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Prozess Harzer Ex-Chefarzt mischt Kokain ins Sektglas

Der Prozess gegen den ehemaligen Chefarzt aus dem Harz, der seinen Opfern beim Sex Kokain verabreicht haben soll, wurde fortgesetzt.

Von Bernd Kaufholz 11.10.2018, 10:57

Magdeburg l Unmittelbar nach Eröffnung des Fortsetzungstermins im Fall des ehemaligen Chefarztes aus dem Harz am Donnerstag wurde die Öffentlichkeit für die Zeugenvernehmung einer 34-Jährigen auf Antrag der Nebenklagevertreterin, Rechtsanwältin Petra Küllmei, ausgeschlossen.

Die Frau aus der Börde war von der 1. Großen Strafkammer am Landgericht Magdeburg geladen worden, um über Vorgänge im Jahr 2017 auszusagen. Der Angeklagte soll ihr in einem Glas Sekt Drogen verabreicht haben. Danach sei sie nahezu bewusstlos gewesen. Als sie wieder zu sich gekommen sei, habe Andreas N. auf ihr gesessen und eine Augenmaske getragen, so die Anklageschrift.

Der Vorsitzende Richter, Dirk Sternberg, begründete den Ausschluss der Öffentlichkeit mit dem Schutz des Opfers. "Es kommen Details des Sexualverhaltens zum Angeklagten zur Sprache. Der Schutz der persönlichen Sphäre der Zeugin überwiegt gegenüber dem öffentlichen Interesse."

Der Ex-Chefarzt aus Halberstadt muss sich wegen mehrfacher Vergewaltigung, in einem Fall mit Todesfolge, und weiterer Straftaten verantworten. Der 42-Jährige soll in zehn Fällen insgesamt fünf Frauen ohne ihr Wissen beim Sex unter anderem Kokain verabreicht haben. Die Drogen seien über die Schleimhäute aufgenommen worden.

Am Donnerstag stand mit der Frau aus der Börde die erste Zeugin vor Gericht, die aus eigenem Erleben etwas beisteuern kann, um Licht in den Fall zu bringen. Am vergangenen Prozesstag waren Zeugen gehört worden, die etwas zum Fall der 38-jährigen Schönebeckerin aussagen konnten. Die Schönebeckerin war am 20. Februar 2018  in der Wohnung des Arztes kollabiert. 

Ein 34 Jahre alter Mann aus dem Nachbarort des Opfers, der seit 16 Jahren mit der Gleichaltrigen bekannt ist, schilderte im Zeugenstand, in welchem Zustand er die Frau Ende September 2017 an zwei Tagen vorgefunden hatte. Beide Male sei es ihr „sehr schlecht gegangen und sie hat sich übergeben“. Nachdem seine Freundin sich zum zweiten Mal mit dem Arzt getroffen habe, sei er von ihr in deren Wohnung gerufen worden. „Dort lag im Schlafzimmer ein zusammengerollter 20-Euro-Schein und daneben ein paar weiße Krümel.“ Der Zeuge, der als 18-Jähriger selbst Erfahrungen mit Drogen gemacht hatte, kostete die Substanz und er sei sich „sehr sicher gewesen, dass es sich um Kokain handelt“.

Seine Bekannte habe ihm zudem erzählt, dass N. ihr beim ersten Treffen gesagt hat, er habe „eine Bahn gezogen“. Was so viel heißt, wie Kokain geschnupft. Da die 34-Jährige über Blutungen und Schmerzen im After klagte, sei er mit ihr zum Arzt gefahren. Der Mediziner, der gestern ebenfalls aussagte, stellte Schleimhautverletzungen fest und Hämatome, die von Fesselungen stammen könnten.