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Klimaforscher Haug neuer Akademiechef

Es sollte ein Festakt mit Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) sein. Doch die Gewalttat von Hanau hat ihre Reisepläne nach Halle durchkreuzt. In ihrer von einem Vertreter verlesenen Rede an der Leopoldina betonte die Kanzlerin die Rolle verständlicher Erklärungen in einer komplexen Welt.

20.02.2020, 17:37

Halle (dpa) - Der Klimaforscher, Geologe und Ozeanograph Gerald Haug (51) aus Mainz ist der neue Chef der Nationalen Akademie der Wissenschaften Leopoldina. Bei einem Festakt mit rund 400 Gästen wurde ihm am Donnerstag in Halle die Amtskette von seinem Vorgänger, dem Mikrobiologen Jörg Hacker, übergeben. Aus Sicht von Haug haben derzeit Themenbereiche wie der Klimawandel, die Digitalisierung und die globale Gesundheit hohe Priorität. Die Leopoldina gilt als die Stimme der Wissenschaft im In- und Ausland.

"Wir müssen in der Lage sein, auf nationaler wie internationaler Ebene gesellschaftlich brennende Themen innerhalb weniger Wochen zu bearbeiten", sagte der neue Präsident. Wie wichtig das sei, zeige sich am Beispiel des neuartigen Coronavirus und den möglichen nationalen und globalen Folgen.

Der Staatsminister im Kanzleramt, Hendrik Hoppenstedt, gratulierte Haug im Namen von Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU). Sie hatte ihre Teilnahme am Festakt angesichts der Gewalttat von Hanau kurzfristig abgesagt. Die Leopoldina stehe für Freiheit im Denken und Freude an der Zukunft, erklärte Merkel in ihrer vom Staatsminister verlesenen Festrede.

Den Klimawandel und seine verheerenden Folgen einzudämmen sei eine der anspruchsvollsten und drängendsten Menschheitsaufgaben überhaupt. Sie freue sich sehr, dass der neue Präsident ein ausgewiesener Klimaexperte ist. Merkel dankte in der Rede zugleich Hacker, der das Amt zehn Jahre inne hatte, für seine Verdienste um die wissenschaftsbasierte Beratung von Politik und Gesellschaft.

Merkel betonte in ihrem Redemanuskript, dass Deutschland weiter daran arbeiten müsse, sein Spitzenniveau in Wissenschaft und Forschung und seinen Technologievorsprung auszubauen. Dabei sei Transparenz wichtig. Grundlegende Veränderungen gingen oft mit Unsicherheit und Sorge einher. Daher brauche es faktenbasierte, aber auch vor allem allgemein verständliche Erklärungen, wie mit diesen Veränderungen am Besten umzugehen sei. "Anderenfalls überlassen wir jenen das Feld, die einfache Antworten auf komplexe Fragen versprechen, die ein diffuses Gefühl der Unsicherheit für ihre Zwecke ausnutzen möchten", hieß es in Merkels Rede.

Dem neuen Präsidenten wünschte die Kanzlerin einen erfolgreichen Einstieg in das Amt. Haug tritt es als 27. Präsident der Leopoldina am 1. März für fünf Jahre an. Er beschäftigt sich unter anderem mit der Entwicklung des Klimas der letzten Jahrtausende bis Jahrmillionen. Haug ist seit 2012 gewähltes Mitglied der Leopoldina. Er hat unter anderem Direktor am Max-Planck-Institut für Chemie in Mainz gearbeitet.

Die Leopoldina berät die Politik unabhängig und auf der Basis von wissenschaftlichen Erkenntnissen zu gesellschaftlich relevanten Themen. Die Spannbreite reicht von ethischen Fragen in der Medizin bis hin zur Digitalisierung und künstlicher Intelligenz. Der Akademie gehören rund gewählte 1600 Mitglieder aus der ganzen Welt an, darunter Nobelpreisträger.

Zu Beginn des Festakts wurde mit einer Schweigeminute der Opfer der Gewalttat von Hanau und deren Angehörigen gedacht. Ein 43-jähriger Deutscher hatte in der Nacht zu Donnerstag im hessischen Hanau in einem mutmaßlich rassistischen Anschlag zehn Menschen und sich selbst umgebracht. Sachsen-Anhalts Ministerpräsident Reiner Haseloff (CDU) sagte, angesichts des Anschlags vom 9. Oktober in Halle könne er nachvollziehen, wie es seinem Amtskollegen Volker Bouffier (CDU) und den Menschen in Hessen jetzt gehe. Es komme zusätzlich zum Mitgefühl darauf an, dass die Gesellschaft zusammenstehe und den Angehörigen der Opfer helfe.

Video-Podcast

PM vom Presse- und Informationsamt der Bundesregierung

Die Nationale Akademie der Wissenschaften Leopoldina

Biografie Gerald Haug