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Immer weniger Handwerksmeister: Land will gegensteuern

Der Meisterbrief gilt als das Aushängeschild im Handwerk. Doch den Abschluss will nicht jeder junge Mensch mehr machen, klagen die Kammern und das Land.

10.03.2017, 23:01

Magdeburg/Halle (dpa/sa) - Das Handwerk in Sachsen-Anhalt beklagt einen zunehmenden Mangel von Meistern ihres Fachs. Rund 150 junge Männer und Frauen haben am Samstag in Magdeburg ihren Meisterbrief bekommen, wie die Handwerkskammer Magdeburg mitteilte. Im Vorjahr hatten sich mehr als 190 junge Menschen für die Zusatzausbildung zum Meister entschieden, im Jahr 2000 waren es noch 400 Männer und Frauen aus dem Norden Sachsen-Anhalts.

Ähnlich sieht es im Landessüden aus. Nach Angaben der Handwerkskammer Halle legten von August 2015 bis Juli 2016 insgesamt 174 Teilnehmer, darunter 41 Frauen, ihre Meisterprüfung ab. (2000: 391). Bezogen auf die Berufe sind es vor allem Kraftfahrzeug- sowie Elektrotechniker, Installateure, Zahntechniker, Hörgeräteakustiker, Friseure, Maler, Maurer und Tischler.

"Der Meisterbrief ist der Ritterschlag im Handwerk", sagte der Präsident der Handwerkskammer Magdeburg, Hagen Mauer. Die Qualifikation stehe für Qualität, Unternehmertum und engagierte Ausbildung.

Wirtschaftsminister Armin Willingmann (SPD) erklärte, das Handwerk sei eines der größten Wirtschaftsbereiche des Landes und gebe wichtige Impulse für Wachstum und Beschäftigung. Landtagspräsidentin Gabriele Brakebusch sagte: "Jedem, der sich für einen handwerklichen Beruf entscheidet, zolle ich meinen Respekt." Sachsen-Anhalt hat nach Angaben der Kammern im Norden rund 13 000 Handwerksfirmen mit rund 68 500 Beschäftigten, im Landessüden 14 200 Betriebe mit etwa 72 000 Beschäftigten.

Unterdessen stehen in den kommenden Jahren im ganzen Bundesland Hunderte Betriebsübergaben an, weil die Inhaber in Rente gehen. Die Branche befürchtet, dass es zumindest in einigen Gewerken nicht genügend Meister und Nachwuchskräfte als Nachfolger gibt. Das Land reagiert und will Meister künftig stärker fördern. In Deutschland ist der Meisterbrief in der Praxis noch immer in vielen Berufen die Voraussetzung für eine Firmengründung und -übernahme.

Derzeit würden Kriterien für die neue Meistergründungsprämie erarbeitet, sagte ein Sprecher des Wirtschaftsministeriums. Der Bonus soll gezahlt werden, wenn junge Meister einen Betrieb übernehmen oder gründen. Die Handwerkskammern dringen auf eine schnelle Einführung. Das Instrument könne helfen, den Nachwuchsmangel zu mildern. "Der Meisterbrief ist unantastbar", betonte zugleich der Magdeburger Kammerpräsident mit Blick auf die Diskussion in der Europäischen Union, wo es Bestrebungen zur Abschaffung gebe.

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