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Kein Schulbus, keine Tram: Warnstreik legt Nahverkehr lahm

"Frust kommt auf, denn der Bus kommt nicht", singt Musiker Peter Fox in seinem Lied "Schwarz zu Blau". Es ist in mehreren sachsen-anhaltischen Städten der Soundtrack zum Dienstag - dort zwingt ein Warnstreik den Nahverkehr zum Stillstand.

29.09.2020, 13:41
Friso Gentsch
Friso Gentsch dpa

Magdeburg/Halle/Naumburg (dpa/sa) - Kein Schulbus, keine Tram zur Arbeit, kein Bus zum Einkaufen: In mehreren Städten in Sachsen-Anhalt sind wegen eines Warnstreiks am Dienstag stundenlang weder Busse noch Straßenbahnen gefahren. Mit Betriebsstart legten Hunderte Beschäftigte in Magdeburg, Halle, Dessau-Roßlau und dem Burgenlandkreis die Arbeit nieder, wie mehrere Sprecher der Gewerkschaft Verdi am Nachmittag sagten.

Die Arbeitnehmervertreter organisierten bundesweit Arbeitsniederlegungen, um den Druck auf die Arbeitgeber zu erhöhen, damit sie mit ihnen einheitliche Standards bei Schichtzulagen, Urlaub und Überstundenregeln verhandeln. So soll die Branche angesichts des Nachwuchsmangels attraktiver werden, erklärte Verdi.

So mussten Berufspendler, Schülerinnen und Schüler und Menschen auf dem Weg zu Alltagserledigungen beispielsweise auch in Berlin, Hamburg, Hannover, Kiel, Leipzig, Dresden und Erfurt auf andere Verkehrsmittel ausweichen. "Ich weiß, dass das für viele schmerzhaft ist, wir hatten heute viele erboste Anrufer am Telefon", sagte Paul Schmidt am Dienstag, der für Verdi die Warnstreiks im Burgenlandkreis organisierte. Unmut gab es vor allem für ausgefallene Schulbusse. "Ich weiß, wie schmerzhaft das ist, ich habe selbst eine kleine Tochter." Dennoch denke er, dass das Signal mit dem kreisweiten Stillstand beim Busverkehr gesetzt worden sei.

Auch in den anderen betroffenen Regionen zogen die Organisatoren ein positives Fazit. "Am Standort ist eine gute Streikbeteiligung, und in Magdeburg fährt nichts", sagte Verdi-Sprecher Andreas Reichstein. "Wir sind zufrieden, dass das so geklappt hat und hoffen, dass das bundesweit ebenso ist, um die Arbeitgeber an den Verhandlungstisch zu holen", sagte Simona König, die für Verdi in Halle im Einsatz war.

Den Organisatoren zufolge beteiligten sich in Magdeburg bis zum frühen Nachmittag rund 150 Kolleginnen und Kollegen, in Halle waren den Angaben zufolge 400 Beschäftigte im Warnstreik, in Dessau-Roßlau 50 und im Burgenlandkreis rund 200. Mitunter konnten Fahrgäste in den betroffenen Regionen auf S- und Regionalbahnen im Zugverkehr ausweichen, der nicht von den Warnstreiks betroffen war.

In Halle und Dessau-Roßlau sei die Aktion am Mittag beendet worden, sagte Verdi-Sprecherin König. Die anschließende Schicht sei pünktlich erschienen. Nach Angaben der Halleschen Verkehrsbetriebe (Havag) sollte sich der Betrieb in den frühen Nachmittagsstunden normalisiert haben. In Magdeburg und dem Burgenlandkreis müssen die Fahrgäste noch den ganzen Tag mit Alternativen zum Ziel kommen.

Dort folgte auch die Mittel- und Spätschicht dem Aufruf zum Warnstreik, wie die Verdi-Sprecher sagten. Erst am Mittwoch sollen dort Bus und Bahn wieder fahren. Die Unternehmen in Magdeburg und im Burgenlandkreis kündigten bereits vorab an, dass es den ganzen Dienstag keinen Bus- und Bahnverkehr in ihrem Netz geben wird.

Verdi will bei den laufenden Tarifverhandlungen für bundesweit rund 87 000 Beschäftigte beim Öffentlichen Personennahverkehr einheitliche Regelungen für den Ausgleich von Überstunden, Zulagen für Schichtdienste, Urlaubsanspruch und Sonderzahlungen durchsetzen. Dazu fordert die Gewerkschaft seit März Verhandlungen zu einem bundesweiten Manteltarifvertrag, die am Wochenende von der Vereinigung Kommunaler Arbeitgeberverbände abgelehnt worden sei. In Sachsen-Anhalt gebe es zusätzlich die Forderung, Löhne und Gehälter um mindestens 1,50 Euro pro Stunde anzuheben, teilte Verdi mit.

Aktuelle Informationen der Havag zum Warnstreik in Halle

Aktuelle Informationen der Magdeburger Verkehrsbetriebe zum Warnstreik