Inflationsprämie Warum der 3000-Euro-Bonus kleinen Unternehmen in Sachsen-Anhalt schaden kann
Die „Inflationsausgleichsprämie“ ist in Sachsen-Anhalts Wirtschaft umstritten. Handwerkskammer Magdeburg und Arbeitgeberverbände äußern sich zum Sinn und Nutzen der Prämie.

Magdeburg - Die 3000-Euro-Inflationsprämie kommt beim Handwerk in Sachsen-Anhalt nicht gut an. „Für die Angestellten ist das sicher eine tolle Idee, aber im Handwerk ist es kontraproduktiv“, meint Burghard Grupe, der Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer Magdeburg. Kleinen Betrieben könne die Prämie sogar schaden.
„Viele gehen zu ihrem Chef und verlangen den Bonus, weil ihr Nachbarn aus der Industrie das auch bekommt“, sagt Grupe. Wenn der kleine Handwerksbetrieb dann nicht zahlen könne, steige die Unzufriedenheit der Mitarbeiter. Grupe verweist auf eine Online-Umfrage, in der viele befürchten, dass das Handwerk als „Buhmann“ dastehe. Der Hauptgeschäftsführer findet: „Der Staat hat die Verantwortung gönnerhaft auf die Unternehmer geschoben.“
Unternehmen müssen Geld erst erwirtschaften
Dabei würden auch Handwerksunternehmen ihren Mitarbeitern gern die Prämie zahlen, meint er. „Aber sie haben das Geld einfach nicht. Als kleine Bäckerei ist das nicht zu stemmen.“ Das liege an den Krisen, mit denen die Betriebe aktuell kämpften – die explodierenden Energiepreise und die hohen Materialkosten.
Sachsen-Anhalts Arbeitgeberpräsident Marco Langhof sieht die Inflationsausgleichsprämie als „ein Instrument, um der Lohn-Preis-Spirale entgegenzuwirken“. Die Unternehmen seien bereit, zu helfen. Allerdings sei die Politik gefordert, die Inflation mit weiteren Instrumenten einzudämmen.
Außerdem betont Langhof: „Wir dürfen jedoch auch nicht vergessen, dass die Inflationsausgleichsprämie Geld bedeutet, das erst einmal erwirtschaftet werden muss.“ Um Bilanz zu ziehen, welche Unternehmen von der Prämie Gebrauch machen, ist es laut Langhof noch zu früh.
Die Stimmung in den Unternehmen sei gespalten, sagt Sebastian Schenk, Geschäftsführer beim Allgemeinen Arbeitgeberverband der Wirtschaft für Sachsen-Anhalt. „Es gibt Unternehmen, die die Prämie nutzen wollen, aber andere können es nicht“, meint er. Zum Beispiel hätten Firmen im Bildungs- und Pflegebereich fixe Budgets und keinen Spielraum für Extrazahlungen.