Lange Wege zum Testament Zahl der Notare in Sachsen-Anhalt schrumpft
Nachdem eine Notarin angekündigt hat, 2024 in Rente zu gehen, gibt es im Jerichower Land (Stand jetzt) nur noch eine Notarstelle. Wie sieht es im Land aus?

Magdeburg - Seit 2018 ist die Anzahl der Notarstellen in Sachsen-Anhalt von 67 auf 63 geschrumpft. 60 sind mit Notaren besetzt. Trotz des Rückgangs sieht das zuständige Justizministerium keinen Grund zur Besorgnis und bewertet den aktuellen Stand als „bedarfsgerecht“ – besonders mit Blick auf den „für die kommenden Jahre prognostizierten Bevölkerungsrückgang und der damit verbundenen Nachfrage nach notariellen Leistungen“, so Ministeriumssprecher Danilo Weiser.
Von der Notarkammer werde in regelmäßigen Abständen eine Stellenprognose erstellt, ergänzt Kammergeschäftsführerin Fanny Wehrstedt. Sie räumt allerdings ein, dass eine Planbarkeit der Stellenbesetzung nicht einfach ist, da „Notare jederzeit das Justizministerium um Entlassung aus dem Amt bitten können“. Die Notarkammer geht davon aus, dass aufgrund des Bevölkerungsrückgangs Stellen künftig weiter abnehmen werden.
Wenigsten Notare im Saalekreis
Die wenigsten Notare gebe es im Verhältnis zur Einwohnerzahl im Saalekreis. Das Gegenteil sei in Halle der Fall. Dort sei die Abdeckung mit Notaren hoch. Wehrstedt verweist darauf, dass sich Rechtssuchende nicht an Landkreisgrenzen halten. „Deutlich wird das am Beispiel von Anhalt-Bitterfeld, wo sich viele Mandanten nach Dessau-Roßlau wenden oder Gommern (JL), die in Schönebeck (Salzlandkreis) beziehungsweise Zerbst (Anhalt-Bitterfeld) ihr Anliegen vortragen, als in der Kreisstadt Burg.“
Das Justizministerium ist optimistisch beim Notarnachwuchs. Es stünden ausreichend Notarassessoren zur Verfügung. „Derzeit befinden sich 15 Frauen und Männer im Anwärterdienst, werden ausgebildet und sollen danach zu Notaren ernannt werden“, teilt Weiser mit.
Drei Stellen ausgeschrieben
Mit Blick auf vakante Stellen seien bis zu drei weitere Stellen für Assessoren ausgeschrieben. Nach Volksstimme-Informationen auch eine im Jerichower Land, als Ersatz für die Notarin, die in Burg in den Ruhestand gegangen ist. Die Bewerbungsfrist endet am 23. Juli. Und laut Ministerium gebe es mehr Bewerber als Stellen.
Die Geschäftsführerin der Notarkammer Sachsen-Anhalt macht darauf aufmerksam, dass neben dem Bevölkerungsrückgang auch der Umstand in Betracht gezogen werden müssen, dass das Urkundenaufkommen in den vergangenen Jahren „kontinuierlich zurückgegangen“ ist.
Die Kritik, dass der ländliche Raum stiefmütterlich behandelt werde, weist Wehrstedt zurück. „Die Notarkammer hat dieses Gebiet im Blick. So gibt es in kleineren Orten wie Osterburg, Havelberg Wanzleben, Gräfenhainichen und Thale Notarnebenstellen.“
Zudem würden Notarsprechzeiten angeboten, zum Beispiel in Genthin, Nebra und Jessen. „Aufgrund dieses Versorgungssystems ist die Versorgung in Sachsen-Anhalt gesichert – auch mit Blick in die Zukunft.“
Auch die Notarkammer sieht keinen Notstand mit Blick auf die kommenden Jahre. „Zwei- bis viermal im Jahr werden Stellen ausgeschrieben. So können auch perspektivisch alle Stellen, die wiederbesetzt werden sollen, arbeiten“, verspricht Wehrstedt.
Was macht ein Notar
Beurkundung von Immobilienkaufverträgen, Unterstützung beim Abschluss von Erbverträgen und Verfassen von Testamenten. Beratung bei der Regelung güterrechtlicher Verhältnisse in Eheverträgen. Beurkundung von Betreuungs-, Patientenverfügungen und Vorsorgevollmachten.
Drei Säulen der Notartätigkeit: Rechtspflege (Beratung und Betreuung), Einleitung, Notarielle Beurkundungen, Vollzug und Überwachung von Rechtsgeschäften.