Viele Händler erleben derzeit einen großen Andrang / Mancherorts werden die Waren knapp / Speditionen haben Angst in die betroffenen Gebiete zu fahren Mit der Flut kommt auch der Sturm auf die Baumärkte
Schönebeck l Mit der Flut kommt der Sturm. In diesem Fall der Sturm auf die Baumärkte. Pumpen, Gummistiefel, Schläuche, aber auch Farbe, Tapeten und Teppiche - das sind nur einige der Waren, die jetzt besonders gefragt sind.
Anja Reichelt ist stellvertretende Leiterin des Hagebaumarktes in Schönebeck. Eine solch extreme Situation wie in den vergangenen Tagen hat auch sie noch nicht erlebt. "Nicht mal 2002 war es so extrem. Dies waren die schlimmsten Tage meines Arbeitslebens", berichtet die 37-Jährige. Fast dreimal so viele Kunden wie sonst kamen in den Markt. "So schnell, wie die uns die Regale geräumt haben, haben wir die Waren gar nicht ranbekommen. Viele Kunden waren sehr aufgeregt, fast schon panisch", sagt Anja Reichelt. So wurden aus ihr und den Kollegen auch noch Seelsorger. "Einige Geschichten waren wirklich schwer zu ertragen. Da war ich um neun Uhr morgens emotional schon ganz aufgelöst", gesteht die 37-Jährige.
"Viele Speditionen wollen uns derzeit nicht anfahren."
Olaf Kuntze, Marktleiter
Olaf Kuntze, Leiter des Hellwegmarktes in Magdeburg, bereitet sich noch auf den großen Andrang vor. "Wir haben alle gefragten Waren in ausreichender Menge bestellt." Aber ganz ohne Probleme läuft das Geschäft derzeit doch nicht. Viele Baumärkte in der Region sind selbst vom Hochwasser betroffen und mussten schließen.
Und selbst die, die geöffnet haben, müssen um die bestellte Ware zittern. "Viele Speditionen wollen uns derzeit nicht anfahren", berichtet Olaf Kuntze. Die Fahrer haben regelrecht Angst, derzeit Magdeburg oder die Altmark anzusteuern. "Die machen sich Sorgen, dass sie nicht rein oder nicht mehr raus kommen." Mit all seinen Überredungskünsten musste Kuntze auf die Lieferanten einreden, damit sie kommen.
Bei anderen Märkten gab und gibt es Engpässe. So waren in Dessau gestern Gummistiefel ausverkauft. Aber die Märkte helfen sich gegenseitig. "Wir bekamen Ware aus Wolfsburg, Blankenburg oder Halberstadt", erzählt Anja Reichelt. Man helfe sich da ganz schnell und unbürokratisch.
"Klar, für den Umsatz der Märkte ist das super."
Anja Reichelt, stellv. Marktleiterin
Die Kette "Max Bahr" fährt sogar Extraladungen von Hamburg und Schwerin nach Sachsen-Anhalt. Schon vorab aber, als die Flut vorhersehbar war, wurden verstärkt Waren geordert. Dauerhaften Mangel an Pumpen, Notstromaggregaten, Hochdruckreinigern und anderen Waren soll es nach Auskunft der Märkte in der Region also nicht geben.
Eines aber darf man auch bei allem Mitgefühl der Marktmitarbeiter nicht vergessen: Die Flut ist ein gutes Geschäft. 2002 verzeichneten die großen Ketten Umsatzzuwächse von bis zu zwölf Prozent. Das dürfte auch bei diesem Hochwasser kaum anders werden, trotz zahlreicher Rabattaktionen der Märkte. "Klar, für den Umsatz ist das super", bestätigt auch Anja Reichelt. Dem gegenüber stehe aber eben auch eine große zeitliche und personelle Belastung. Anja Reichelt jedenfalls freut sich, dass sie neben den guten Umsätzen auch noch Menschen helfen kann.