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Sachsen-Anhalt Grünes Licht für Radverkehr

Bei Thema Fahrradverkehr können Kommunen in Sachsen-Anhalt künftig stärker mitentscheiden.

Von Massimo Rogacki 09.02.2021, 00:01

Magdeburg l Sachsen-Anhalt will das Wegenetz für den Alltags-Radverkehr deutlich ausbauen. Ziel sei ein Netz mit einer Gesamtlänge von rund 4500 Kilometern Länge, heißt es aus dem Landesverkehrsministerium. Lücken sollen geschlossen werden, die Benutzung der Wege soll sicherer und komfortabler werden. Das verbesserte Netz ist ein Teilprojekt des sogenannten Landesradverkehrsplans (LRVP) 2030, der heute im Kabinett in Magdeburg beschlossen werden soll. Der LRVP bildet die Grundlage für die Förderung des Radverkehrs in den kommenden zehn Jahren. Über 100 Einzelmaßnahmen sind gelistet.

Um die Planungs- und Baukosten für das neue Radverkehrsnetz zu stemmen, sollen Fördermittel sowohl vom Bund als auch von der EU akquiriert werden. Allein über das Sonderprogramm „Stadt und Land“ wird der Radverkehr in Sachsen-Anhalt bis 2023 mit 24,5 Millionen Euro gefördert. Der Netzentwurf wird seit Anfang 2020 gemeinsam mit Landkreisen und kreisfreien Städten erarbeitet. Ende 2020 wurden dann alle Gemeinden und weitere Akteure in die Planung einbezogen. Die Zahl der Beteiligungen war hoch. Mehr als 1500 Anregungen und Hinweise aus den Kommunen, von benachbarten Bundesländern, regionalen Planungsgemeinschaften, von ADFC und ADAC gingen ein. Eingaben werden nun alle einzeln geprüft und bei Eignung in das Netzkonzept eingearbeitet.

Der größte Teil der Infrastruktur ist in kommunaler Hand. Landkreise und Gemeinden sollen bei der Routenführung in Zukunft viel stärker mitwirken und die Feinerschließung beim Ausbau des Netzes übernehmen. Ziel: Ein möglichst lückenloses Netz. "Deutschlandweit ist Sachsen-Anhalt bei der Ausgestaltung des Netzes Vorreiter", sagt Sachsen-Anhalts Radverkehrskoordinatorin Stefanie Arnhold. Verschiedene Baulastträger müssen wie nie zuvor an einem Strang ziehen. „Wir gehen bei der Netzkonzeption viel tiefer ins Detail, als es für eine Landesplanung üblich ist und haben fast alle Gemeinden und Städte ins Netz integriert“, sagt Arnhold. Damit werde dem kleinräumigen Radverkehr im Land Rechnung getragen. Im Schnitt würden drei bis sechs Kilometer mit dem Fahrrad zurückgelegt. Mit Pedelecs seien es bis zu zehn Kilometer.

Im Koalitionsvertrag 2016 bis 2021 hatte die Landesregierung einst umfangreiche Maßnahmen zur Förderung des Radverkehrs verankert. Der Schwerpunkt lag lange aber nur auf den touristischen Radrouten. Der ursprüngliche Plan, Ober-, Mittel-und Grundzentren und öffentliche Einrichtungen konsequenter mit einem Radnetz zu verbinden, scheiterte bislang.

„Die Menschen in Sachsen-Anhalt wollen Fahrrad fahren, nicht irgendwann, jetzt!“, sagt Martin Hoffmann, Vorsitzender des Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Clubs (ADFC) in Sachsen-Anhalt. „Wir brauchen eine lückenlose, komfortable und sichere Infrastruktur für Menschen jeden Alters." Hoffmann verknüpft große Hoffnungen mit dem LRVP, der ADFC hatte eine Stellungnahme zum Plan abgegeben. „Ein Netz ist nur dann ein Netz, wenn es lückenlos ist und es muss dabei egal sein, wer die Trägerschaft für den Weg hat. Straßen für den motorisierten Verkehr enden nicht an Kreisgrenzen“, so Hoffmann.

Er werde verfolgen, wie künftig die Abstimmung zwischen Landesverkehrsministerium und Kommunen funktioniere, sagt der ADFC-Landesvorsitzende. Zudem blicke der Verband gespannt auf die Landtagswahl in diesem Jahr. „Wir sehen uns genau an, was die verschiedenen Parteien zum Thema Radverkehr anbieten und werden das dann öffentlich diskutieren“, so Hoffmann. Fest steht für den ADFC in jedem Fall: "Um das Thema Radverkehr kommt keine Partei mehr herum", so Hoffmann.