Ostern Das perfekte Versteck: Was Polizisten aus Sachsen-Anhalt zur bevorstehenden Ostereier-Suche sagen
Morgen beginnt die Suche nach dem perfekten Osterversteck. Doch wie würden Profis vorgehen, die sich von Berufs wegen mit Verstecken auskennen?

Magdeburg - Der Ostersonntag steht ganz im Zeichen der großen Eiersuche. Doch bevor die Suche beginnen kann, muss erst einmal das perfekte Versteck her. Wie würden da wohl Profis vorgehen, die sich von Berufs wegen mit Verstecken auskennen?
Matthias Fricke sprach mit Thomas Amtage (57) vom Magdeburger Kriminaldauerdienst und Polizeikommissarin Natalie Krebsz (27) aus dem Bereich Prävention.
Volksstimme: Gibt es das perfekte Versteck?
Thomas Amtage: Ich hatte vor neun Jahren mal öffentlich spekuliert, es wäre der Marianengraben. Das ist aber nicht mehr so, weil es dadurch nun zu viele wissen. Damit ist es kein perfektes Versteck mehr. Ich glaube aber, das es das gibt. Man sieht es schon daran, dass wir viele Dinge oder Menschen, die wir suchen, leider immer noch nicht gefunden haben.
Natalie Krebsz: Das perfekte Versteck sollte möglichst keiner kennen und es sollte auch immer erreichbar sein. Akzeptabel wäre zum Beispiel ein festverankerter Tresor in der Wohnung. Falls den jemand findet, kommt man wenigstens immer noch nicht an den Inhalt heran.
Welches Versteck hat Sie denn am meisten beeindruckt?
Thomas Amtage: Da gibt es immer wieder Verstecke, die mich beeindruckt haben. So hatte uns vor einigen Jahren ein Zeuge mitgeteilt, dass auf einem Parkplatz in der Nähe einer Tankstelle eine verdächtige Person mit jeweils zwei offensichtlich schweren Reisetaschen zu einem Transporter gelaufen und eingestiegen ist. Das wiederholte sich. Es lag also der Verdacht nahe, dass etwas Illegales verstaut worden ist.
Wir warteten also bis diese Person erneut mit vollen Taschen zum Fahrzeug ging, einstieg und wieder herauskam. Dann haben wir sie kontrolliert. Als wir die Hintertüren öffneten, rechneten wir damit, dass der Laderaum voll ist. Doch er war komplett leer. Irgendwann haben wir die Innenverkleidung abgebaut, und dahinter befanden sich Autoradios, übereinander gestapelt. Ein anderes Versteck kenne ich nur durch Erzählungen. Da hat jemand mal zu DDR-Zeiten eine Flasche Schnaps in einer Wurst versteckt, weil Alkohol in NVA-Kasernen verboten war. Das hat funktioniert.
Natalie Krebsz: Ich kann mich an meine ersten Durchsuchungen erinnern, da haben wir in Brotbüchsen Drogen im Tiefkühlfach gefunden. Das fand ich schon ungewöhnlich. Es ist aber ein häufig genutztes Versteck.
Apropos, gibt es noch andere gern genutzte Verstecke?
Thomas Amtage: Besonders oft werden Zwischenböden von Schränken genutzt, aber auch hinter den Blenden ist oft etwas zu finden. Es gibt Sitzwürfel, die man mit einem Reißverschluss öffnen kann. Da wurde zum Beispiel der Schaumstoff ausgehöhlt und als Depot genutzt. Gern wird das aber auch in Kerzen, Blumentöpfen oder Haarbürsten gemacht.
Natalie Krebsz: Auch abnehmbare Toilettenkästen oder eingebaute Böden in Schubläden gehören offenbar zum Standardprogramm.
Die Zuckerdose im Küchenschrank ist vermutlich auch keine gute Idee?
Natalie Krebsz: Nicht unbedingt. Darauf würde ja jeder kommen.
Thomas Amtage: Da muss man ein bisschen kreativer sein. Ich glaube übrigens, dass potenzielle Täter dieses Interview genauer lesen. So nach dem Motto, mal sehen, was die Polizei glaubt, was gute Verstecke sind. Deshalb müssen wir auch aufpassen, was wir sagen.
Meinen Sie das im Ernst?
Natalie Krebsz: Wir glauben schon, dass viele Kriminelle da auch sehr clever vorgehen und versuchen, uns immer einen Schritt voraus zu sein.
Es gibt ja auch Situationen, in den man etwas findet, obwohl man es nicht gesucht hat ...
Thomas Amtage: Auf jeden Fall. Wir haben zum Beispiel mal auf der Suche nach Drogen in einem Küchenschrank die Freundin des Mieters gefunden. Sie wurde per Haftbefehl gesucht und hatte sich darin zusammengerollt versteckt. Weil die Durchsuchung aber schon eine Weile lief, ging es ihr nicht mehr so gut. Der Rettungsdienst musste kommen. Manche Verstecke sind eben nicht immer geeignet.
Werden Sie häufiger nach guten Verstecken gefragt?
Natalie Krebsz: Eher nur präventiv, wenn jemand sich vor Diebstählen schützen will.
Welche Tipps können Sie denn da geben?
Natalie Krebsz: Zum Beispiel ist es immer eine schlechte Idee, den Schlüssel am Eingang unter dem Abtreter oder im Blumenkasten zu deponieren. Das Bargeld sollte nicht in Briefumschlägen oder kleinen Geldkassetten herumliegen. Die kann man schnell wegtragen. Auch im Sockenfach sind Wertsachen nicht gut aufgehoben. Einbrecher sehen dort nach. Vorteilhaft sind festverankerte Tresore, oder man bringt das Geld gleich zur Bank.
Mit welchen Tricks kann man von Verstecken ablenken?
Thomas Amtage: Eine gute Tarnung ist immer wichtig. Ein grünes Ei im Gras findet man nicht so leicht wie ein rotes. Mit anderen Gegenständen ist es ähnlich. Eine Variante ist auch, vom Versteck durch Gespräche abzulenken oder eine Gefahr zu simulieren.
Natalie Krebsz: Wenn jemand aufgeregt hin und her tänzelt, dann ist man als Polizist auf der richtigen Spur. Manche verraten ihr Versteck durch ihre Verhaltensweisen.
Mussten Sie schon nach versteckten Eiern suchen?
Thomas Amtage: Nein. Ich bin mir aber sicher, dass meine Kollegen schon nach den Muttis gefahndet haben. Hühnerdiebstähle gibt es häufiger.