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Schwarzarbeit Großkontrollen vom Zoll auch auf Sachsen-Anhalts Baustellen

Freitag, 8 Uhr, Großbaustelle für ein Logistikzentrum im Norden Magdeburgs. Acht dunkle Kleinbusse samt 20 Mitarbeitern des Zolls rollen auf das Gelände. Alles ist genau durchgeplant. Zuvor haben sich alle abgesprochen und Luftbilder von der Baustelle angesehen. Wo sind mögliche Fluchtwege? Welche örtlichen Besonderheiten gibt es? Diese Fragen sind nun geklärt.

Von Matthias Fricke Aktualisiert: 17.4.2021, 12:27

Magdeburg. Einsatzleiter Mathias Weila: „Jeder von uns weiß, was er jetzt zu tun hat“. Während er seinen Helm aufsetzt, haben seine Kollegen schon die ersten Arbeitnehmer erreicht. Auf dem Gelände sollen es etwa 80 bis 100 sein.

Die Beamten kontrollieren die Ausweise. Die Verständigung ist dabei nicht immer einfach. Viele Arbeiter kommen aus Polen, Rumänien oder dem ehemaligen Jugoslawien. „Eisenflechter sind zum Beispiel oft aus Montenegro“, sagt Weilas Kollege Jens Rothe. Er hat vor seinem Wechsel zur Öffentlichkeitsarbeit im Hauptzollamt Magdeburg selbst jahrelang bei der Finanzkontrolle Schwarzarbeit (FKS) tätig.

Die spezielle Einheit FKS soll die Arbeitsbedingungen kontrollieren, zum Beispiel die Einhaltung der Mindestlöhne. Auf dem Bau beträgt dieser 12,85 Euro die Stunde. Grundsätzlich liegt der gesetzliche Mindestlohn bei 9,50 Euro.

Aber auch anderen Straftaten, wie einem illegalen Aufenthalt oder Leistungsmissbrauch, sind die Zollbeamten auf der Spur.

Ergebnisse erst nächste Woche angekündigt

An diesem Tag befinden sich fast alle FKS-Gruppen vom Zoll in Deutschland im Einsatz. So auch die aus Sachsen-Anhalt. 65 Beamte sind im Bereich Magdeburg, Halle, Dessau-Roßlau und Sangerhausen im Einsatz.

Der Grund für die Großkontrolle: Ein großer Teil der Schwarzarbeitsverstöße werden im Baugewerbe festgestellt. Beim letzten Aktionstag vor zwei Jahren waren etwas mehr als 3000 Zollbeamte im Einsatz. 13500 Personen wurden kontrolliert und 214 Ermittlungsverfahren eingeleitet. Mit ähnlichen Zahlen könnte auch in diesem Jahr wieder zu rechnen sein.

Das Team von Mathias Weila hat inzwischen die ersten Arbeiter kontrolliert und die dazugehörigen standardisierten Fragebögen ausgefüllt. „Die entscheidende Arbeit kommt aber noch. Im Nachgang muss alles überprüft und recherchiert werden. Später folgt dann noch die Geschäftsunterlagenprüfung beim Arbeitgeber“, sagt Rothe.

Im Magdeburger Fall hat sich auch das Gewerbeaufsichtsamt der Großkontrolle angeschlossen. Bei ihnen geht es in erster Linie aber um die Arbeitssicherheit.

Wer die Kontrollen durchlaufen hat, erhält von den Beamten ein weißes Kunststoff-Bändchen, das nur einmal geschlossen bzw. geöffnet werden kann. Auf großen Baustellen wie dieser dient das dazu, den Überblick zu behalten.

Konzentration aufAusweisfälschungen

Inzwischen hat sich am Fahrzeug von Zollobersekretär Sven Meier und seinem Kollegen Zollamtsinspektor Andy Kühner eine Traube gebildet. Die beiden Zollbeamten sind für das Überprüfen der Echtheit der Dokumente zuständig. Die überwiegend aus Rumänien und Polen stammenden Arbeiter warten auf ihre Ausweise. Ein mobiles Spezialgerät hilft den Beamten schnell zu erkennen, ob an den Ausweiskarten manipuliert wurde. Die Arbeit ist nicht einfach. „Jedes Land hat eigene Sicherheitsmerkmale“, sagt Sven Meier.

Das Spezialgerät überprüft die UV-, Infrarot- und Weißlichtreaktionen. Sollte etwas nicht korrekt sein, wird der Fehler angezeigt. So ist es bei einem jungen Mann aus Rumänien. Andy Kühner sieht sich deshalb sein Dokument mehrmals mit der Lupe an. „Das müssen wir von den Fachleuten weiter prüfen lassen“, sagt er. Ein Kollege nimmt den Ausweis und fährt damit zum Landeskriminalamt (LKA). Die Experten dort stellen fest, dass der Ausweis echt ist.

Die Vorsicht der Zollbeamten kommt nicht von ungefähr. Gerade rumänische Pässe werden häufiger gefälscht.

An diesem Tag kontrollieren die Magdeburger Teams noch zwei weitere Baustellen. Mit einem Ergebnis aller vorgenommenen Kontrollen rechnen die Beamten aber erst in der nächsten Woche. Rothe: „Die Zahlen müssen erst aus allen Bereichen zusammengeführt werden.“