbekannten Stendaler versuchte Vergewaltigung zur Last. Darum geht es seit gestern in einem Berufungsprozess vor dem Landgericht in Stendal.
Am 19. Juli vorigen Jahres soll der 22-Jährige nach Geschäftsschluss in einem Laden in der Scharnhorststraße eine Verkäuferin (50) mit Gewalt und unter Androhung des Todes sexuell genötigt haben. Bei der Tat soll der Angeklagte seinen erst zwei Monate alten Säugling im Kinderwagen dabei gehabt haben. Der von der Kindesmutter inzwischen verlassene Mann lebt derzeit mit seinem einjährigen Sohn im Tangerland. Er bestreitet die Tatvorwürfe.
Das Amtsgericht hatte die Tat indes als erwiesen angesehen und den seinerzeit unter Bewährung stehenden Angeklagten zu 18 Monaten Gefängnis ohne Bewährung verurteilt. In ersten Vernehmungen hatte er geleugnet, überhaupt im Laden gewesen zu sein. Später räumte er ein, im Streit um den Preis für eine Lampe die Verkäuferin beleidigt und geschubst zu haben, nachdem sie ihn geohrfeigt hätte.
Opfer flieht halbnackt und schreit um Hilfe
Als Zeugin sagte die Verkäuferin gestern aus, dass er insgesamt dreimal an jenem Tag in ihrem Laden war. Als sie ihn zum Ladenschluss des Ausgangs verwies, habe er sie plötzlich von hinten zu Boden gedrückt. Und weil sie zu schreien versuchte, habe er ihr den Mund zugedrückt. Daraufhin habe er gefordert, dass sie mit ihm Sex mache. Täte sie das nicht, würde er sie töten.
Derart eingeschüchtert, habe sie zum Schein eingewilligt und sich von ihm Hose und Slip ausziehen lassen. Dass sie ihn zum Schließen der Ladentür aufforderte und den günstigen Augenblick zur Flucht nutzte, nannte Richter Gundolf Rüge "clever". Sie lief fast nackt und um Hilfe schreiend aus dem Laden. Zeugen stellten den Angeklagten. Die Frau leidet noch heute unter dem Trauma des Überfalls.
Zur Fortsetzung am 14. Juni sollen Polizisten als Zeugen gehört werden und es soll über ein von der Verteidigung gestelltes Glaubwürdigkeitsgutachten der Zeugin entschieden werden.