Krise Zahl der Bäckereien in Sachsen-Anhalt sinkt stetig - Handwerks-Betriebe werden zum Auslaufmodell
Die Zahl der Bäckereien in Sachsen-Anhalt sinkt kontinuierlich. Der Schwund hört nicht auf.

Magdeburg. - Andreas Dieckmann ist zwar von Haus aus Raumausstatter, als Präsident der Handwerkskammer Magdeburg kennt er aber die Sorgen und Nöte aller Gewerke. Besonders bei einem der traditionellsten drückt seit Jahren der Schuh: dem Bäcker-Handwerk. „Es sind wahrlich keine einfachen Zeiten für diese Branche. Der Druck kommt von vielen Seiten“, sagt Dieckmann.
Zahl der Bäckereien in Sachsen-Anhalt sinkt seit Jahren
Das macht sich bemerkbar. Seit zehn Jahren sinkt die Zahl der Bäckereien im Land kontinuierlich. Waren es 2012 noch 359 in Sachsen-Anhalt, sind es mittlerweile mehr als 100 weniger (siehe Grafik). Diese Entwicklung spiegelt sich im Kammerbezirk Magdeburg wider. Von einst 159 (2013) sind 113 (2022) übriggeblieben.
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„In der Branche gab es eine starke Zentralisierung. Es sind viele Großbäckereien entstanden, die den kleinen Betrieben zusetzen“, nennt der Kammerpräsident einen wesentlichen Grund für den Schwund. Zudem würde auch jeder Discounter Backwaren anbieten. Beim Preiskampf gerieten traditionelle Bäckereien schnell ins Hintertreffen. „Die Niedrigpreise der Supermärkte können sie nicht mitgehen“, sagt Dieckmann. Ketten könnten außerdem die gestiegenen Kosten bei der Energie besser kompensieren.
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Hinzu komme die Neigung des Berufsnachwuchses, sich im Zweifel gegen die Übernahme eines Betriebes zu entscheiden. Stattdessen werde das stressfreiere Angestelltendasein vorgezogen. Außerdem spiele eine Rolle, dass es insgesamt an Meistern fehle. Der demografische Wandel mache sich bemerkbar.
Hohe Energiepreise setzten Bäckereien finanziell zu
Einer, der bisher dem Trend getrotzt hat und sogar expandierte, ist der Stendaler Bäcker Marco Wetzel. Sechs Filialen hat er seit der Wende in der größten Stadt der Altmark gegründet. Eine neue wird in absehbarer Zeit nicht mehr dazukommen. Stattdessen wirkt er ein wenig ratlos. „Die Energiepreise explodieren. Bei den Rohstoffen sieht es nicht besser aus“, sagt der Unternehmer.
Deshalb habe er die Diskussionen um die Streichung der Agrarsubventionen in den vergangenen Wochen mit großer Sorge beobachtet. Seine Befürchtung: Mehl könnte noch teurer werden, weil die Bauern die höheren Betriebskosten an die Abnehmer ihrer Waren weitergeben. „Es fehlt außerdem an Arbeitskräften in allen Bereichen. Ob im Verkauf oder in der Backstube“, nennt Wetzel ein weiteres Problem.
Trotzdem gebe es noch Lichtblicke. Sein Sohn sei mittlerweile Bäckermeister. Und einen besseren Beruf könne er sich gar nicht vorstellen.