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Wirtschaft Wo kann der Handel in Magdeburg investieren? Nächste Runde fürs Märktekonzept

Aufschluss soll das neue Märktekonzept bringen. Es geht darum, wo sich wer ansiedeln darf und welche Rolle Baudenkmale spielen.

Von Martin Rieß Aktualisiert: 21.4.2021, 08:42
Der Handel in der Innenstadt Magdeburgs soll gestärkt werden.
Der Handel in der Innenstadt Magdeburgs soll gestärkt werden. Foto: Martin Rieß

Magdeburg. Magdeburg soll ein neues Märktekonzept bekommen. Das letzte stammt aus dem Jahr 2007, und in ihm ist aus städtebaulichen Gründen geregelt, wo sich der Handel in welchem Umfang entwickeln kann. Auch in Zukunft ist festgeschrieben, dass große Handelseinrichtungen mit den fürs Zentrum relevanten Sortimenten in der Innenstadt und in den Stadtteilen konzentriert werden sollen. Einen Beschluss soll der Stadtrat fassen - die Ausschüsse für Wirtschaftsförderung, Tourismus und regionale Entwicklung sowie für Stadtentwicklung, Bauen und Verkehr haben dem Vorschlag bereits zugestimmt.

Grundlage ist eine wissenschaftliche Studie

Als Grundlage hatte die GMA Gesellschaft für Markt- und Absatzforschung die Entwicklung des Handels in Magdeburg untersucht und Empfehlungen für die Zukunft entwickelt. GMA-Geschäftsführer Stefan Holl stellte Magdeburg dabei für die vergangenen Jahre ein überdurchschnittliches Zeugnis aus: Durch das enge Netz an Nahversorgern gelinge es in Magdeburg gut, unnötigen Verkehr zu vermeiden. Und diese fußläufig erreichbaren Einkaufszentren sind es auch, die für die Zukunft gestärkt werden sollen. Hier könne es um Lebensmittel, aber für die Zukunft gerade auch um Drogerieartikel gehen, ist in dem GMA-Gutachten beispielsweise nachzulesen.

Mit einem weiteren Ausbau der Handelsflächen in Magdeburg über bestehende und geplante Objekte hinaus sei kaum noch zu rechnen. Vielmehr müsse es darum gehen, den Bestand gerade auch in Konkurrenz zum in vielen Branchen immer stärkeren Onlinehandel zu festigen. Es dürfte sich dabei lohnen, den Erlebnischarakter des stationären Handels zu stärken. Aber auch sieht die GMA in einer Konzentration höherwertiger Angebote in der Innenstadt eine Chance.

Keine Sonderrolle mehr für die Baudenkmale

Weiterentwickelt werden soll eine Unterscheidung der Sortimente - dass also zentrenrelevant neuer Handel nicht abseits von Innenstadt und Stadtteilzentren im Bereich des Textilhandels entstehen soll und dass Bau- und Möbelmärkte als nichtzentrenrelevant nicht auf solche Orte konzentriert werden. Auf der anderen Seite ist eine Sparte für den Bereich Nahversorgung geplant, in dem sich unter anderem Lebensmittel und Schnittblumen wiederfinden.

Neu im Konzept: Die Regelung, dass der Status eines Gebäudes als Baudenkmal auch neuen Handel abseits der eigentlich vorgesehenen Gebiete begründet, soll wegfallen. Baudezernent Dieter Scheidemann: „Inzwischen gibt es kaum noch eine Nachfrage nach Denkmalen als Standort für neue Handelsflächen. Für diese gibt es momentan andere Entwicklungsperspektiven zum Beispiel für das Wohnen.“

Gefahr fürs große Ganze

Stefan Holl mahnte dabei an, nicht mit Ausnahmen das Märktekonzept aufzuweichen. Denn dann bestünde auch die Gefahr, dass Klagen verhinderter Investoren das große Ganze zu Fall bringen.

Ein Märktekonzept, wie es übrigens auch in vielen anderen Städten zum Einsatz kommt, wird von vielen Menschen als Möglichkeit gesehen, um Handelseinrichtungen an den Bedürfnissen der Menschen und entlang einer gesunden Stadtentwicklung auszurichten. Kritiker halten dem entgegen, dass mit Verboten für Handelsansiedlungen außerhalb bestimmter Zonen der Vielfalt und dem freien Markt entgegengewirkt werde. Zumal die Definition der Grenzen eine Frage der Abwägung verschiedener Aspekte ist.

Matthias Lerm jedenfalls hatte darauf verwiesen, dass ohne eine entsprechende Regelung viel mehr Handelsflächen an Ausfallstraßen und eben abseits der Zentren der Stadtteile und der Innenstadt entstanden wären. Er sagte: „Dazu gibt es immer wieder Anfragen.“

Auto in der Innenstadt bleibt ein Thema

Dass dabei die Positionen auch innerhalb der Kommunalpolitik auseinandergehen, zeigt die Diskussion im Bauausschuss. René Hempel (Die Linke) sieht so in Bördepark und Florapark eine Chance, Autoverkehr aus dem Umland aus der Innenstadt herauszubekommen. CDU-Stadtrat Reinhard Stern hält dagegen: Wer die Menschen mit Auto aus der Innenstadt vertreibe, trage zu deren Verödung bei.