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Telemetrie-Projekt beendet / Keine Spur mehr von den mit Sendern ausgestatteten Wölfinnen Tina und Zora Wolf in Sachsen-Anhalt: Erfolgreiche Fortpflanzung das vierte Jahr in Folge

Von Silke Janko 21.07.2012, 05:16

Halle l Das Wolfspaar, das seit Herbst 2008 auf dem Truppenübungsplatz Altengrabow (Jerichower Land) heimisch ist, hat seitdem mindestens 23 Welpen in die Welt gesetzt. 21 Jungwölfe hatte die Wölfin in den Jahren 2009, 2010 und 2011 geboren - 2012 sind es mindestens zwei. Das Landesumweltamt in Halle geht davon aus, dass auch in diesem Jahr der Wurf größer ist.

"Die erfolgreiche Fortpflanzung der Wölfe im vierten Jahr in Folge zeigt, dass die Kulturlandschaft einen geeigneten Lebensraum für das Großraubtier darstellt. Sachsen-Anhalt mit dem in Deutschland am weitesten nordwestlich gelegenen Rudel nimmt zurzeit eine besondere Rolle bei der natürlichen Wiederausbreitung des Wolfes in Europa ein, so Klaus Rheda, Präsident des Landesumweltamtes.

Ob alle seit 2009 geborenen Jungtiere noch am Leben sind, das wissen selbst die Experten nicht. Es ist möglich, dass einige Tiere abgewandert sind. Sie können dazu Strecken bis nach Polen und Weißrussland zurücklegen. Möglich ist auch, dass die Jungtiere bei Verkehrsunfällen umkommen, wie etwa im April ein Tier am Autobahnkreuz A2/A14 in der Nähe von Magdeburg. Genetische Untersuchungen sollen jetzt klären, ob es vom Altengrabower Rudel abstammt. Möglich ist aber auch, dass durch den illegalen Abschuss die Zahl der Tiere dezimiert wurde. Der Wolf steht in Deutschland unter strengem Naturschutz.

Keine Spur gibt es von den 2011 mit Senderhalsbändern ausgestatteten Jungtieren Tina und Zora. Während Zora sich zuletzt im Mai 2011 aus der Nähe von Lüneburg bzw. dem Großraum Hamburg "gemeldet" hatte, kam das letzte Lebenszeichen via GPS von Tina im November 2011 aus der Region Dessau-Roßlau. "Wir wissen nicht, was passiert ist", so Martin Trost vom Fachbereich Naturschutz. Vermutlich handelt es sich um einen technisch bedingten Senderausfall. Möglich ist auch, dass die beiden Tiere verendet sind.

Das Telemetrie-Projekt, der Sender sollte eigentlich zwei Jahre die Daten von den Wanderungen der beiden Wölfinnen übermitteln, ist damit zwar vorzeitig beendet. Trost will dennoch nicht von einem Scheitern sprechen. "Wir konnten den Aktionsraum des Altengrabower Rudels eingrenzen. Und wir haben gelernt, dass die Jungwölfe vor allem in nordwestliche Richtung abwandern." Die noch verfügbaren Mittel des von der EU geförderten Projektes werden jetzt für genetische Untersuchungen verwendet. Dazu werden Losungsproben der Tiere untersucht. Sie sollen dazu dienen, die "Verwandschaftsverhältnisse" der abwandernden Wölfe zu klären. Zumindest bei einem in Niedersachsen gesichteten Wolf ist es bereits erwiesen, dass er aus Altengrabow stammt. Erste Ergebnisse sollen Ende des Jahres vorliegen.