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Schlaglöcher: Die holprige Touristenattraktion

Von Andreas Stein 02.07.2012, 05:43

Eichigt l Schlaglöcher auf der Dorfstraße? Für die winter- und schuldengeplagten Kommunen in Ostdeutschland ist das nichts Neues - manche suchen mittlerweile sogar eher die Dorfstraße auf den Schlaglöchern.

Nicht schlecht staunten dennoch die Bürger in der vogtländischen Gemeinde Eichigt, als im Frühjahr aus einem scheinbar kleinen Loch ein Krater mit zwei mal zwei Metern Breite und fast vier Metern Tiefe wurde: Genug, um ganze Kleinwagen samt ungeliebter Schwiegermama darin verschwinden zu lassen.

Die Dorfbewohner erkannten: Da hilft kein Flicken mit Kaltmischgut mehr. Fleißig knipsten sie Fotos und Bürgermeister Christoph Stölzel vermarktete die Senke mithilfe der Lokalpresse eifrig als "größtes Schlagloch Deutschlands".

Abgesehen davon, dass das nicht stimmt, weil die bekanntlich in Sachsen-Anhalt liegen, stellte das örtliche Bergbauamt klar, dass es sich nicht um ein Schlagloch, sondern um den Eingang eines 400 Jahre alten Bergbauschachtes handele, der unter der Last eines Schulbusses zusammengebrochen war.

Bis Herbst will das Amt die Grube verfüllen lassen - zum Leidwesen Bürgermeister Stölzels, der freimütig bekannte, durch das Gespräch über das Loch habe der Ort ein "Wir-Gefühl wie seit der Wende nicht mehr" erlebt. Er will diese Stimmung festhalten und mit der Geschichte vom Riesen-Schlagloch Scharen von Touristen locken.

Die Idee ist nicht schlecht - und was die Sachsen können, können wir schon lange! Liebe Ortsbürgermeister, versammelt die Dorfbevölkerung, stampft gemeinsam kräftig auf die Erde und holpert mit überladenen Traktoren um den Block. Irgendwo tut sich bestimmt ein alter Bergbauschacht oder eine Senke auf. Und wenn nicht, wisst ihr, dass Eure Straßen in Ordnung sind - zumindest bis zum nächsten Winter ...