1. Startseite
  2. >
  3. Sachsen-Anhalt
  4. >
  5. Corona-Ostern: Bürger halten sich meist an Regeln

Corona-Ostern: Bürger halten sich meist an Regeln

Das diesjährige Osterfest wird noch lange in Erinnerung bleiben: Eingeschränkte Besuche, keine öffentlichen Gottesdienste sowie Kontaktverbote - und das bei schönstem Wetter. Aus Sachsen-Anhalt kam am Wochenende aber auch Hoffnung auf Normalisierung.

11.04.2020, 23:01

Magdeburg (dpa/sa) - Die Menschen in Sachsen-Anhalt haben sich an den Ostertagen weitgehend an die Kontaktverbote gehalten. Nachdem Oberbürgermeister Bernd Wiegand (parteilos) am Sonntag in Halle noch von einem Anzeigenrekord sprach, wurde am Folgetag nur noch ein Bruchteil der Verstöße registriert. 113 Anzeigen vom Samstag standen zwölf Verstöße am Sonntag gegenüber, wie Wiegand am Montag sagte.

In Magdeburg teilte die Stadt mit Blick auf Verstöße gegen Corona-Maßnahmen am Montag mit: "Das schöne Wetter am Ostersonntag wurde von vielen für Bewegung und Spaziergänge hauptsächlich in den großen Parks genutzt, wobei sich die meisten an die Bestimmungen der Landesverordnung hielten." Dennoch wurden auch mehrfach leichte Verstöße von der E-Bike-Staffel des Ordnungsamtes festgestellt. "Die Beamt*innen überprüften bis etwa 22.00 Uhr insgesamt 100 Spielplätze, 57 Betriebs- und Gaststätten sowie 102 Grünflächen und Versammlungsorte", teilte die Stadt mit.

Wegen der guten Entwicklung der Infektionszahlen wurde in Halle der Katastrophenfall im Zusammenhang mit der Corona-Krise aufgehoben. Wiegand sprach von einem "Schritt in die Normalität". Aus Sicht der Stadt bestehe keine Notlage mehr. Man könne nun schrittweise wieder in den Normalbetrieb eintreten. Halle hatte vor drei Wochen den Katastrophenfall ausgerufen und anschließend Polizei und Bundeswehr um Hilfe gebeten. Am Sonntag befanden sich noch zehn mit dem Coronavirus infizierte Hallenser im Krankenhaus. Bisher hat die Stadt neun Covid-19-Todesopfer zu beklagen.

Aus Halle kamen am Montag zudem wichtige Empfehlungen von Experten, was die weitere Bewältigung der Corona-Krise angeht. Die Nationale Akademie der Wissenschaften Leopoldina hat eine Stellungnahme veröffentlicht, in der auf Möglichkeiten einer schrittweisen Lockerung der Maßnahmen eingegangen wurde. Die Empfehlungen haben insofern Gewicht, dass diese auch bei Spitzenpolitikern Gehör finden. Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) etwa hatte sie zuvor als "sehr wichtig" bezeichnet.

In der Stellungnahme wird unter anderem empfohlen, zuerst Grundschulen und die Sekundarstufe I (Haupt-, Real- und Gesamtschulen bis Klasse 10 sowie Gymnasien bis einschließlich der Klassen 9 beziehungsweise 10) zu öffnen. Auch der Einzelhandel, das Gastgewerbe und Behörden könnten wieder öffnen, wenn bestimmte Maßnahmen eingehalten werden, schlagen die Leopoldina-Experten vor. Dazu zählt, dass Infektionen auf niedrigem Niveau stabilisiert und die bekannten Hygieneregeln eingehalten werden. Zudem sprechen sich die Experten für eine Masken-Pflicht etwa in Bussen und Bahnen aus.

Derweil ist die Zahl der nachgewiesenen Corona-Infektionen in Sachsen-Anhalt auf 1210 gestiegen, wie das Sozialministerium am Montag mitteilte. Das sind 15 Fälle mehr als am Vortag. Der Statistik zufolge sind 25 Menschen nach einer Corona-Infektion gestorben. Derzeit werden demnach 136 Patientinnen und Patienten im Krankenhaus behandelt. 629 Menschen sind Schätzungen zufolge wieder genesen.

Die Corona-Pandemie hat auch thematisch die Ostergottesdienste in Sachsen-Anhalt bestimmt. Die Osterpredigt des evangelischen Landesbischofs Friedrich Kramer wurde in diesem Jahr vor dem Magdeburger Dom aufgezeichnet und bei YouTube veröffentlicht. Auf die Pandemie ging Kramer gemeinsam mit dem Bischof des Bistums Erfurt, Ulrich Neymeyr, in einem Osterwort ein. "Gerade sieht es so aus, als ob die Osterzeit und das Ende der gesellschaftlichen Fastenzeit nicht zusammenfallen", hieß es darin.

Der katholische Bischof von Magdeburg, Gerhard Feige, dankte in seiner Predigt "allen Haupt- und Ehrenamtlichen, die sich innerhalb und außerhalb der Kirche dafür einsetzen, dass das Leben weitergehen kann - oft unter der Gefahr für sie selbst." Er betonte jedoch auch, dass das Leid unzähliger Menschen im Land, aber auch in den Flüchtlingslagern und in den Slums so vieler Großstädte zum Himmel schreie.