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Rente Preiswertes Rentnerleben

Rentnerparadies Sachsen-Anhalt? Nach einer aktuellen Studie leben Ruheständler hierzulande preiswerter als im Bundesschnitt.

Von Massimo Rogacki 27.05.2020, 01:01

Magdeburg l Rentner in Sachsen-Anhalt leben besonders preiswert. In allen 14 Kreisen und kreisfreien Städten liegen die Lebenshaltungskosten unter dem Bundesdurchschnitt. Zu diesem Ergebnis kommt eine Prognos-Studie im Auftrag der deutschen Versicherungswirtschaft.

Die Kaufkraft der Renten in Deutschland variiert in den 401 untersuchten Regionen um bis zu 52 Prozent. Besonders günstig ist das Rentnerleben im Salzlandkreis. Ruheständler haben dort mit 1000 Euro eine Kaufkraft von 1139 Euro. Am teuersten ist es für Sachsen-Anhalter in Halle (Kaufkraft von 1053 Euro) und Magdeburg (1064 Euro). Der bundesweit teuerste Wohnort ist München. Mit 1000 Euro Rente erzielen Pensionäre dort einen realen Wert von 763 Euro.

Im Auftrag des ZDF hatte Prognos 2019 bereits Daten unter anderem zu Mieten, Verfügbarkeit von Ärzten und Lebenserwartung aus 401 kreisfreien Städten und Landkreisen gesammelt. Ziel: Ein Regionen-Vergleich der Lebensverhältnisse für Senioren. Top-20-Regionen fanden sich in allen Himmelsrichtungen. Gute Lebensbedingungen für ältere Menschen attestierten die Forscher vielen kleineren bis mittelgroßen Städten – insbesondere in ostdeutschen Zentren.

Mit Jena und Suhl landeten zwei thüringische Städte auf den Spitzenplätzen. Auf Rang vier rangierte Dessau, auf Platz 21 Magdeburg, Halle belegte Rang 51. Für die aktuelle Studie zur Kaufkraft stellt Autor Heiko Burret den Einfluss des Wohnorts auf die Lebenshaltungskosten und damit den Wohlstand im Alter heraus. Er betont: Teurere Gegenden müssten nicht zwangsläufig unattraktiver sein, da die Löhne und somit auch die Renten dort tendenziell höher seien als in günstigeren Regionen. „Einbußen beim Lebensstandard“ drohten überall dort, wo die Einkünfte im Alter im Verhältnis zum regionalen Preisniveau sehr niedrig ausfallen, so Burret.

Für Professor Joachim Weimann von der Fakultät für Wirtschaftswissenschaft an der Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg sind die Erkenntnisse nicht überraschend. Nicht nur die Kaufkraft bei Rentnern unterscheide sich. Auch die realen Lebenhaltungskosten von Studierenden seien in Magdeburg deutlich günstiger als etwa in München.

Bei der Höhe der Altersrenten gehören die Sachsen-Anhalter nach Zahlen der Deutschen Rentenversicherung zu den Schlusslichtern. 2018 lag die Durchschnittsrente nach mindestens 35 Jahren Versicherungszeit bei 1110 Euro im Monat. Im Bundesschnitt waren es 1219 Euro.

Männer erhielten in Sachsen-Anhalt 1219 Euro, Frauen 939 Euro. Gegenüber dem Jahr 2000 ein Plus von 185 Euro bei Männern und von 344 Euro bei Frauen. Eine positive Entwicklung nur auf den ersten Blick, moniert der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB) Sachsen-Anhalt. Der Kaufkraftverlust im selben Zeitraum habe rund 30 Prozent betragen. Real hätten Rentner im Land 124 Euro und Rentnerinnen 166 Euro weniger in der Tasche.

Immer mehr Ältere im Land kommen zudem mit ihrer Rente nicht mehr über die Runden. Laut DGB bezogen 2018 knapp 22 700 Menschen in Sachsen-Anhalt Grundsicherung im Alter und bei Erwerbsminderung. Vor 15 Jahren waren es noch halb so viele. Hinzu komme: Die Armutsgefährdungs-Quote sei innerhalb von zehn Jahren um ein Fünftel auf 16,4 Prozent gestiegen. Bei kaum einer anderen gesellschaftlichen Gruppe sei der Anstieg so gravierend, so der DGB.

Eine Rente bezogen 2018 in Sachsen-Anhalt rund 704 000 Menschen – ein Anteil von 31,8 Prozent an der Gesamtbevölkerung. Meinung