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Landwirtschaft Mit Australiern durch die Börde

Immer mal wieder sehen sich ausländische Landwirte Betriebe in Sachsen-Anhalt an. 20 Australier sind in dieser Woche zu Besuch gewesen.

05.08.2015, 17:12

Niederndodeleben l Ronald Westphal ist der Mann, der den Australiern zeigen will, wie Landwirtschaft in Sachsen-Anhalt funktioniert. Der Geschäftsführer von Agro Bördegrün steht im Hauptquartier des Agrarbetriebs in der Magdeburger Börde. Der Zwei-Meter-Hüne mit den wachen blauen Augen blickt auf die Gäste, die vor ihm am Konferenztisch Platz genommen haben. Er klatscht in die Hände. "Ich hoffe", sagt er, "dass Sie nicht nur mich kennenlernen, sondern ich auch Sie." Westphal wird an diesem Tag die 20 australischen Farmer an die Hand nehmen und ihnen erklären, wie er sein Geld verdient.

In dem grünen Firmen-T-Shirt steht Westphal vor seinen Gästen, erzählt von der langen Geschichte seiner Landwirtschaft und den Schwierigkeiten beim Übergang in die Marktwirtschaft nach der Wende. Der Betrieb hat sich neu erfunden, musste sich anpassen. Mittlerweile steht auch die Erzeugung von Energie im Fokus. Photovoltaikanlagen sind auf vielen Dächern installiert. Mehrere Biogasanlagen hat Westphal in den vergangenen Jahren bauen lassen. Die australischen Landwirte hören ihrem deutschen Kollegen zu, fragen nach.

Maschinenpark im Fokus

Vor dem Gebäude steht der klimatisierte Bus bereit, um die Gäste durch die 4300 Hektar großen Ländereien von Bördegrün zu kutschieren. Westphal gibt den Reiseleiter. Links Felder, so weit das Auge reicht, rechts Biogasanlagen. Kurzer Zwischenstopp. Die Australier blicken aus dem Fenster. Bei 34 Grad Außentemperatur bleiben sie doch lieber auf ihren Sitzen. Die Fahrt geht weiter, an der Tankstelle von Bördegrün vorbei. Ausstieg im Hangar des Betriebes, auf dem schon der Fuhrpark zur Inspektion durch die Australier bereitsteht.

Ian Chambealion richtet seinen Hut zurecht, bevor er den Schritt in die Sonne wagt. Der 65-Jährige baut auf seinen Feldern in Newdegate südlich von Perth vor allem Weizen an. Alles sei bei ihm noch gewaltiger, sagt er. 14 000 Hektar sei das Land groß, das er mit seinen Mitarbeitern bewirtschafte. Neben der Pflanzenproduktion hat er auch noch etwa 7000 Schafe, erzählt er beiläufig. Und überhaupt, diese Maschine, vor der er steht, kommt ihm ziemlich klein vor. "Bei uns sind die Felder und die Maschinen größer", sagt Chambealion. So sei das eben in der australischen Landwirtschaft. Nur regnen könnte es konstanter. In der Regenzeit im Winter fallen am Tag gerne mal 100 Liter pro Quadratmeter. Darunter leide nicht nur der Farmer, sondern auch die Ernte.

Farmer aus Brasilien erwartet

Auch Len Hamersley hat so seine Geschichten zu erzählen. Warum er sich die Landwirtschaft in Sachsen-Anhalt anschaut? "Wenn wir nur eine Idee finden, die uns besser macht, dann haben wir schon viel davon", erklärt der Bauer aus Geraldton an der Westküste Australiens. 20 Tage ist die Reisegruppe insgesamt unterwegs. Die Farmer bezahlen den Trip, der für sie Freizeit und Fortbildung ist, aus der eigenen Tasche. Auch in Tschechien haben sie sich Bauernhöfe angeschaut. Weitere Betriebe in Frankreich und England stehen noch auf der Liste.

In Sachsen-Anhalt sind die australischen Landwirte nicht alleine. Erst vor wenigen Wochen haben sich Delegationen aus Japan und Frankreich Bauernhöfe angeschaut. "Betriebe in Sachsen-Anhalt sind wegen ihrer Größe bei ausländischen Landwirten als Anschauungsobjekte begehrt", sagt Christian Apprecht vom Bauernverband. Noch in diesem Monat werden Farmer aus Brasilien erwartet. Auch die Südamerikaner wollen lernen, wie Landwirte in Sachsen-Anhalt ihr Geld verdienen.