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Schulabbruchsquote Linke fordert 600 zusätzliche Pädagogen

Im Kampf gegen die hohe Schulabbrecherquote in Sachsen-Anhalt fordert die Linke eine bessere Förderung schwacher Schüler.

Von Alexander Walter 19.07.2017, 19:39

Magdeburg l 9,9 Prozent: In keinem anderen Bundesland ist die Schulabbrecherquote so hoch wie in Sachsen-Anhalt. Nach Ansicht der Landtagsfraktion Die Linke liegt das vor allem daran, dass die Landesregierung schwache Schüler bewusst vernachlässigt. „Genau dort, wo Probleme entstehen, fehlt das Personal“, sagte Thomas Lippmann, bildungspolitischer Sprecher der Fraktion, am Mittwoch bei einem Pressegespräch im Magdeburger Landtag. Es werde wenig bringen, wenn Ministerpräsident Reiner Haseloff (CDU) sich wie jetzt angekündigt, einzelne Schulen in Problemregionen genauer anschauen wolle.

Die Linke fordert stattdessen ein „Sofortprogramm 3 mal 200“ mit der Einstellung von zusätzlich 200 Förderschullehrern, 200 Sprachlehrern und 200 pädagogischen Mitarbeitern bis Ende 2018. Einen entsprechenden Vorschlag will die Fraktion in der ersten Landtagssitzung nach der Sommerpause vorlegen. Das nötige Geld von 30 Millionen Euro pro Jahr soll aus erwarteten Haushaltsüberschüssen kommen.

Die Fraktion begründet den Vorstoß mit der „personellen Auszehrung“ der Schulen in den vergangenen Jahren sowie mit dem Verzicht des Bildungsministeriums auf eine angemessene Förderung von mehr als 8000 Schülern ohne ausreichende Deutschkenntnisse im Land durch Sprachlehrer.

Außerdem halte die Landesregierung am herkömmlichen Förderschulsystem fest – einer der wichtigsten Faktoren für die hohe Abbrecherquote. Fast zwei Drittel der jährlich mehr als 1500 Schüler ohne Schulabschluss kommen demnach aus diesen Schulformen. Zwar erhalten viele von ihnen ein Abgangszeugnis. Nach den Vorgaben der Kultusministerkonferenz werden sie dennoch als Schulabbrecher geführt.

Stefan Thurmann, Sprecher im Bildungsministerium, sagte zum Vorstoß: Die Landesregierung gehe Probleme bereits an. 2017 seien seit langem erstmals wieder 100 pädagogische Mitarbeiter eingestellt worden. Unabhängig davon werde derzeit geklärt, an welchen Schulformen pädagogische Mitarbeiter künftig schwerpunktmäßig arbeiten sollen. Auch mit der Struktur der Förderschulen werde sich demnächst der Landtag befassen. Mehr Personal zu fordern, ohne grundlegende Fragen beantwortet zu haben, greife zu kurz. Die Neueinstellung von Sprachlehrern lehnte Thurmann ab. Bei Kindern mit Sprachförderbedarf habe sich gezeigt, dass die Förderung effektiver im gemeinsamen Unterricht erfolge.

Eva von Angern, stellvertretende Fraktionsvorsitzende der Linken, kündigte indes an, ein „Weiter so“ werde man nicht akzeptieren. Der Ministerpräsident habe die Senkung Abbrecherquote zur Chefsache gemacht. „Dahinter kann er nicht zurück“, sagte von Angern. „Wir werden ihn da auch parlamentarisch treiben.“