Sachsen-Anhalter sind stolz auf die Salzwedeler Band "Adolar" und vergeben zwölf Punkte an ihre Vertreter Song Contest: Verloren und doch gewonnen
Zum neunten Mal rief Stefan Raab am Donnerstag zum Grand Prix der
Bundesländer auf. Für Sachsen-Anhalt trat mit "Adolar" eine Band aus
Salzwedel an. Philipp Queitsch begleitete die vier für die Volksstimme
bei ihrem großem Auftritt.
Mannheim. Zwei Stunden vor Beginn der Live-Show sind vor der SAP-Arena schon Menschentrauben zu beobachten, die zum Großteil schnell dem jeweiligen Künstler zuzuordnen sind, den sie unterstützen. Viele sind mit selbst gebastelten Plakaten und bedruckten T-Shirts erschienen.
Mitten im Gedränge wartet Frank Mertens, der Schlagzeuger der Band "Adolar", die für Sachsen-Anhalt antritt, auf einen besonderen Fan. Dieser lässt auch nicht lange auf sich warten. Es ist Medea Mertens, Franks Mutter, die mit Mann Hans-Jürgen Litze im Adolar-T-Shirt aus der Masse heraussticht. "Ich begleite die Band schon, seit sie existiert. Es ist einfach toll, sie jetzt in einer TV-Show zu sehen."
Noch eineinhalb Stunden bis zur Live-Show: Vor der Arena werden schnell Freundschaften geknüpft. Schließlich haben alle aus demselben Grund eine lange Anfahrt auf sich genommen: "Wir wollen unsere Jungs lautstark unterstützen", macht Andreas Wildner, Chef des ehemaliger Plattenlabels der Band deutlich. "Es geht nicht darum, zu gewinnen und berühmt zu werden." Adolar werden an diesem Abend wohl so viele Menschen wie noch nie erreichen. "Auch wenn die Masse der Zuschauer vielleicht nicht sofort Adolar-Fan wird, so erreichen die Jungs Menschen in ganz Deutschland."
In der Zwischenzeit hat sich auch Jan Krieshammer, Gitarrist, zur Gruppe hinzugesellt. Er sieht der Show gelassen entgegen. Der Vorabend war lang, was wohl der Lage des Hotels, nahe einer Mannheimer Kneipenmeile, geschuldet ist. "Die Müdigkeit hilft, keine Nervosität aufkommen zu lassen. Bei den Generalproben hat man viel Zeit. Da kommt man mit jedem ins Gespräch." Angefreundet haben sich die vier Salzwedeler mit den Vertretern des Nachbar-Bundeslandes Sachsen - "The toten Crackhuren im Kofferraum".
Um 19 Uhr geht es für die Adolar-Fans in die Halle. Beim Suchen der Plätze fällt ihnen auf, dass zumindest sie schon mal die vordersten Plätze einnehmen. Dass das nicht das insgeheim erhoffte gute Omen für die Platzierung von Adolar ist und Sachsen-Anhalt nur auf dem vorletzten Platz landet, können sie da noch nicht wissen. Dass an diesem Abend ganz andere Künstler die Favoriten sind, ist ihnen jedoch bewusst. Wenn der Sieger anhand der Anzahl der mitgereisten Fans und dem Aufwand der Werbung ermittelt würde, müsste Mc Fitti, der für Berlin antritt, der Sieger des Abends sein. Als die Zuschauer auf ihre Plätze gelangen, erwartet jeden bereits eine Pappmaske des im Internet bekannt gewordenen Bartträgers.
Nur noch zehn Minuten bis zum Beginn der Show. Zeit genug für den ehemaligen Showpraktikanten von Stefan Raab, Elton, das Publikum in Stimmung zu bringen. Schließlich sollen auch die Menschen vor dem Fernseher von der guten Stimmung in der Arena angesteckt werden.
Kurz darauf geht es los. Die Moderatoren Sandra Rieß und Stefan Raab betreten die Bühne. Noch eineinhalb Stunden, bis Adolar auf der Bühne stehen. Als zehnte Band des Abends bleibt genug Zeit für letzte Vorbereitungen. Bei Bier und Zigarette stimmen sich die Jungs auf den Auftritt ein. "Das ist sozusagen unser Ritual", erklärt Jan Krieshammer. Nur Sänger Tom Mischok hat seine ganz eigene Marotte. "Ich muss vor jedem Auftritt immer auf die Toilette." So steht der Rest der Band bei Konzerten regelmäßig bereits auf der Bühne, während Tom noch auf sich warten lässt. An diesem Abend ist das jedoch glücklicherweise nicht der Fall.
In der Zwischenzeit sind vor der Bühne bereits die ersten Favoriten auszumachen. Der für Hamburg an den Start gehende Johannes Oehring berührt die Zuschauer mit seiner gefühlvollen Stimme bisher am meisten. Dann ist es soweit, 21.40 Uhr: Adolar betreten die Bühne und verwandeln sie in ein gemütliches Wohnzimmer. Gemütlich geht es in ihrem Song "Halleluja" jedoch nicht zu. Für drei Minuten regiert der Rock die Arena. Auftritt geglückt.
Bei den sechs übrigen Bands stechen vor allem drei hervor. Max Herre hat in Mannheim ein Heimspiel. Das ist in der Arena sofort zu spüren. Als er die Bühne betritt, steht das Publikum von seinen Sitzplätzen auf. Auch der Vorletzte, Bosse für Niedersachsen, kann mit seiner einstudierten Tanznummer glänzen. Der schrille Mit-Favorit Mc Fitti liefert die erwartete Party mit Konfetti ab.
Nachdem sich alle Bundesländer präsentiert haben, heißt es wieder einmal warten. Jetzt beginnt die Zuschauerabstimmung. Als das Voting abgeschlossen ist, werden die Punkte vergeben. Dass Adolar bei der Punktevergabe nicht nur einen schlechten Start erwischt haben, wird schnell deutlich. Erst das eigene Bundesland verteilt die ersten und einzigen Punkte an die Band.
Somit stehen Adolar am Ende zusammen mit Charly Bravo aus Bayern auf dem 14. Platz. Doch wer geknickte Salzwedeler erwartet, der täuscht sich. "Wir freuen uns, dass wir dabei sein konnten. Viele Zuschauer haben unsere Musik gehört. Wir haben trotzdem gewonnen", fasst Jan Krieshammer das Abenteuer Bundesvision Songcontest zusammen.